"Die Schlikkerfrauen" am Dienstag auf Sat.1 Die Mitarbeiter des (letzten) Monats

München · Es gibt Stoffe, von denen würde man sagen, dass sie nicht verfilmbar sind. Und dann wird man eines Besseren belehrt: Gleich zwei Sender kündigten an, einen Film über die Schlecker-Pleite zu drehen. Sat.1 und ZDF lieferten sich seitdem ein Wettrennen. Das Ergebnis des Privatsenders ist am Dienstagabend zu sehen.

So inszeniert Sat.1 die "Schlikkerfrauen"
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Zwar begann die Planung beim öffentlich-rechtlichen Sender zuerst, doch überholte der Münchner Privatsender das ZDF bei den Dreharbeiten und dann beim Ausstrahlungstermin. Die Sat.1-Komödie "Die Schlikkerfrauen" ist Montagabend, zwei Wochen vor dem ZDF-Zweiteiler "Die Abrechnung", zu sehen. Eines sei vorweg gesagt: Sat.1 legt gut vor.

Katharina Thalbach spielt Greta, die Leiterin der von der Schließung bedrohten Schlikker-Filiale in Berlin-Moabit. Annette Frier ist in der Rolle der Angestellten Angie zu sehen. Gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen Chris (Sonja Gerhardt) und Zari (Shadi Hedayati) wollen sie den Laden retten. Denn es hat alles nichts geholfen: Der Gehaltsverzicht, die Überstunden, die Tanzshow der Kassiererinnen vor dem Laden, das Putzen der Fensterscheiben und des Ladens nach Feierabend, unentgeltlich versteht sich.

Der Firmenboss als Geisel

Als Theo Schlikker (Sky Du Mont) in seiner Villa den Daumen nach unten dreht, ist auch das Schicksal des Ladens in Moabit besiegelt. Doch so einfach wollen sich die vier Angestellten nicht geschlagen geben: Sie besetzten die Filiale und nehmen Firmengründer Theo Schlikker als Geisel.

Chronologie der Schlecker-Pleite
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Chronologie der Schlecker-Pleite

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Angelehnt an die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker im Jahr 2012 zeigt "Die Schlikkerfrauen" in Form einer Komödie die Geschichte des Scheiterns aus Sicht jener, die die Misswirtschaft am Ende ausbaden müssen: Während der Gründer der Drogeriekette für sich und seine Familie persönlich vorgesorgt hat, stehen die Angestellten, die jahrelang ausgebeutet wurden, von einem Tag auf den anderen ohne Abfindung auf der Straße.

Starke Darsteller und gute Dialoge

Die Frauen gehen auf die Barrikaden und ziehen in den Kampf gegen den Untergang. Alle vier sind von ihrem Job abhängig: Greta hat Schulden und lebt im Kleingartenverein, Angie muss zwei Schulkinder durchbringen, Chris würde zwar lieber eine Modelkarriere einschlagen, traut sich aber nicht, und Zari will ihrer iranischen Familie zeigen, dass sie auch alleine klarkommt.

Dabei gelingt Sat.1 ein kleines Kunststück: Obwohl es sich um eines der traurigsten Kapitel deutscher Unternehmensgeschichte handelt, kann der Zuschauer am Ende darüber lachen. Das liegt an den tollen Schauspielern einerseits und an einem dialogstarken Drehbuch (Uwe Janson und David Ungureit) andererseits.

"Und so was haben wir verkauft?"

Ein Beispiel: Filialleiterin Greta droht ihrer Geisel Theo Schlikker: "Das ist Deo für 99 Cent, das brennt schlimmer als Pfefferspray." "Und so was haben wir verkauft?", fragt der Unternehmensgründer später, als er etwas davon in die Augen bekommt.

Auch über Schlecker-Interna wird fröhlich gespottet: Kolleginnen anrufen und um Unterstützung bitten geht nicht, weil es in den Filialen aus Spargründen kein Telefon gibt. Eine gelungene Sozialkomödie, die zwar nicht ganz ohne Klischees auskommt, aber mit viel Humor und starken Darstellerinnen punktet.

"Die Schlikkerfrauen", Sat.1, 20.15 Uhr

(RP)
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