"Tatort" aus Erfurt Die Sendung mit dem Maulwurf
Erfurt · Erfurts "Tatort"-Team sucht einen Verräter in den eigenen Reihen. Aber der Fall ist zu offensichtlich. Spätestens nach einem Drittel des Films ahnt der Zuschauer, wer der "Maulwurf" im Erfurter "Tatort" ist.
Denn die jungen Kommissare Henry Funck (Friedrich Mücke), Maik Schaffert (Benjamin Kramme) und Johanna Grewel (Alina Levshin) sind völlig ohne Kontur. Befremdlich wirkt diese Dreierkonstellation auch bei den Ermittlungen, wenn sie fast immer und überall gemeinsam auftauchen und der Bürgersteig nicht breit genug ist für sie — so viel Polizei würde man sich auf deutschen Straßen wünschen. Die Ermittler kommen wie eine erwachsene Form von Meisterdetektiv Kalle Blomquist und seinen Freunden Anders und Eva-Lotta daher. Wirklich ernst zu nehmen sind sie nicht.
Den Drehbuchautoren Leo P. Ard und Michael B. Müller sowie Regisseur Johannes Grieser ist es nicht gelungen, einen spannenden Krimi zu machen: Der verurteilte Rotlichtkönig Timo Lemke (Werner Daehn) nutzt die Beerdigung seines Vaters zur Flucht und erschießt dabei einen Polizisten.
Während Funck, Schaffert und Grewel den Flüchtigen suchen, wird ihre Chefin Petra "Fritze" Fritzenberger (Kirsten Block) entführt. Sie hatte die Rotlichtgröße einst mit Kriminaldirektor Volker Römhild (Christian Redl) hinter Gitter gebracht. Ein Ex-Polizist (Oliver Stokowski) soll Lemke geholfen haben und — damals noch im Dienst — den Zuhälter als Maulwurf vor anstehenden Razzien gewarnt haben. Schnell (allerdings langsamer als der Zuschauer) merken die Kommissare, dass damals der Falsche als Verräter entlassen wurde.
Das junge Erfurter Team kann sich noch entwickeln. Ob es dazu mit einem dritten Fall 2015 die Chance bekommt, konnte (oder wollte) der Mitteldeutsche Rundfunk noch nicht beantworten.
"Tatort - Der Maulwurf", ARD, So., 20.15 Uhr