Christine Urspruch im Interview "Die Serie 'Dr. Klein' ist mein Jackpot"

Düsseldorf · ChrisTine Urspruch, bekannt als "Alberich" aus dem Münster-"Tatort", spielt die Hauptrolle in der neuen ZDF-Arztserie. In der Serie hat sie im Gegensatz zum Tatort nicht mit bereits verstorbenen Patienten zu tun.

 ChrisTine Urspruch bei einem Auftritt in der ZDF-Show "Wetten, dass..?"

ChrisTine Urspruch bei einem Auftritt in der ZDF-Show "Wetten, dass..?"

Foto: dpa

Gefällt Ihnen der Titel der neuen Vorabendserie "Dr. Klein", in der Sie eine kleinwüchsige Ärztin spielen?

Christine Urspruch Ich finde ihn lustig. Es ist erstmal ein Hinhörer, etwas, woran man sich wahrscheinlich stößt und fragt, muss das jetzt auch noch sein?

Man hätte die Serie auch "Dr. Groß" nennen können.

Urspruch Das verschlimmbessert es vielleicht. Ich finde den Titel treffend, und im Idealfall stellt man als Zuschauer irgendwann fest, dass der Name keine große Rolle spielt.

Konnten Sie sich mit einbringen ins Drehbuch?

Urspruch Ja, ich wurde früh mit meinen Erfahrungen eingebunden. Es geht aber nicht eins zu eins um meine Erlebnisse, sondern um einen Eindruck, wie ich die Welt sehe und um die Reaktionen der Menschen. Es passiert, dass ich gelegentlich nicht ganz ernst genommen werde, dass man mir zum Beispiel eine bestimmte Aufgabe nicht zutraut. Um solche Situationen geht es auch in der Serie.

Man kann also sagen, die Serie ist auf Sie zugeschnitten worden.

Urspruch Ja, sie ist für mich entwickelt worden. Das ist wirklich ein Jackpot. Es fühlt sich gut an und erfüllt mich mit Freude, ist aber auch mit Verantwortung verbunden.

Ist der Umgang mit Ihrer Körpergröße ähnlich frech wie im "Tatort"?

Urspruch Es ist vielschichtiger. Dadurch, dass ich in der Serie eine Kinderärztin spiele und mit Kindern sozusagen auf Augenhöhe zu tun habe, kommt da eine andere Dimension hinzu, denn manchmal zweifeln die Kinder an dem, was ich tue. Zudem habe ich einen starken Widersacher - der natürlich Dr. Lang heißt - der nicht versteht, dass eine Frau, noch eine kleine dazu, in der Hierarchie der Klinik ihm vorgezogen wird.

Ist die Serie mehr "Emergency Room" oder mehr "Schwarzwaldklinik"?

Urspruch (lacht) Es ist "Dr. Klein". Ich glaube, dass es so etwas in der Form bisher nicht gegeben hat, weil vieles im Umkehrschluss funktioniert. Die Charaktere sind auf den ersten Blick extrem, erweisen sich dann aber als sehr normal.

Sie haben einen Teil Ihrer eigenen Krankheitsgeschichte, Ihre Operation an den Beinen als Kind, mit in die Serie eingebracht. Wo ziehen Sie die Grenze zwischen privater und öffentlicher Person?

Urspruch Es ist mir wichtig, mein Privatleben zu schützen. In einer Folge wird das Thema Kleinwüchsigkeit in verschiedenen Aspekten thematisiert, aber das ist ja nicht dokumentarisch, sondern bleibt ein Spiel, in einem geschützten Raum. Wenn das so aufgefangen wird, ist das für mich zumutbar - und für den Zuschauer sicherlich auch.

Sie gehen öffentlich sehr unverkrampft mit Ihrem vermeintlichen Handicap um. Sind Sie manchmal auch genervt?

Urspruch Ich würde mir wünschen, dass diese Fragen mal aufhören würden. und ich hoffe, dass die Serie manche eingefahrenen Denkmuster tatsächlich aufbricht.

Sie spielen eine Chirurgin. Können Sie eigentlich Blut sehen?

Urspruch Ich kann das gut sehen, bei mir selbst und bei anderen. Ich stelle mir den Körper als Apparat vor, das funktioniert ganz gut.

Gab es auch Spezialisten, die Ihnen gezeigt haben, wie man ein Skalpell richtig führt?

Urspruch Ja, die brauchte ich auch dringend. Es gibt zum Beispiel eine Klemme, die man mit dem Daumen und dem vierten Finger hält. Das würde sofort auffallen, wenn ich das falsch gemacht hätte.

Sie sind in Remscheid aufgewachsen und auch da mit dem Theater in Berührung gekommen. Welche Beziehung haben Sie heute zur Stadt?

Urspruch Ich würde gerne öfter da sein, weil meine Familie dort und in der Umgebung lebt, aber meine Zeit erlaubt es nicht. Vor allem in diesem Jahr hatte ich kaum Gelegenheit zu Besuchen.

Wie sieht es aus mit Rollen-Angeboten? Vom "Tatort" alleine kann man wahrscheinlich nicht leben.

Urspruch Nein, ich habe da pro Folge meist nur zwei, drei oder vier Drehtage. Davon kann man nicht seinen ganzen Jahres-Lebensunterhalt bestreiten. Aber ich habe immer auch Theater gespielt. An der Volksbühne in Berlin kann man mich noch in der Produktion "Die (s)panische Fliege" sehen. Nächstes Jahr ist ein Theaterstück in Bregenz geplant. Das Theater ist mir wichtig, es hat mich weitergebracht und hält mich wach.

Sind Sie mit der Vielfalt der Rollen zufrieden? Gibt es Angebote, die nicht auf Ihre Körpergröße abheben?

Urspruch Das ist in Film und Fernsehen seltener der Fall. Im Theater spielt meine Größe meistens keine Rolle - das tut dann mal ganz gut.

(RP)
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