Düsseldorf Die Show, die Start-ups Erfolg garantiert

Düsseldorf · In "Die Höhle der Löwen" präsentieren buhlen Jungunternehmer um Investoren. Heute zeigt Vox die letzte Folge.

Sie hatten sich vorbereitet, Chips vorproduziert, bis das Lager voll war und den Internet-Server aufgerüstet. Sie wussten, der Ansturm kommt, der Fernsehsender Vox hatte sie vorgewarnt. Aber es nützte alles nichts: Als Aryan Moghaddam und Maurice Fischer in Sportschuhen und Karohemden vor die Jury in "Die Höhle der Löwen" traten und ihre Wirsing-Chips präsentierten, stürzten ihre Internetseiten ab. Nichts ging mehr. Der Ansturm im Netz war zu groß.

Seit August überträgt Vox die zweite Staffel seiner Erfolgsshow, in der Start-ups ihre Geschäftsideen präsentieren, und vielen geht es so wie Moghaddam und Fischer. Anschließend wird die Nachfrage so groß, dass die Jungunternehmer ihr kaum noch gewachsen sind. Heute Abend läuft die letzte Folge: Ein Gründer aus Oberbayern wird ein Puzzle aus Schokolade vorstellen - der solventen Jury um den millionenschweren Unternehmer Jochen Schweizer möchte er Firmenanteile abtreten, im Gegenzug erwartet er eine Finanzspritze von 80.000 Euro.

Investitionen von Zehntausenden Euro sind in der Show üblich, zuletzt sorgten zwei junge Entwickler für Furore, als sie zwei Millionen Euro für 20 Prozent an ihrer Mathe-Nachhilfe-App "Math 42" aufriefen. Von "Secret Sources" und "Retention Rates" sprachen Raphael und Maxim Nitsche, die erst 19 und 20 Jahre alt sind. 2,41 Millionen Menschen sahen dem BWL-Kauderwelsch zu. Obgleich kein Abschluss getätigt wurde, war der Auftritt für Vox und die Gebrüder Nitsche ein Erfolg: Die einen verzeichneten eine Rekord-Quote, die anderen hohe Downloads. In den ersten zwei Wochen nach der Ausstrahlung sei die App in Deutschland 300.000 Mal heruntergeladen worden, sagt Maxim Nitsche und, ach ja, die Website stürzte ab. Vor allem aber sei die Aufmerksamkeit überwältigend, die dem Betrieb nun zuteil werde. Sie waren "bei Lanz", erzählt er, und bei "Stern TV". Auch wenn kein Investment zustande kam, der Auftritt habe sich rentiert.

Um acht Mitarbeiter auf 16 aufstocken mussten Moghaddam und Fischer ihre Hamburger Firma "Heimatgut", vier Kollegen für die Chips-Produktion, vier fürs Büro. Seit sie ihre luftgetrockneten Wirsing-Snacks im TV präsentierten, laufen die Maschinen auf Hochtouren. Das Tagesgeschäft habe sich verzehnfacht, sagt Moghaddam, auch wenn er keine Zahlen nennen möchte. "Die Supermärkte melden sich nonstop." Ihren Online-Shop haben sie geschlossen: zu viele Anfragen. Sie produzieren erst mal nur für den Handel.

Ob die Erfolge von Dauer sind, bleibt abzuwarten. In den USA, wo die Show seit 2009 läuft, sollen 9000 neue Arbeitsplätze entstanden sein. Die Entwickler des individualisierbaren Kinderbuchs "Lost my name" etwa, die 2014 an der britischen Gründer-Show "Dragons' Den" teilnahmen, haben laut der Zeitung "The Telegraph" inzwischen 700.000 Bücher in 150 Ländern verkauft. 100.000 Pfund (135.000 Euro) hatten sie in der Show gesammelt.

Um 50.000 Euro Investment warben die Kölner Unternehmer Stephan Baltroweit und Kanika Kaltenberg für ihr Start-up "Zuckerzahn", das sogenannte "Candydessen" auf Events schickt, damit sie dort Cupcakes und Zuckerwatte verteilen. Die Gründer waren 2014 in der ersten Staffel zu sehen. Einen Investor fanden sie dort nicht, seitdem aber sei die Auftragslage so gut, dass sie in ein Büro umziehen konnten, sagt Kaltenberg. Zuvor arbeiteten sie von zu Hause. Auch das ist ein Erfolg.

"Höhle der Löwen, Vox, 20.15 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort