Berlin Drama um Misstrauen und Bosheit

Berlin · Im ZDF-Film "Treibjagd im Dorf" steigern sich die Bewohner eines Alpenortes in eine fixe Idee hinein.

Es soll nur eine Schießübung sein. Opa Anton will seinem Enkel Franzi zeigen, wie es geht. "Entsichern, Ziel anvisieren, einatmen", erklärt er. "Jetzt zeig, was du kannst!" Und Franzi schießt. Und kurz darauf noch mal, gerade als der Opa die Flaschen zurechtrücken will, auf die Franzi zielen soll. Der Opa bricht getroffen zusammen, Franzi läuft weg. Anton stirbt im Krankenhaus, Franzi hat Angst zu erzählen, was passiert ist. Und der Verdacht fällt bald auf einen anderen.

Das ZDF zeigt die österreichisch-deutsche Koproduktion "Treibjagd im Dorf" als "Fernsehfilm der Woche". Der dritte Teil der Heimatfilmreihe knüpft an "Ein Geheimnis im Dorf" (2016) und "Die Fremde im Dorf" (2014) an. Für das Drehbuch zum Auftakt hatte Konstanze Breitebner den Romy bekommen.

Auch wenn die Polizei in dem idyllischen Dorf in der Steiermark ermittelt, der Film ist kein Krimi, eher ein von Regisseur Peter Keglevic ausgesprochen gelungen in Szene gesetztes Drama. Um Misstrauen und Bosheit, Hass und Rachsucht, Verlogenheit und üble Nachrede. Und darüber, wie finster es hinter der Kulisse einer scheinbar verschworenen Dorfgemeinschaft aussehen kann, in der nie offen mit denen geredet wird, die es angeht.

Opa Anton (August Schmölzer), der mit seinem Enkel (Enzo Gaier, 15) so großväterlich umgeht, hat auch ganz andere Seiten. Seine Frau hat er umgebracht, für den Totschlag saß er im Gefängnis, und vor seiner Familie verheimlicht er noch immer das ein oder andere. Sein Sohn Josef (Manuel Rubey) verachtet ihn. Erna (Franziska Walser), die zweite Frau in Antons Leben, hasst Josef fast so sehr wie dessen Bruder Franz (Max von Thun), von dem sie glaubt, dass er auf Anton geschossen hat. Und das erzählt sie bedenkenlos weiter. Schon bald wird an allen Ecken darüber getratscht.

Zu den Qualitäten des Drehbuchs gehört, die Auflösung bis ganz zum Schluss offen zu halten, was den Film noch spannender macht. Ebenfalls auf der Haben-Seite: Starke Figuren und starke Darsteller: Das gilt für Max von Thun als Franz, der immer verzweifelter erkennen muss, dass kaum jemand noch Vertrauen zu ihm hat. Franziska Walser spielt ihre Rolle als boshafte, intrigante Alte ebenfalls so überzeugend, dass ihr die Abneigung der Zuschauer sicher sein darf.

Am Schluss ist die Dorfidylle restlos zerstört. Antons Tod klärt sich zwar auf, aber das ist dann schon fast nicht mehr wichtig.

"Treibjagd im Dorf", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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