Dschungelcamp: Gina-Lisa ist raus Fünf Sterne Deluxe

Gold Coast · Die elfte Staffel des Dschungelcamps im Endstadium: Das Ausscheiden von Gina-Lisa ist so belanglos wie die Figur selbst. RTL zieht die Notbremse der Langeweile, pfändet Zigaretten und Luxusartikel. Bewiesen ist nun: Icke kann sprechen.

Dschungelcamp 2017 - Honey muss zur Dschungelprüfung & alle Zigaretten sind weg
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Tag 11 im Dschungelcamp

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Foto: RTL / Stefan Menne

Und wenn du denkst, du hast alles gesehen, zieht sich Honey seine pinken Känguru-Ohren vom Kopf und sagt: "Wir haben heute Deutschland unterhalten." Wie immer ist nicht ganz klar, ob der Mann mit den drei Haaren auf der Brust das nun ernst meint, aber es steht beinahe zu befürchten. Wer sich also dadurch unterhalten fühlt, wenn Alexander Kühn oder Alexander Keen oder, nun ja, Honey, der Mann also, mit den Brusthaaren und den sehr weißen Zähnen und dem sehr dicken Hals, heißer Draht spielt, dem sei gratuliert. Denn: er nimmt das Dschungelcamp offenbar ernst.

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Dschungelcamp 2024 – wer ist raus?

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Foto: RTL

Tag zehn der elften Staffel von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Verlorene Seelen, die hoffen, im Tausch für ihre Würde und ein paar Euro etwas Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie kämpfen um den Titel des Dschungelkönigs. Bisher ist nicht viel passiert, außer dass Honey die Dschungelprüfung gekniffen hat. Er fühlte sich wegen seines dicken Halses eingeengt. Hanka sprach über Sex und Fräulein Menke über ihren Stuhlgang. Dafür, dass RTL Menschen ohne Internet an einen Ort der Frühzeit verbannt, ist das erstaunlich wenig.

Damit es also ein bisschen kracht und knarzt und stänkert, hat RTL an Tag zehn die Reißleine der Langeweile gezogen. Weil die verbliebenen Teilnehmer derart viele Regelverstöße begangen haben, kassierte die gewiefte Regie 15 Luxusartikel und sämtliche Zigaretten ein. Da meldete sich Thomas Häßler erstmalig zu Wort und fragte: "Wo bin ich denn hier?" Eine Frage von erstaunlicher Dringlichkeit, wenn man sich mal überlegt, dass der Fußballweltmeister von 1990 Fußballweltmeister von 1990 ist.

Die Autoren schlafen derweil vor sich hin. Weil es nur wenige Reibungspunkte an den Figuren im Camp gibt, arbeiten sie sich weiter an Honey, seinem breiten Grinsen, seiner Bronchitis und seinem dicken Hals ab. Es ist nicht einfallsreich und auch nicht besonders lustig, Gags, die am Vortag für Schmunzeln gesorgt haben, zu wiederholen. Vielleicht ist es zu viel verlangt, ausgerechnet vom Dschungelcamp Unterhaltung zu erwarten. Aber wenn dies nicht der Sinn dieser Sendung ist, dann könnte man wirklich früher ins Bett gehen.

Bei der Prüfung verpasst Honey Marc Terenzi ein paar Stromschläge und Ekel-Duschen mit Ameisen und Kakerlaken, in dem er mit seinen Känguru-Ohren an den heißen Draht kam. Terenzis Aufgabe ist es, Honey zu leiten. Dieser dankt es mit den Worten: "Son of a bitch", was einer Übersetzung nicht würdig ist. Fünf Sterne holen die beiden. Und es ist nicht ganz klar, ob es an der fortgeschrittenen Uhrzeit liegt oder an der Banalität der Aufgabe: Man weiß nicht recht, woher genau diese fünf Sterne kommen. Aber wenn es zwei Stars zu reüssieren verdient haben, dann sicherlich Marc und Honey.

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Dschungelcamp 2024 – das sind die Kandidaten

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Foto: dpa/Pascal Bünning

"Zwischenmenschliche Kommunikation ist komplex", sagt Honey und weiß gar nicht, wie recht er hat. Seine angehimmelte Gina-Lisa Lohfink muss am Ende dieser 75-minütigen Sendung das Camp jedenfalls verlassen. Man könnte das eine Überraschung nennen, weil sie doch eine der wenigen streitbaren Figuren war. Allerdings könnte man den Rauswurf Gina-Lisas auch als völlig indifferent bezeichnen, weil die Gruppe derart wirr und gelangweilt ist, dass es kaum eine Rolle spielt, welche traurige Gestalt zuerst in der Freiheit Big Macs essen darf.

Gina-Lisa. Irgendwie ist das ja noch brisant mit ihr. Man sieht diese Frau, die nun wirklich nicht mehr der Jugend zugerechnet werden darf, und möchte sie bemitleiden. Es ist zu befürchten, dass sie das wirklich mitnimmt jetzt. Und dass sie wirklich einmal auf uneingeschränkte Zuneigung gehofft hatte. Wenn nicht auf Liebe, dann auf Sympathie. Aber die für Gina-Lisa traurige Botschaft lautet: Die Empathie im Land wird knapper. Selbst die netten Naiven können nicht mehr auf Mitleid hoffen.

Wer sich durchschlängelt, ist hingegen ein Thomas Häßler oder ein Jens Büchner. Der Vergleich ist absurd, weil der eine tatsächlich in seinem Leben etwas erreicht hat, und der andere sich Vox auf den Arm hat tätowieren lassen. Was die beiden vereint, ist, dass sie den Zeitpunkt verpasst haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. All das ist nicht mehr lustig, es driftet in das Genre der Tragik ab. Mitleid ist ein Stichwort, das sich nicht nur für die ausgeschiedene Gina-Lisa verwenden ließe. Sondern eigentlich für jeden der Verzweifelten.

Wenn es einen Satz gäbe, der diese Verzweiflung, diese Tragik, auf einen Nenner bringt, dann dieser hier, der von Honey an Marc gerichtet ist: "Ich muss Lulu, kommst du mit?" Honey flüchtet aus einer selbstverständlich sinnfreien Diskussion mit Hanka aufs Klo. Hanka wiederum hatte er schon vorher enttarnt: "Das ist der Grund, warum jemand wie Hanka keine Freunde hat. Sie ist nicht ehrlich." Wenn RTL schlau ist, dann hält es diese Grinsebacke mit Bronchitis so lange wie möglich im Camp. Außer dessen Worthülsen, den ewig gleichen Debatten und Prüfungen, passiert ja nichts.

(her)
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