Dschungelcamp 2017 Honey Keen und die Bronchitis des Todes

Gold Coast · Zehn Tage später als geplant hat das Dschungelcamp 2017 begonnen. Weil Honeys Grinsen zur Unzeit noch aus dem Weltraum zu erkennen war, steht La Familia Grande vor dem Aus.

Dschungelcamp 2017: Alexander "Honey" weigert sich bei Dschungelprüfung
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Tag 10 im Dschungelcamp

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Foto: RTL, Stefan Menne

Diese Geschichte erzählt vom Krieg und sie fängt doch mit einem Grinsen an. Es ist ein Grinsen, das seinem Träger binnen weniger Minuten so viel Ablehnung einbrachte wie dem Pressesprecher von Donald Trump einen Tag zuvor. Ein Grinsen, das zu jedem anderen Zeitpunkt keine Folgen gehabt hätte. Weil es aber zum schlimmstungünstigsten Zeitpunkt erfolgte, hat Honey, der Mann mit dem dicksten Hals der Welt, nun eine Menge Feinde. Im Dschungelcamp und auf Twitter.

Mit einem Konflikt, der über eine Majowskische Anzeigenandrohung hinausgeht, war in dieser Staffel nicht mehr zu rechnen. Die Konflikte, die sich das Produktionsteam durch das geschickte Zusammenstellen von Personal so sehr erhoffen, fehlten 2015 und sie zündeten 2016 nur stellenweise. Auch in diesem Jahr war den Teilnehmern an den ersten neun Tagen nicht beizubringen, dass die Zuschauer hier nicht über den neuen Friedensnobelpreisträger abstimmten.

Reibung ist die halbe Miete

"Wenn Reibung entsteht, Kontroversen debattiert werden, Gegensätze aufeinanderstoßen, dann ist das schon die halbe Miete", verriet uns ein früherer Mitarbeiter der Sendung kürzlich. "Entzug wie der von Nikotin, Alkohol, Bequemlichkeit oder vertrauten Personen besorgt den Rest." Doch entweder waren die Teilnehmer zu sehr abgezockte Reality-TV-Profis oder aber sie litten mehr an sich selbst als an den anderen Bewohnern - und ließen diese deshalb überwiegend in Ruhe.

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Foto: RTL

Dass es seit Sonntag mit der Ruhe vorbei ist, hat einen Grund, für den RTL keine Verantwortung trägt. Es sollte doch bloß eine Dschungelprüfung werden. Die komplette La Familia Grande sollte antreten. Neun Sterne waren zu gewinnen, wenn sich das Team beim Buchstabieren geschickt anstellte. Einziger Haken an der Sache: Jeder sollte sich in eine Box setzen, aus der nur der Kopf herausschaute. Ehrensache, dass diese Box während des Spiels mit Tierchen gefüllt werden sollte.

Doch dazu kommt es nicht mehr. Als sich das Halsstück um Honey schließt, stellt der fest: Zu eng. Er lehnt es ab, an der Prüfung teilzunehmen, die damit auch für alle anderen verloren ist. "Ich denke, die Leute werden das verstehen", sagt er und dann tut er es - er grinst, anstatt sich ausgiebig für seine Weigerung zu entschuldigen. Er ahnt nicht, dass das Grinsen Kriegsgrund wird.

Wofür Donald Trump einen Pressesprecher hat, dafür braucht Honey nur sich selbst: Vor den Augen der Öffentlichkeit zu lügen, obwohl es alle wissen. Am Tag, an dem die Welt die neue Orwell-Vokabel "alternative Fakten" kennenlernt, baut sich auch der bekannteste Ex-Freund einer GNTM-Gewinnerin im Dschungelcamp eine eigene Realität auf. Eine Realität, in der er nur durch Nichtantritt der Prüfung verhindert, einen qualvollen Erstickungstod zu sterben.

"Wenn bei mir der Hals stranguliert wird, hört es auf." Der Kragen sei viel enger als bei einigen anderen Teilnehmern. Dazu seine Bronchitis. Sein Hals, der sei ja möglicherweise viel muskulöser als der von Jens und deshalb breiter. Eine Vermutung, der Sonja Zietlow schnell die Grundlage entzieht. Die Kandidaten seien vorher vermessen worden, auch die Kragenweite. Mit seinen 40 Zentimetern liegt Honey ziemlich hinten. Sie tauft ihn auf den Namen "Bronchichi".

"La Familia am Arsch!"

Es gibt jene, die Honey die Geschichte abkaufen, die eben jedem seine alternativen Fakten lassen. Marc, Jens, die beiden beruflich Gescheiterten, die nun ihre Ausbildung zum Friedensengel machen. Und es gibt Hanka und Florian. "La Familia Grande - kaputt!", sagt Florian. "La Familia am Arsch!", sagt Hanka.

Nach der Rückkehr ins Camp drängt Hanka zur Aussprache. Honey erklärt sich erneut, Bronchitis, Hals, tralala. Es ist der Honey, der sich im Lager gleich wieder eine Zigarette ansteckt, als handle es sich um ein bisher unbekanntes Medikament gegen Atemwegserkrankungen. Florian fährt ihm dazwischen: "Er soll zum Punkt kommen, das Geschwafel kennt jeder." Dann kehrt er sein Innerstes nach außen: "Du hast mir die Chance auf ein Erfolgserlebnis genommen, was mich sehr verletzt hast. Ich hoffe, die Zuschauer sehen dein arrogantes Lachen."

Ein ganz schlimmes Lachen

Honey könnte nun durch eine diplomatische Antwort mit der verbalen Abrüstung beginnen, aber er sagt etwas, das selbst unter den Teletubbies eine Prügelei ausgelöst hätte: "Es tut mir leid, dass du das Erfolgserlebnis nicht hattest. Du kannst morgen gerne alleine in die Prüfung gehen." Hanka hält es nicht mehr aus: "Das ist ja wohl ne Frechheit. Ich stelle mich meinen Ängsten."

Nachdem Jens seine den Frieden nur bedingt herbeiführende "Rede an die Menschheit" (Hanka) gehalten hat, ergreift Gina-Lisa das Wort. "Viele haben gesagt, nimm dich in Achtung vor dem Honey." Da habe sie nicht drauf gehört. Nun aber ist sie kurz davor. "Das war ein ganz schlimmes Lachen", sagt sie.

Nach Abbruch der Verhandlungen nimmt sich Honey Gina-Lisa zur Seite. Er erzählt von seinem Krupphusten, den er als Kind gehabt habe. Bald schon umarmen sie sich. "Ich kann nicht bei jeder Person denken, die verarscht mich nur", rechtfertigt sie sich gegenüber Hanka.

Fast ist man geneigt, ihr zuzustimmen, fast denkt man: Ach, vielleicht leidet Honey gerade wirklich an den Nachwehen seiner Bronchitis, vielleicht hat RTL seinen Kragen bei der Prüfung tatsächlich enger eingestellt, weil der Sender um seine Anfälligkeit wusste - da entschließt er sich, seine Fitness zu trainieren. Minutenlang zieht er an einem Trainingsseil, das T-Shirt hat er abgelegt. Der Mann, der angeblich krankheitsbedingt kaum atmen kann und deshalb eine Prüfung sausen ließ, trainiert nun seine Fitness. Gina-Lisa ist davon beeindruckt, Hanka bloß fassungslos: "Erklär mir solche Menschen, Florian." Meine Muskeln sind gewachsen, wird Honey später sagen. Es ist ein Stunt, den weder Trumps Pressesprecher noch Comical Ali gewagt hätten. Honey ist ein Mann, der vor allem eines im Kopf hat: Honey.

Die Zuschauer spüren, dass in den kommenden Tagen noch einiges möglich ist. Sie wählen nicht Deutschlands unbeliebtestes Grinsen aus dem Camp, sondern Nicole Mieth, die Frau, die keine Lücke hinterlässt, sondern bloß einen Schlafplatz. "Waaas", entfährt es Hanka, als sie erfährt, dass Honey eine Runde weiter ist. Es ist das Votum eines Publikums, das nur noch eines will: Dass dies eine Geschichte vom Krieg bleibt.

(seda)
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