Rückblick auf die elfte Staffel Im Dschungel der Langweiler
Brisbane · An diesem Samstag geht die elfte Staffel der RTL-Show "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" zu Ende. Über weite Phasen war die Harmonie im Camp zu groß und der Unterhaltungswert zu gering. Das hatte auch Auswirkungen auf die Quoten.
Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Dies ist eine der bahnbrechenden Weisheiten, die man mitnehmen könnte aus der elften Staffel der RTL-Show "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!", die nach zwei Wochen mit der Krönung des Dschungelkönigs zu Ende geht. Was lässt sich sonst noch bilanzieren? Schönheitschirurgen wollen penibel ausgewählt sein und erzielen nicht immer ein konsensfähiges Ergebnis. Zigarettenentzug wirkt sich, sagen wir mal vorsichtig, belebend auf die Stimmung aus. Zwangsstörungen ebenso. Vor allem aber: Ohne Stars, die sich diese Bezeichnung auch nur ansatzweise verdient haben, macht das TV-Format weder Sinn noch Spaß.
Aber der Reihe nach. Stichwort Selbsterkenntnis: TV-Immobilienmaklerin Hanka Rackwitz ging von Beginn an bemerkenswert offen mit ihren diagnostizierten Psychosen und dem damit einhergehenden "Wahnsinn" um; Mallorca-Auswanderer Jens Büchner lehnte es ab, mangels Lebensleistung von sich als Star zu sprechen, Model Gina-Lisa Lohfink gab zu, etwas leichtgläubig Männern gegenüber zu sein. Als die verbliebenen Camp-Bewohner bei einer Prüfung nicht in der Lage waren, auch nur ein Wort richtig zu buchstabieren, sprach Rackwitz gar vom "Camp der Legastheniker". So viel Ehrlichkeit war selten, so viel Dummheit auch nicht. Nur führte beides zu nichts.
Das war auch das Hauptproblem dieses Dschungelcamps: Es passierte zu wenig. Zwar waren die Prüfungen eklig wie selten - Details seien hier erspart -, aber auch extrem langatmig. Zudem holte das Ensemble so wenig Sterne wie keine Crew zuvor. Doch nicht einmal die frugale Kost war in der Lage, die Gruppendynamik zu beleben. Von kurzen Intermezzi abgesehen wie einer kläglichen, von Schauspieler Markus Majowski angeführten Möchtegern-Meuterei und den Attacken auf Grinsebacke Alexander "Honey" Keen war das, was die Regie abends im Wasserglas wehen ließ, gerade mal ein laues Lüftchen.
Daran änderten auch diverse tränenreiche Lebensbeichten nichts. Ex-Sängerin Fräulein Menke gestand einen Selbstmordversuch, Malle-Jens ebenso plus den tragischen Tod eines Frühchens und eine falsche Lungenkrebs-Diagnose. Doch alles verhallte, versank im allgegenwärtigen Sender-Sumpf aus Schmonz und Schmalz. Apropos: Nicht mal mit einer echten Liaison konnte das Camp punkten, das Spiel von "Honey" und Lohfink war dann doch zu durchschaubar.
Erinnern wird man sich an diese Staffel vor allem als das Camp der Langweiler. Schauspielerin Nicole Mieth etwa hatte so viel Redeanteil wie Lagerfeuer-Frosch "Trevor", Fußballer Thomas "Icke" Häßler wachte erst nach zehn Tagen auf, als man ihn auf Zigarettenentzug setzte, entwickelte sich dann aber zum Terrier. Sein langer Verbleib im Camp war wohl seiner großen Fanbasis geschuldet. Dazu kam, dass die Gruppe früh Sportsgeist bekundete und sich als "La familia grande" inszenierte - aber in einer Show, die von Gerede, Gezeter und Gezänk lebt, nichts uninteressanter ist als ein Bekenntnis zu Harmonie. Wer als Zuschauer Ja zum TV-Dschungel sagt, will, dass sich die Stars nichts schenken auf dem Weg in den Abgrund. Selbst die schon mit dem Grimme-Preis gekrönte Moderation von Daniel Hartwich und Sonja Zietlow erreichte nur gelegentlich das perfekt-perfide Niveau vergangener Staffeln - vielleicht fehlte auch hier die nötige Inspiration.
Dazu passt, dass die Quoten bislang ein bisschen schlechter waren als im vergangenen Jahr. 2016 schalteten im Schnitt 7,1 Millionen Menschen ein, 2017 waren es durchschnittlich 6,62 Millionen und ein Marktanteil von 27,7 Prozent. In der RTL-Zielgruppe (14- bis 49-Jährige) lag er bei immerhin 35,9 Prozent.
Dass diese Staffel am Ende noch die Kurve kratzte, ist dem harten Kern des Camps zu verdanken - Stripper Marc Terenzi, "It"-Boy Florian Wess, Model Kader Loth, Rackwitz und "Honey". Letzterer brachte mit der Absage einer Prüfung und ungeahnten Selbstdarstellungskünsten gerade rechtzeitig fast alle gegen sich auf. Terenzi hatte schon allein wegen seines unnachahmlichen Kauderwelschs hohen Unterhaltungswert. Die besten Sprüche aber brachte Kader Loth. Man wüsste nie, welche Fragen kommen, sinnierte sie vor einem Quiz. Und nicht das Dschungelcamp sei die größte Herausforderung, sondern Hanka. Wie wahr. Und sehr traurig.