Dschungelcamp Wie Walter Freiwald sich selbst demontiert

Gold Coast · Er hofft auf einen neuen Schub für seine Karriere – doch die RTL-Sendung "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" droht für Walter Freiwald immer mehr zum PR-Desaster zu werden. Der Moderator teilt immer wieder aus: gegen seine Leidensgenossen im Dschungelcamp, gegen seine Ex-Kollegen und gegen seine Darstellung in diversen Medien.

Schon auf dem Weg ins Camp hatte er viel zu meckern: Walter Freiwald, hier mit Tanja Tischewitsch (links) und Angelina Heger.

Schon auf dem Weg ins Camp hatte er viel zu meckern: Walter Freiwald, hier mit Tanja Tischewitsch (links) und Angelina Heger.

Foto: RTL

Er hofft auf einen neuen Schub für seine Karriere — doch die RTL-Sendung "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus!" droht für Walter Freiwald immer mehr zum PR-Desaster zu werden. Der Moderator teilt immer wieder aus: gegen seine Leidensgenossen im Dschungelcamp, gegen seine Ex-Kollegen und gegen seine Darstellung in diversen Medien.

Wer Walter Freiwald überhaupt kennt, der nahm ihn in der Öffentlichkeit bisher vor allem als einen fröhlichen Mann wahr. In der RTL-Show "Der Preis ist heiß" war er der lustige und manchmal sogar verkleidete Assistent von Moderator Harry Wijnvoord, bei diversen Verkaufssendungen auf QVC und bei RTL war er derjenige, der mit frechen Sprüchen Produkte anpries, von denen man dachte, dass man sie eigentlich gar nicht brauchte — und sie dann doch kaufte.

Doch der Großteil der Millionen TV-Zuschauer schlägt derzeit vor Scham die Hände vors Gesicht, wenn er den 60-Jährigen Abend für Abend im Dschungelcamp sieht. Beim Start am Freitagabend simulierte er Verletzungen noch schlechter als italienische Fußballspieler, am Samstagabend folgte eine peinliche Bewerbung um einen neuen Job, und am Sonntag trat er gegen Wijnvoord nach.

Freiwalds Frau Anette hatte einen Tumor

Schon vor dem Einzug machte der Mann, der sich als ehemaliger RTL-Programmdirektor ausgibt, als dieser aber nirgendwo in den RTL-Annalen geführt wird, keinen Hehl daraus, was er von der Reise nach Australien erwarte. Denn: Seine Frau Anette hatte einen Gehirntumor, musste unter anderem neu sprechen lernen. Ihr Mann aber ist seit zwei Jahren arbeitslos, das Paar, das zwei Söhne hat, lebte nur von seinen Ersparnissen. Er sucht einen neuen Job, um für sich und seine Frau sorgen zu können.

Natürlich ist es ein hartes Schicksal, mit Ende 50 keine Arbeit mehr zu haben und für die Pflege seiner Frau aufkommen zu müssen. Die Art und Weise, wie Freiwald sich allerdings im Dschungel gibt, grenzt fast schon an eine Selbst-Demontage — zumal er sich selbst als "Idol" bezeichnet, und man weiß nicht so ganz, ob er das nicht wirklich ernst meint.

Walter und Sara tragen die Sendung

Zwar dürften sich die RTL-Verantwortlichen die Hände vor Freude darüber reiben, neben Sara Kulka noch einen anderen Kandidaten gefunden zu haben, der nicht nur gelangweilt in seiner Hängematte liegt oder am Lagerfeuer rumlungert, sondern mit seinem Auftreten für Gesprächsstoff in deutschen Betten und Büros sorgt. Fraglich ist aber, welches Unternehmen einen Mann einstellen will, der sich hemmungslos über seine Mitkandidaten lustig macht, wie ein Choleriker wirkt, wenn er keine Zigaretten bekommt, und auch noch munter über ehemalige Kollegen herzieht — garniert mit dem Spruch, dass er damit ja nicht hausieren gehen wolle, weil es nicht seine Art sei, und es ja alles nur "in diesem Raum" bleibe. Ein Raum mit mehreren Millionen Menschen.

Weitere Auszüge aus Walters Monologen:

Selbst den anderen zehn Kandidaten im Lager sind die Eskapaden mittlerweile zu viel. Rolfe Scheider, Patricia Blanco und Aurelio Savina ziehen am Lagerfeuer über die angeblich stundenlangen Reden mit dem Kamerateam am Dschungeltelefon her, beim Abwasch sagt Patricia, dass Walter den Gollum nicht raushängen lassen dürfe. "Wenn der kommt, dann ist es vorbei", sagt sie in Anlehnung an die Figur aus dem "Herr der Ringe", die eine zwiegespaltene Persönlichkeit hat.

Immerhin: In ruhigen Momenten reflektiert der Moderator sein Handeln durchaus. Als Rolfe ihn im Vier-Augen-Gespräch darauf hinweist, dass er manchmal auf seine Worte aufpassen müsse, sagt er, dass die natürlich nicht jedem gefallen. "Manchmal bin ich halt ein bisschen drüber", meint er — und schiebt direkt nach: "Aber auch immer noch witzig." Das kann man so sehen.

(spol)
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