Schweizer "Tatort" in der ARD Ein Mord und viele Verdächtige

Luzern · Lange haben sie sich vorsichtig abgetastet, aber nun sind die beiden Schweizer Kommissare so weit: Im sechsten "Tatort" aus Luzern ("Zwischen zwei Welten") menschelt es im Ermittler-Duo so heftig wie in keiner Folge zuvor.

"Tatort" in der ARD: Relevantes, aber umstrittenes Thema
Foto: dpa, kde sab dna vfd

Auch die Ironie kommt beim Biertrinken und Beichten in trauter Zweierrunde nicht zu kurz. Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer), die Lesbe. Und Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser), der attraktive Alpen-Clooney, der Frauen mag, aber irgendwie nicht mit ihnen zurechtkommt. Ausgerechnet diese beiden sollen den Mord an einer Mutter mit drei Kindern von drei verschiedenen Männern aufklären. Obendrein gehört ein ganzer Verein verstoßener Väter, die auf fiese Weise das Sorgerecht für ihre Kinder erkämpfen wollen, zu den Hauptverdächtigen.

Bald geraten die Ermittlungen in eine Sackgasse. Irgendwie sind es einfach zu viele Männer, die Donna von einer Brücke in den Tod gestürzt haben könnten. War es der Vater ihrer jüngsten Tochter, dessen Ehefrau nichts von seinem Fremdgehen ahnte? Oder ist Vater Nummer zwei der Mörder, der sich nach Indien abgesetzt hat? Liz hat sich auf Daniele Rossi (Hans-Caspar Gattiker) eingeschossen, den Vater von Donnas ältester Tochter. Der Macho hat sich durch hasserfüllte Äußerungen und Aktionen gegen Frauen höchst verdächtig gemacht. Obendrein greift er die Kommissarin auf der Internetseite seines radikalen Väter-Vereins mit Hilfe eines kompromittierenden Fotos öffentlich als "männerhassende Lesbe" an.

Mit dem Ringen vieler Männer um das Sorgerecht nach einer Scheidung greifen die Schweizer Drehbuchautorinnen Eveline Stähelin und Josy Meier in guter "Tatort"-Tradition ein Thema auf, das gesellschaftlich ebenso relevant wie umstritten ist. Zerrissene Ehen und Kinder, die unter der Unfähigkeit ihrer Erzeuger leiden, ihre Wut über den Ex-Partner nicht am Nachwuchs auszulassen. Anfangs ruhig und teils ein wenig langatmig von Nachwuchsfilmemacher Michael Schaerer inszeniert, gewinnt die Krimifolge immer mehr an Spannung. Mit dem angedrohten Selbstmord der Tochter des Mordopfers beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

(dpa)
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