Berlin Ein Vater kämpft für seinen Sohn

Berlin · Der junge Soldat wird in "Unter Verdacht: Verschlusssache" im Manöver verwundet und liegt im Koma.

Soldaten erproben bei einem Manöver eine neue Munition. Dabei läuft ein junger Kamerad plötzlich mitten ins Feuer und wird lebensgefährlich verletzt. Die Bundeswehr spricht von einem tragischen Unfall, doch sein Vater mag nicht daran glauben.

"Mein Sohn ist Opfer von Lügen der Bundeswehr" - dieses Schild trägt Max Wemmer (Ulrich Noethen) vor einer Münchner Kaserne - und eine Deutschlandfahne zündet er auch noch an. Wegen "Verunglimpfung von Hoheitszeichen" landet er zum Verhör im Kommissariat, wo ihn Ermittler Reiter (Gerd Anthoff) in die Mangel nimmt. "Ihr Kollege ist ein ziemliches Arschloch", wird Wemmer danach zu Eva Prohacek (Senta Berger) sagen. Reiters Kollegin lächelt fein und antwortet: "Dazu gibt es verschiedene Meinungen."

Anspielungen auf die Realität sind klar erkennbar: Ein Artilleriegeschoss mit dem Namen "SMArt 155" gibt es tatsächlich, ebenso wie eine "Gesellschaft für intelligente Wirksysteme". Streumunition ist hierzulande offiziell verboten; Investitionen in ausländische Hersteller sind jedoch erlaubt. Es geht hier um Waffen, deren Herstellung niemals hätte genehmigt werden dürfen.

Was deutlich gezeigt wird, ist der Zynismus von Vorgesetzten in den Behörden, in den Chefetagen von Firmen und bei Partys mit Champagner und Hummer, wo es nur ums lukrative Geschäft geht. Deutlich werden auch der Druck von oben und die Gewissensnöte, denen Soldaten ausgesetzt sein können. Hier soll eine menschlich zutiefst tragische Geschichte unter Verschluss gehalten werden, die angeblich die Sicherheit des Staates gefährdet. Der Film ist außerordentlich berührend und spannend, bis in die kleinen Rollen - vor allem Johannes Zirner als Oberst sei hier genannt. Zugleich schildert der Film die Verzweiflung eines Vaters, der nahezu völlig allein dasteht und vergeblich gegen die Mühlen eines zu großen Gegners kämpft. Am Ende muss bei dem jungen Offizier der Hirntod festgestellt werden, die Staatsanwaltschaft sieht keine hinreichende Begründung für die Eröffnung eines Strafverfahrens, doch die kluge Prohacek schickt einen dicken Umschlag an die Presse.

"Unter Verdacht: Verschlusssache", Arte, 20.15 Uhr

(dpa)
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