Berlin Eine Kanzlerin ohne Erinnerung

Berlin · In dieser Komödie verliert die Kanzlerin (Iris Berben) ihr Gedächtnis - und wähnt sich in der DDR.

Ex-Bundespräsident Christian Wulff war schon Thema eines Fernsehfilmes ("Der Rücktritt", Sat.1), auch Ex-Kanzler Schröder ("Küss mich, Kanzler!", ARD). Kanzlerin Angela Merkel regiert nun fast zehn Jahre, und so findet auch sie in TV-Filmen statt. "Die Staatsaffäre" (mit Veronica Ferres, Sat.1) galt unter Kritikern als nicht gelungen, während Katharina Thalbach als Angela Murkel ("Der Minister", Sat.1) ein kleines Glanzlicht setzte. Nun versucht es Iris Berben in der Komödie "Die Eisläuferin".

Die Bundeskanzlerin möchte einfach mal raus - raus aus ihrem schönen Haus in Mecklenburg. Also lässt sich Katharina Wendt (Iris Berben) an einem Sommermorgen von ihrem Gatten Helmuth (Ulrich Noethen) über den See schippern. "Wenn du noch etwas lauter ruderst, dann kann ich ja gleich eine Pressekonferenz geben", meckert sie. Am Bahnhof von Mecklow möchte sie Beeren kaufen und wird von einem herabfallenden Schild getroffen. Als sie im Krankenhaus aufwacht, sagt sie als erstes "Die Mauer muss weg!" (und das sagt sie ab jetzt jeden Morgen). Sie leidet an einer seltenen Form von Amnesie und kann sich an die Zeit nach dem Mauerfall nicht mehr erinnern.

Für den ehrgeizigen Kanzleramtsminister Dieter Kahnitz (Thomas Thieme) ist das zunächst eine Katastrophe, doch schon bald wittert er seine Chance, ihren Platz einzunehmen. Der eigens aus Russland eingeflogene Wundertherapeut Dr. Ivantschuk (Sascha Alexander Gersak) soll die verwirrte Kanzlerin retten - seine Therapie sieht vor, ihr emotionales Zentrum zu aktivieren. Und dabei kommt dem Kanzlergatten eine entscheidende Rolle zu.

Iris Berben trägt in dem Film eine Perücke, ein rosa Kostüm, die Merkel-Raute darf nicht fehlen. Ansonsten bleibt sie Iris Berben. Regisseur Markus Imboden hat nach der Romanverlage von Katharina Münk einen spitzfindigen Film über den Berliner Politzirkus gedreht, der einige Seitenhiebe und ein recht verblüffendes Ende zu bieten hat. Das Ganze kommt zunächst schwer in Fahrt, entwickelt sich dann aber zu einer hübschen Satire - inklusive aktueller Bezüge ("Scheitert der Euro, scheitert die Kanzlerin") und einem Ministerrauswurf ("Er hat mein vollstes Vertrauen").

"Die Eisläuferin", Arte, 20.15 Uhr

(dpa)
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