Berlin Eine Romanze im Plattenbau

Berlin · Charly Hübner spielt einen naiven Hausmeister, der nach etwas Hin und Her seine große Liebe findet.

Früher war alles schöner, heute ist es "Anderst schön", so heißt ein Spielfilm, der heute im Ersten zu sehen ist. Und natürlich wird darin am Ende alles gut - und wenn es dann doch nicht gut ist, dann ist eben noch nicht das Ende. Das klingt ebenso platt wie der Plattenbau, in dem das Geschehen spielt - ist aber ziemlich treffend und außerdem noch charmant.

Es war einmal ein Hausmeister, der lebte in einem Schloss und in unermesslichem Reichtum. Das erzählt er zu Beginn dem Zuschauer. Nur stimmt das nicht so ganz: Hausmeister ist er schon (noch), aber der Rest ist eher trostloser Plattenbau. Und der soll auch noch abgerissen werden. Und genau da, in einer Schweriner Platte, wohnt Roger Müller (Charly Hübner), der schon mit dem Ersatz einer einzelnen Badkachel ziemlich überfordert ist. Aber jeder Aushang im Treppenhaus muss von ihm genehmigt werden, er kümmert sich um an die Wand gepinselte Hakenkreuze und ein paar Schafe, die er vor der angeblich drohenden Schächtung rettet und die ihr Dasein auf der Dachterrasse fristen. Und wenn der Wind günstig steht, dann kann man von da oben sogar das Meer sehen. Dummerweise steht er meist gar nicht günstig.

Roger ist ein naiver Träumer und sicher nicht der Hellste, aber er hat einen wachen Blick und einen großen Wunsch: Er möchte sich verlieben. Charly Hübner (42) spielt diesen etwas tumben, aber sympathischen Mann einfach großartig. "Roger ist ein Mensch, dessen Heimatbegriff sich nicht aus unfassbar schöner Natur und Exklusivität speist, sondern aus seinem bisher gelebten Leben", sagte Hübner.

Die sehenswerte Tragikomödie von Regisseur Bartosz Werner nimmt ihre Figuren ernst, sorgt für einige Wendungen und Verwirrungen und bietet vor allem ganz viel Herzenswärme. Die lebensnahe Geschichte um zwei einsame Herzen ist einfühlsam erzählt und hübsch gespielt. Ganz nebenbei räumt Werner noch mit dem Mythos Plattenbau auf. Von vielen Menschen im Westen geschmäht, liebten die damaligen DDR-Bürger diese Mietshäuser geradezu. Sie fanden es dort schön. Oder anderst schön.

"Anderst schön", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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