Stuttgart Eine ziemlich schräge Polizistenfamilie

Stuttgart · Vielsprechender Auftakt zu einer neuen Samstagskrimireihe: "Schwarzach 23" spielt mit unterschiedlichsten Genres.

Dass die Autoren einem Film von vornherein ein entsprechendes Etikett verpassen, ist selten. Christian Jeltsch und Michael Comtesse haben nach eigener Aussage die Genrezutaten "Familie, Krimi, Bayern" in einen Topf geschüttet, "das Bunte, das Liebliche, das Harmoniebedürfnis gestrichen", die ganze Sache geerdet "und dabei Absurdes, Abgründiges, Wahrhaftiges gefunden." Das Ergebnis ist "Schwarzach 23", ein "Western", wie das Duo findet; allerdings in Anführungszeichen.

Dass die neue Samstagskrimireihe im ZDF aus dem Rahmen fällt, deutet schon der Titel an: Es handelt sich schlicht um die Vorortadresse der Münchener Familie, die im Zentrum der Geschichten steht. Auch die Einführung der Hauptfigur ist mehr als ungewöhnlich: Franz Germinger junior (Maximilian Brückner), ein Kommissar, der hin und wieder Visionen hat, sieht einen Jesus, der nicht am Kreuz hängt, sondern drum herumtanzt. Bei der Arbeit erweisen sich die Erscheinungen hingegen als hilfreich. Germinger senior (Friedrich von Thun), auch er ein Franz, ist ebenfalls keine übliche Krimifigur: Der alte Herr, gleichfalls Polizist, allerdings im Ruhestand, trägt Lederjacke und Wochenbart, gönnt sich gern einen Joint und mischt sich in die Arbeit seines Sohnes ein. Dass der Junior aus seiner Wut kein Hehl macht, hat dennoch andere Gründe. Dritte im Bunde ist Anna (Marlene Morreis), Tochter des einen Franz und Schwester des anderen, eine hochbegabte Ermittlerin, die mindestens so stur ist wie die beiden.

Diese personelle Konstellation aber ist ja nur das Spielmaterial; zwar originell, aber nicht außergewöhnlich, schließlich sind die Germingers nicht die erste Polizistenfamilie im deutschen Fernsehen. Gleiches gilt für den Kern der Handlung, die Grimme-Preisträger Jeltsch ("Einer geht noch") und Koautor Comtesse erzählen. Letztlich ist das jedoch zweitrangig, denn das Drehbuch weckt ohnehin mehr Neugier auf die Verstrickung der einzelnen Figuren in den Fall als auf seine Auflösung: Nicht nur die Germingers, auch alle anderen Beteiligten sind mindestens schräg oder sonstwie aus der Art geschlagen.

Buchstäblich sehenswert ist "Schwarzach 23 und die Hand des Todes" wegen der Inszenierung, weil Matthias Tiefenbacher und Kameramann Martin Farkas dafür sorgen, dass der Krimi dank der einfallsreichen Blickwinkel auch optisch besonders wird. Das Licht und die rasche Brennweitenveränderung erinnern an Stilmittel des Italo-Westerns, der Unterarm im Hundemaul zu Beginn ist seit "Yojimbo" und seit Sergio Leones Remake "Für eine Handvoll Dollar" ein beliebtes Filmzitat. Jeltsch und Comtesse bedienen sich einer vergleichbar lakonischen Erzählweise, die gern auch mal makaber ausfällt: Die Geschichte beginnt damit, dass ein Schrotthändler (Albert Kitzl) samt Auto Opfer seiner Schrottpresse wird. Tot war er schon vorher, und wie er ums Leben gekommen ist, gehört zu den vielen skurrilen Einfällen. Während bei einigen Figuren lange offen bleibt, auf welcher Seite sie stehen, steht der Bösewicht früh fest, zumal Thomas Schmauser die Rolle mit Macken versieht.

"Schwarzach 23 und die Hand des Todes", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(RP)
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