Köln Einst intellektuell, jetzt erfolgreich

Köln · Heute vor 25 Jahren ging Vox auf Sendung. Mit Eigenproduktionen fährt man mittlerweile gute Quoten ein.

Die Stimmung in der Vox-Zentrale in Köln ist gelöst: Heute wird Geburtstag gefeiert - am 25. Januar 1993 war zum ersten Mal das Vox-Logo auf deutschen Bildschirmen zu sehen. Zum anderen hat sich der Sender aus der RTL-Gruppe einen guten Ruf mit neuen Eigenproduktionen erarbeitet. Geschäftsführer Bernd Reichart erklärt selbstbewusst zum Jubiläum: "Vox soll nicht die dritte oder vierte Option sein - sondern auch mal die erste. Und das gelingt uns mittlerweile immer häufiger."

Der Weg dahin war allerdings mit Kurven verbunden und führte mitunter auch in Sackgassen. Angetreten war Vox als eine Art Privatsender für Intellektuelle: unterhaltsam, aber mit Anstand und Seriosität. Die Werbung versprach: "Manche Fernsehsender fordern nur Gebühren. Wir fordern Ihren Kopf." Man setzte daher auf Nachrichten und Magazine wie das Medienmagazin "Canale Grande" mit Max Moor (damals noch Dieter Moor), der sein Publikum mit "Liebe Zielgruppe" begrüßte. Kritiker liebten die Sendung, 1994 war aber schon wieder Schluss. Der ganze Sender hatte Probleme: zu wenige Zuschauer, zu hohe Verluste.

Schon ein Jahr nach Sendestart drohte das Aus. Im April 1994 ging Vox in die Liquidation, mehr als 250 Mitarbeiter mussten gehen. Die Rettung kam aus Amerika. Medienunternehmer Rupert Murdoch stieg ein, der Sender richtete sich neu aus - und berappelte sich. Vox wurde zum sogenannten Wohlfühlsender mit eher weichen Themen. Ganz wichtig waren Kochen, Autos und Reisen. 1997 ging "Kochduell" mit Britta von Lojewski auf Sendung, ein Vorbote der großen Kochshow-Welle. Hinzu kamen US-Serien. Wer an "Ally McBeal" denkt, hat heute noch sofort das Vox-Logo mit der roten Kugel vor Augen.

Und heute? Die Anfänge als Intellektuellen-Kanal verneint Geschäftsführer Reichart nicht. "Das ist immer noch Teil der Marke. Wir sind auf das Erbe stolz. Als Markenkern hätte es aber nicht gereicht, um zu überleben." Vox sei heute breiter aufgestellt. Viele Investitionen flossen in den vergangenen Jahren in Eigenproduktionen. Man habe zum Beispiel schon vor längerer Zeit beschlossen, unabhängiger von US-Ware werden zu wollen, sagt Reichart. Das ist auch notwendig, weil es neue Spieler wie den Streamingdienst Netflix gibt. US-Serien sind viel leichter verfügbar als früher. "Vor fünf Jahren waren unsere besten Abende am Montag, Mittwoch, Freitag - die Serien-Abende. Das ist heute nicht mehr so", sagt Reichart.

Der Mut zu Eigenproduktionen zahlte sich aus. Mit "Die Höhle der Löwen", "Club der roten Bänder", Kitchen Impossible" oder "Sing meinen Song" fuhr und fährt der Sender beste Quoten ein. Medienwissenschaftler Joachim Trebbe sieht bei Vox aber einen "brutalen" Trend zu Realityformaten - echte Menschen werden beim Kochen, Shoppen, Heiraten gezeigt: Trotz aller Neuerungen haben weiche Themen dort noch ein Zuhause. In einer Studie kam heraus, dass Vox - wenn es ein Tier wäre - am Tag eine Katze ist. "Ein liebevoller, charmanter Begleiter", sagt Reichart. "In der Primetime werden wir aber zum Gepard. Da wollen wir nicht kuscheln, sondern fahren auch mal die Krallen aus."

(dpa)
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