Berlin Ermittlerin im Verfolgungswahn

Berlin · Kommissarin Petersen muss im Stralsunder Krimi zwischen Fantasie und Realität unterscheiden.

Es ist Nacht, als ein maskierter Mann in eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus eindringt, den Wäscheschrank durchwühlt und eine junge Frau betäubt, während sie schläft. Am nächsten Tag wird die Studentin Sonja Richter tot am Prerower Bodden aufgefunden. Kommissarin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) findet heraus, dass das Opfer zuvor in ihrer eigenen Wohnung gefangengehalten worden war.

Nahezu zeitgleich erzählt ihr eine Polizeikollegin Petra Degenhardt (Picco von Groote), dass sie sich beobachtet fühlt, ohne das konkret belegen zu können. Gemeinsam mit ihren Kollegen Karl Hidde (Alexander Held), Karim Uthman (Karim Günes) und der neuen Chefin Caroline Seibert (Therese Hämer) macht sich Nina Petersen an die Aufklärung der Hintergründe. Dabei ist mehrfach von einer "instabilen Situation" die Rede, in der sie selbst vor Jahren einmal gewesen ist als verdeckte Ermittlerin in der Psychiatrie. Gemeint sind Gefühle oder Wahrnehmungen, die nicht oder nicht hinreichend zu erklären sind.

Im Fall der Polizistin ist es ein BH, der plötzlich nicht mehr offen am Boden, sondern zugehakt über der Stuhllehne hängt. Es muss also jemand in Degenhardts Wohnung gewesen sein, die leicht zu knacken ist - der Zweitschlüssel ist verschwunden. War es der Freund der ermordeten Studentin, Moritz Fink (Rick Okon), oder der Uniprofessor Oliver Lauder (Johann von Bülow), der sowohl eine Affäre mit Sonja Richter als auch Petra Degenhardt hatte?

Der Krimi wurde von Regisseur Michael Schneider ("Die Chefin", "Wilsberg") inszeniert, mit gutem Timing und einigen Wendungen. So wird der Zuschauer gleich mehrfach auf falsche Fährten gelockt und bekommt es mit Leuten zu tun, die ihre Emotionen nicht im Griff haben. Außerdem gibt es spannende Einblicke in das System des Polizeiapparates, in dem es Polizisten, die irgendwann einmal psychische Probleme hatten oder immer noch mit ihnen kämpfen, noch schwerer haben als ohnehin schon. Darüber werden sogar interne Personalakten geführt, und natürlich wird darüber unter den Kollegen spekuliert und getratscht.

"Stralsund: Das Phantom", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(dpa)
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