Merkel und das EU-Postengeschacher "Ungewöhnlich dumm" - ARD-Kommentar erntet viel Lob im Netz

Düsseldorf · In der Debatte um den neuen EU-Kommissionspräsidenten hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Sondergipfel nicht auf Personalfragen festlegen wollen – nicht nur zum Ärger des konservativen EVP-Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker. Auch der WDR-Journalist Rolf-Dieter Krause ließ in einem "Tagesthemen"-Kommentar seinem Unmut freien Lauf – und erntet damit in den sozialen Netzwerken viel Applaus.

Das ist Jean-Claude Juncker
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Foto: afp, TS/AG

In der Debatte um den neuen EU-Kommissionspräsidenten hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Sondergipfel nicht auf Personalfragen festlegen wollen — nicht nur zum Ärger des konservativen EVP-Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker. Auch der WDR-Journalist Rolf-Dieter Krause ließ in einem "Tagesthemen"-Kommentar seinem Unmut freien Lauf — und erntet damit in den sozialen Netzwerken viel Applaus.

"Ja geht's noch?", "Es ist ungewöhnlich dumm" — es sind deutliche Worte, die Rolf-Dieter Krause vor zwei Tagen in seinem "Tagesthemen"-Kommentar zum Gerangel um den neuen EU-Kommissionspräsidenten gefunden hat. Es sei ihm noch nicht passiert, dass er Merkel in einer Pressekonferenz gegenüber gesessen habe "und so langsam die Fassung verlor, steigt Krause in seinen Kommentar ein. Er spricht von Betrug am Wähler, weil Merkel sich nicht auf Juncker festlegen will.

Aber mit der Aufstellung von Spitzenkandidaten zur EU-Wahl hatte man die Wähler, die in den vergangenen Jahren wenig Interesse an den Europawahlen hatten, an die Urnen locken wollen. Für den Journalisten ist deshalb klar, dass man sich auf der EU-Ebene auch an das Wählervotum halten müsse. Sprich: Die konservative EVP ist stärkste Kraft geworden, und somit steht Juncker auch der Posten des Kommissionspräsidenten zu. Angesichts der Ablehnung Großbritanniens, das nun nach Verbündeten sucht, wollten sich die Staats- und Regierungschefs inklusive Merkel nun aber noch nicht festlegen.

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"Cameron ist wichtig", sagt Krause in seinem Kommentar in Bezug auf den britischen Premier. "Aber 370 Millionen Wähler sind wichtiger." Und er fügt noch hinzu: "Das Spiel der Kanzlerin treibt den Europa-Gegnern die Wähler zu. Dieses Spiel ist nicht nur eine Schande, es ist ungewöhnlich dumm."

Für diese deutlichen Worte in Richtung Kanzlerin bekommt Krause nun im Netz viel Lob. Mehr als 12.000 Likes sammelte der Link zum Kommentar bis Freitagmorgen bereits auf der Facebook-Seite der ARD-"Tagesschau", mehr als 13.000 Mal wurde er geteilt, und über 1000 User kommentierten ihn.

"Danke, Herr Krause, für diesen wunderbar zutreffenden Kommentar", schreibt etwa ein User auf Facebook. Ein hervorragender, ein wahrer Kommentar, der alles genau auf den Punkt bringt, bemerken andere. "Es gibt ihn also doch noch: den Mut, im Fernsehen deutlich die Wahrheit auszusprechen. Ich bin beeindruckt", lobt ein anderer User. "Sprachlos vor Begeisterung", "ein starkes Argument für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten", "ungewöhnlich scharf und absolut treffend" — es sind Worte voller Anerkennung, die Krause und die ARD derzeit im Netz lesen können.

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Auch bei Twitter ist der Kommentar des Journalisten Thema. Und dort gibt es ebenfalls vor allem Anerkennung für die deutlichen Worte. "Meine Hochachtung an Sie!" twittert etwa einer. "Sie sprechen mir aus dem Herzen!", schreibt ein anderer. Und ein Facebook-User bemerkt noch: "Ein Kommentar, der hoffentlich auch bei der Kanzlerin ankommt."

(das)
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