Chefredakteur bei Mainzer TV-Sender Favoritensieg: Frey wird Chef beim ZDF

Berlin (RPO). Der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Frey, wird neuer ZDF-Chefredakteur. Darauf verständigte sich der ZDF-Verwaltungsrat in Mainz.

 Neuer Chef beim ZDF: Peter Frey.

Neuer Chef beim ZDF: Peter Frey.

Foto: ddp, ddp

Das Gremium, in dem die Unions-nahen Vertreter eine Mehrheit haben, hatte vor rund zwei Wochen eine Vertragsverlängerung des amtierenden Chefredakteurs Nikolaus Brender über März 2010 hinaus abgelehnt. ZDF-Intendant Markus Schächter hatte eine weitere Amtszeit von Brender vorgeschlagen. Die vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) forcierte Entscheidung gegen Brender hatte heftige Kritik und eine Diskussion über die Staatsferne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgelöst.

Schächter und der Verwaltungsrat hatten nach dem Votum gegen Brender angekündigt, noch vor dem Jahreswechsel einen neuen Chefredakteur zu berufen.

Der 52-jährige Frey galt als der wahrscheinlichste Kandidat. Peter Frey ist das Gesicht der politischen Berichterstattung des Zweiten Deutschen Fernsehens. Der Leiter des ZDF-Hauptstadtbüros steht auch bei Regen und Schnee vor dem Kanzleramt, um wichtige Entscheidungen dem Zuschauer zu erklären. Nun wird er als aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Chefredakteurs des größten deutschen Fernsehsenders gehandelt.

Nach der Entscheidung des Verwaltungsrates, den Vertrag von Nikolaus Brender nicht zu verlängern, kommt nun einer, der politisch auf den ersten Blick ebenso wenig auf CDU-Linie zu verorten ist wie Brender. Frey selbst gilt im Gegensatz zu seinem Stellvertreter bei "berlin direkt", Peter Hahne, im politischen Spektrum der Hauptstadt eher als linksliberal.

Bei den Linken selbst ist er gerade auch als Fernsehgesprächspartner allerdings höchst ungeliebt. Dazu trug nicht zuletzt das Sommerinterview mit Oskar Lafontaine bei, in dem beide sich ganz im Gegensatz zum sonstigen Auftreten des ZDF-Mannes richtig fetzten.

Von Mexiko nach Mainz

Frey ist ein Vollblut-Reporter. Als promovierter Politikwissenschaftler weiß er zudem genau, wovon er spricht, wenn er seinen Zuschauern etwa die Föderalismusreform erklärt. Geboren am 4. August 1957 in Bingen, studierte er Politik, Pädagogik und Romanistik in Mainz und Madrid. Danach arbeitete er als Redakteur, Reporter und Moderator beim Südwestfunk und der "Frankfurter Rundschau", bevor er 1983 zum ZDF wechselte.

Als Reporter berichtete er für das "heute-journal" aus Mexiko, Nicaragua, Polen und Spanien. Anschließende Karrierestationen waren: 1988-90 persönlicher Referent des Chefredakteurs Klaus Bresser mit Verantwortung für die Interviewreihe "Was nun ...?", 1991/92 Korrespondent in Washington, 1992-1998 Leiter und Moderator beim Morgenmagazin, 1998-2001 Leiter der ZDF-Redaktion Außenpolitik, seit 2001 Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios. Auch jetzt ist er häufig auf Reisen von Kanzlerin und Ministern ins Ausland anzutreffen, ein Privileg, das er sich als Chefredakteur wohl nicht mehr in der bisherigen Form leisten kann.

Neben den politischen Sendungen, aus denen ihn seine Zuschauer hauptsächlich kennen, hat der Katholik Frey auch immer wieder Sendungen mit religiösem Hintergrund und moderiert, etwa 2005 zum Weltjugendtag in Köln oder zum Tode von Papst Johannes Paul II. und der Wahl Benedikts XVI. zu seinem Nachfolger.

Frey ist Fellow des Centrums für angewandte Politikforschung der Münchener Ludwig-Maximilian-Universität und Mitglied im Zentralkomitee Deutscher Katholiken (ZDK). Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

(AP/ddp)
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