"Tatort: Es lebe der Tod" Felix Murot flirtet mit dem Tod

Wiesbaden · Im Wiesbaden-"Tatort" geht Ulrich Tukur als LKA-Ermittler Felix Murot an die Grenze des im Fernsehen Zeigbaren. Eine Empfehlung mit Einschränkungen.

Tatort: Es lebe der Tod - Ulrich Tukur und Felix Murot
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Die neue Folge mit Felix Murot

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Nichts kann mehr schockieren, weil man alles schon gesehen hat, im Zweifel sogar mehrfach. Denkt man. Im Wiesbaden-"Tatort" geht Ulrich Tukur an die Grenze des im Fernsehen Zeigbaren. Nichts kann mehr schockieren, weil man alles schon gesehen hat, im Zweifel sogar mehrfach. Denkt man.

Blass geschminkte Leichendarsteller und Kunstblut in rauen Mengen, zumal im experimentellen Wiesbaden-"Tatort", bei dessen vierter Auflage man vor zwei Jahren mit dem Zählen der Leichen kaum hinterherkam. Am Ende einigte man sich damals bei "Im Schmerz geboren" auf etwa 50. Mörder aller Art, jung oder alt, aus besten Kreisen oder aus der Gosse, unberechenbar und eiskalt.

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Und auch die psychischen Probleme der TV-Ermittler, denen die Drehbuchschreiber Einsamkeit und Alkoholismus ja offensichtlich mit beiläufiger Routine verordnen. Und dann kommt dieser Film.

"Es lebe der Tod" entfaltet so viel hypnotische Wucht, dass man betet, dass bei dieser und den folgenden Ausstrahlungen maximal die Zahl der Anrufe bei den eigens eingerichteten Hotlines für Suizidgefährdete (0800-1110111 und 0800-1110222, rund um die Uhr gratis erreichbar) steigt und nicht jene bei Notärzten.

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Unheimliche Verbindung zwischen Jäger und Gejagtem

Denn LKA-Mann Felix Murot (Ulrich Tukur) wird 60 und verliert zunehmend die Freude am Leben. Und ein Serienkiller, der seine Opfer mit friedlichem Gesichtsausdruck und aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne drapiert, ahnt es. Das lebensgefährliche Spiel, zu dem er Murot herausfordert, könnte für sich genommen einen ganzen — sehr guten — Krimi tragen, doch "Es lebe der Tod" geht aufs Ganze und kombiniert das Beste aus allen Geschichten um Mord und Entführung, wird zum Thriller, in dem unerbittlich Tabus gebrochen werden.

Der Film fokussiert sich so meisterhaft auf die unheimliche Verbindung zwischen Jäger und Gejagtem wie die besten Folgen der US-Serie "Dexter", dessen Titelheld Ermittler und Massenmörder zugleich ist. Er ist klug und temporeich wie "Sherlock" und so gewagt wie sonst nur Lars von Triers "Nymphomaniac".

Jens Harzer gelingt es in diesem düsteren Geniestück, die ungeheuerlichen Überzeugungen des Psychopathen Arthur Steinmetz beinahe nachvollziehbar erscheinen zu lassen, sein Spiel ist dem von Tukur ebenbürtig.

Sehen Sie diesen Film! Aber nur, wenn Sie nicht lebensmüde sind. Keine Pointe.

(tojo)
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