Ferdinand von Schirach "Schuld" mit Bleibtreu als Anwalt

Düsseldorf · Für die ZDF-Serie nach Ferdinand von Schirach drehte Bleibtreu nach 15 Jahren wieder fürs TV.

Ferdinand von Schirach: "Schuld" auf ZDF mit Moritz Bleibtreu
Foto: zdf

Mehr als 15 Jahre hielt sich Moritz Bleibtreu an seinen Entschluss, nurmehr für die Leinwand zu drehen. Erst die Drehbücher zu Ferdinand von Schirachs zweitem Buch "Schuld" überzeugten ihn, mal wieder die Seiten zu wechseln - möglicherweise war es aber auch die Überredungskunst von Produzent Oliver Berben. Bleibtreu legte jedoch Wert auf die Feststellung, er habe sich damals nicht gegen das Fernsehen, sondern für das Kino entschieden. Sein Entschluss sei also kein dogmatischer gewesen, gleichwohl habe es in der Folgezeit generell an Drehbüchern gemangelt. Viele TV-Produktionen habe man ihm gar nicht angeboten, weil man ja davon ausging, dass er sie ohnehin ablehnen würde.

Nun passte also alles zusammen, und der Schauspieler ist gleich in einer sechsteiligen TV-Serie zu sehen. Dass Fernsehserien, vor allem diejenigen aus den USA, seit einiger Zeit als der wahre Hort für filmisches Erzählen gefeiert werden, fügt sich da perfekt ins Bild. Gleichwohl liegen deutsche Produktionen in der Regel meilenweit unter internationalem Niveau. "Schuld" ist da eine rühmliche Ausnahme, wenn auch kein Stoff für diejenigen, die auf unterhaltsamen Nervenkitzel aus sind. Die Serie lässt sich Zeit für ihre Figuren und versucht eher, Ferdinand von Schirachs philosophischen Standpunkt einzunehmen.

Gleich im ersten Fall sehen wir ein gut situiertes, aber offensichtlich auch saturiertes Ehepaar, das sich zunehmend langweilt und sich selbst nicht mehr genug ist. Daher beschließt die Anwältin Lissy Paulsberg (Bibiana Beglau), mit anderen Männern zu schlafen - im Beisein ihres Gatten Thorsten (Devid Striesow), der sie dabei filmen soll. Das geht auch zunächst ganz gut, bis sich herausstellt, dass einer der einbestellten Herren namens Sven (Matthias Matschke) ein früherer Klassenkamerad von Thorsten ist. Der gehörnte Ehemann schaut einer zunehmenden Demütigung zunächst hilflos zu - und greift dann zum schweren Quarzaschenbecher.

Der Fall des versuchten Totschlags landet vor Gericht, wo Thorsten von Anwalt Friedrich Kronberg (Bleibtreu) vertreten wird. Wie das ausgeht, sei hier nicht verraten - aber Kronberg bleibt die durchgehende Figur in allen weiteren Fällen. Sämtliche Episoden sind mit Schauspielern wie Hans-Michael Rehberg, Jörg Hartmann, Anna Maria Mühe, Alina Levshin und Adrian Topol hochkarätig besetzt.

Bleibtreu bildet als Anwalt zwar die Klammer, bleibt aber seltsam blass. Vielleicht liegt es an der Rolle, die die Handlung nicht vorantreibt, sondern nur als eine Art Stichwortgeber fungiert, um die Abgründe der Figuren herauszuarbeiten. Kronberg selbst allerdings fehlt dieser persönliche Hintergrund, was ihn noch eindimensionaler erscheinen lässt. Da hilft auch das minimalistische Spiel des Kinostars nicht weiter - der ohnehin nicht gerade zu den besonders wandelbaren Darstellern gehört.

Mit der Programmierung von "Schuld" ging das ZDF zudem neue Wege. Die Serie war zwei Wochen vor dem Sendetermin komplett in der ZDF-Mediathek abrufbar. Da freuen sich die Serienjunkies.

"Schuld", ZDF, 21.15 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort