Interview Diane Kruger "Fernsehen hat eine goldene Ära"

Der deutsche Hollywood-Export Diane Kruger hat die Hauptrolle in der Krimi-Serie "The Bridge" übernommen.

München (dpa) In der US-Grenzstadt El Paso in Texas wurden im vergangenen Jahr drei Menschen ermordet, sagt Schauspielerin Diane Kruger (37). In Juárez, nur 15 Gehminuten entfernt in Mexiko, waren es 2000. Dieser Kontrast bestimmt die gruselige Krimi-Serie "The Bridge – America", in der Kruger die Hauptrolle spielt und einen Serienkiller jagt.

Sie spielen die Ermittlerin Sonya Cross, eine Frau mit Asperger-Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Ist es diese Krankheit, die Sie an der Rolle gereizt hat?

Kruger Unter anderem. In Amerika ist die Problematik dieser Grenzstädte derzeit sehr aktuell. Aber es ist eine Superrolle, eine die um 360 Grad geht, eine goldene Rolle.

Gibt es solche Rollen in Filmen überhaupt noch? Es schleicht sich das Gefühl ein, die Kreativen von Hollywood wenden sich vom Film ab, um sich in Serien auszutoben.

Kruger Im Kabelfernsehen gibt es gerade wirklich eine goldene Ära, weil solche Filme nicht mehr gemacht werden. In Amerika werden Blockbuster wie "Batman" oder "Iron Man" gemacht oder eben Komödien. Für gute Dramen ist da kaum noch Platz. Gerade für Frauen ist es schwer, im Film an solche Rollen zu kommen. Im Film wäre eine Frau mit Asperger wahrscheinlich der "comic relief".

Schauen Sie viel Fernsehen?

Kruger Serien ja. "House of Cards" ist eigentlich meine Lieblingsserie, "Mad Men" sehe ich sehr gerne – und "Breaking Bad".

Wann waren Sie zuletzt in Mexiko?

Kruger Ich bin oft in Mexiko – allerdings meistens in irgendwelchen Ferien-Resorts. Ich würde mir jetzt nicht anmaßen zu sagen, dass ich mehr über die Probleme dort weiß, aber wenigstens habe ich – im Gegensatz zu den meisten Amerikanern – keine Angst vor Mexiko.

Wann haben Sie sich das erste Mal wie ein Star gefühlt?

Kruger Als ich zu einer Rolle Nein sagen konnte. Wenn man anfängt, Schauspielerin zu sein, hofft man immer nur auf ein Ja. Von 100 Mal bekommt man 95 Mal ein Nein. Als ich dann zum ersten Mal umgekehrt gesagt habe, dass ich eine Rolle nicht machen will, hatte ich richtiges Herzklopfen. Aber da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ich eine Etappe geschafft habe.

Wie erleben Sie den Starrummel?

Kruger Seit "Bridge" rausgekommen ist, ist es ein bisschen akuter geworden. Bevor wir weggefahren sind, wurde ich von Autos verfolgt. Das war neu für mich. Ich bin zur Polizei gefahren und habe gesagt, man verfolgt mich. Das ist echt gefährlich manchmal.

Sie leben in LA und Frankreich, haben aber die deutsche Staatsbürgerschaft. Gehen Sie wählen?

Kruger Ich könnte, aber ich wähle nicht, weil ich nie hier bin. Ich weiß nicht genug über die Probleme, die es in Deutschland gibt, um sagen zu können: Ich gehe wählen. Ich war in Venedig, da hatte ich deutsches Fernsehen, und da gab es eine Diskussion zwischen Angela Merkel und dem... wie heißt der?

Steinbrück.

Kruger Ja. Das habe ich vielleicht zehn Minuten lang geschaut.

(RP)
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