Mainz Freunde mit gewissen Vorzügen

Mainz · Das ZDF zeigt die romantische Komödie "Treffen sich zwei" zu einer absurden Sendezeit.

Der Titel ist in seiner Schlichtheit fast schon wieder genial, weil er ähnlich wie "Boy meets Girl" ein ganzes Genre auf den Punkt bringt. "Treffen sich zwei" klingt zwar wie der Anfang eines Witzes, und tatsächlich erzählt Ulrike von Ribbeck die Geschichte von Senta und Thomas, die sich partout nicht ineinander verlieben wollen, als romantische Komödie; dennoch fällt der Film aus dem Raster. Das liegt vor allem an den Hauptdarstellern: Nicolette Krebitz und Clemens Schick gehören nicht zum dauerpräsenten Fernsehfilm- und Serienpersonal; und beide versehen ihre Figuren mit Ecken und Kanten, die sich von der üblichen Machart solcher Filme unterscheiden.

Das Drehbuch (von Ribbeck und Ruth Rehme) basiert auf Motiven des gleichnamigen Romans von Iris Hanika, doch im Grunde hätte es der Vorlage kaum bedurft, denn die an die Hollywood-Romanze "Freunde mit gewissen Vorzügen" erinnernde Handlung ist ausgesprochen übersichtlich. Als Galerieassistentin Senta, eine Künstlerin ohne Selbstverwirklichung, erfährt, dass ihr Freund (Niels Bruno Schmid) sie nur als Zeitvertreib benutzt hat und mit einer anderen ein Kind erwartet, schwört sie allen Gefühlen ab. Kurz darauf begegnet sie Thomas. Der gnadenlos langweilig gekleidete Informatiker wirkt wie ein personifizierter Bausparvertrag und passt eigentlich gar nicht in ihr Beuteschema, aber irgendwas passiert zwischen den beiden, als sie sich in einer Bar begegnen: ein Blick, und die Liebe bricht aus. Gerade jetzt soll der Systemberater aber für seine Firma nach Amerika, um den dortigen Markt zu erobern, und Senta will sich ja ohnehin nicht verlieben, also beschränken die beiden ihre Beziehung auf Sex ohne Frühstück, aber richtig glücklich macht sie das auch nicht.

Das ZDF zeigt "Treffen sich zwei" im Rahmen der Reihe "Shooting Stars" des Kleinen Fernsehspiels, was den späten Sendetermin erklärt; dabei wäre die Romanze durchaus 20.15-Uhr-tauglich. Von "Shooting Star" kann bei Regisseurin von Ribbeck ohnehin keine Rede sein, sie hat ihr Debüt bereits 2009 mit der Teenager-Tragikomödie "Früher oder später" gegeben.

"Treffen sich zwei", ZDF, 23.15 Uhr

(RP)
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