Gastbeitrag von Wolfgang Bosbach Tschö, Günther Jauch!

Düsseldorf · Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach war neun Mal zu Gast in der politischen Talkshow und zieht zum Abschluss Bilanz.

Gastbeitrag von Wolfgang Bosbach: Tschö, Günther Jauch!
Foto: dpa, pdz axs

Moderatoren politischer Talk-Shows haben es - jedenfalls in Deutschland - nicht gerade leicht. Zumindest nicht bei professionellen Kritikern, die so gut wie jede Geste, jeden Satz der Gastgeber (und Gastgeberinnen) gründlich analysieren, ja geradezu lustvoll sezieren und die nur ganz, ganz selten, (wenn es wirklich nicht mehr anders geht) mit der Gesprächsführung einverstanden sind. Dies gilt - pardon: galt - auch für Deutschlands TV-Liebling Nummer 1 Günther Jauch, der vor 157 Sendungen auf dem attraktiven Sendeplatz nach dem Krimi-Klassiker "Tatort" als Talkmaster an den Start ging.

Sogar eine hauseigene Analyse der ARD war wenig schmeichelhaft: "hakt selten nach" oder "folgt strikt seinem vorgegebenen Konzept" waren die noch eher harmlosen Kri-tikpunkte. Kann es sein, dass die Kritiker irritiert waren, weil die Gäste bei Günther Jauch plötzlich nicht nur aus vier vorgegebenen Antworten die richtige herausfiltern durften?

Wie dem auch sei: In all den Jahren bin ich immer gerne zu Günther Jauch gegangen, auch weil ich stets das Gefühl hatte, dass er an den Antworten auf seine Fragen ehrliches Interesse hatte und dass es sein Ziel war, dass es zu einem intensiven Austausch von Argumenten kam. Anders formuliert: Ich hatte nie den Eindruck, dass es trotz der überragenden Popularität des Gastgebers das Konzept war, die Sendung unter das Motto "Der Star ist der Moderator" zu stellen. Eigentlich sollte sowieso das Thema (!) im Mittelpunkt stehen, das Ringen um die richtigen Antworten auf die großen Fragen der Zeit. Ich habe Günther Jauch aber nicht nur während der Sendungen kennen- und schätzen gelernt, sondern auch in den regelmäßigen - wenn auch nur sehr kurzen - Vorgesprächen und in den geselligen Begegnungen nach der Sendung. Bei diesen Gelegenheiten habe ich ihn stets als gut informiert, klug, aber auch sehr nachdenklich erlebt. Wer meint, ein "Unterhaltungsonkel" habe sich im falschen Format verirrt, der irrt selbst. Wieso eigentlich sollen gute Unterhaltung - die diesen Namen wirklich verdient - und eine solide politische Information ein unauflösbarer Widerspruch sein? Zugegeben: Einschaltquoten alleine können nicht das Maß aller Dinge sein. Aber wer über einen so langen Zeitraum hinweg so stabil gute, teilweise sogar herausragende Einschaltquoten hatte, der hat seine Kritiker längst widerlegt.

Nein, Günther Jauch ist alles andere als ein "Unterhaltungsonkel". Trotz seines enormen Erfolges in vielen Formaten ist er erstaunlich unprätentiös und tritt stets betont bescheiden auf - was sicherlich nicht nur mir schon seit langem imponiert. Egal, welche TV-Pläne Günther Jauch in Zukunft schmieden wird, ich wünsche ihm von Herzen Glück und Erfolg.

(RP)
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