"Germany's Next Topmodel" Muss man sich das wirklich noch ansehen?

Düsseldorf · Auch in der zehnten Staffel von "Germany's Next Topmodel" kommt es wieder zum Umstyling der Kandidatinnen mit vorhersehbarem Ergebnis: Es fließen viele Tränen. Das wirft die Frage auf, wie hoch der Unterhaltungswert der Sendung tatsächlich noch ist.

Das Umstyling ist eine der beliebtesten Folgen in jeder "Germany's-Next-Topmodel-Staffel" - und zwar, weil die Zuschauer Veränderung sehen möchten und den manchmal auch schmerzhaften Weg einiger Kandidatinnen dorthin.

Das wissen mittlerweile alle Teilnehmerinnen der Casting-Show. Nur tun sie dann trotzdem so, als wären sie nicht vorbereitet auf das, was kommt. Dabei trifft es in der Regel nur wenige Mädchen, die dann wirklich eine komplette Typveränderung erhalten.

In der vierten Folge der aktuellen Staffel waren das Erica (21), Lisa (20) und die Österreicherin Chiara (17). Lisa und Chiara nehmen ihre Veränderung gelassen, beide bekommen eine platinblonde Färbung, Chiara dazu einen voluminösen Lockenschopf ("Steckdosenfrisur") und Lisa einen Pixie-Cut, der ihr wirklich gut steht.

"Mein Kopf brennt wie Feuer"

Nur Erica reagiert hysterisch, als sie ahnt, dass ihre Haare violett werden sollen. "Mein Kopf brennt wie Feuer", beklagt sie sich bei Juror Thomas Hayo, der immer wieder beruhigend auf sie einredet. Heidi findet, dass ein Farbtupfer dem frechen Mädchen gut zu Gesichte steht. Aber Erica, die brasilianische Wurzeln hat, ist entsetzt: "Wer kommt auf die Idee, einer Schwarzen die Haare lila zu färben?"

Diese Frage ist berechtigt. Man kann ihr entgegenhalten, dass sie sich eine Portion Selbstkontrolle und etwas Professionalität zulegen soll. Man kann ihr - wie die Topmodel-Jury - sagen, dass sie Vertrauen in die Arbeit der Profis haben und dass sie sich nicht so anstellen soll, aber man muss ihr lassen, dass sie unzufrieden sein darf über ihre Typveränderung. Auch ein Model hat das Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen — und heidelbeerfarbene Haare sind nun wirklich keine eindeutige Verbesserung.

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Doch dass das Umstyling als persönliches Katastrophenszenario für eine Kandidatin inszeniert wird, ist nichts Neues. Dieses Mal hat es Erica getroffen, obwohl ihr Kontrahentin Darya (22) echte Konkurrenz macht. Die beschwert sich über ihren Stufenschnitt und künstliche Haarverlängerungen.

Trotzdem ist der Unterhaltungswert der Episode — wie bisher überhaupt — gering, die Folgen sind fade. Es gibt kaum Abweichungen zu den vergangenen Staffeln. Da hilft es auch nicht, dass Fotograf Christian Schuller nun alle Fotoshootings betreut, die Models sich in ihrer Villa selbst um den Putzplan kümmern müssen und die Kandidatinnen mit einer Handkamera auch noch intimste Szenen von sich filmen.

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Heidi Klum ohne Unterwäsche in Hollywood unterwegs

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Selbst die Rollenverteilung unter den Kandidatinnen ist wie in jeder Staffel die gleiche. Es gibt die auf Krawall gebürstete und unliebsame Erica, die Sympathieträgerin Chiara, die - ähnlich wie Kandidatin Lisa aus der vergangenen Staffel - versucht, Frieden zwischen der Brandstifterin und den übrigen Mädchen zu stiften.

Es gibt das Nesthäkchen Sarah (16), das darunter leidet, von den anderen überfahren zu werden. Sie ist diejenige, die von der Jury eine Chance nach der anderen erhalten wird, weil die "etwas in ihr sehen". Diese Bevorzugung schließt sie von der Sympathie der anderen Teilnehmerinnen aus. Und es gibt die Vorzeigeschülerin Lisa (20), die mit ihrem neuen Aussehen der Jury am besten gefällt. Joop nennt ihre Leistung auf dem Catwalk "konkurrenzlos". Aus Erfahrung weiß man aber, dass diejenigen, die am Anfang hochgelobt werden, am Ende tief fallen.

Auch die Sprüche der Jury wiederholen sich in jeder Staffel. Da kritisiert Heidi eine tanzende Augenbraue bei Jovana (17) und Thomas Hayo das "abgestorbene Gesicht" von Ariana (18). Die muss dann auch die Sendung verlassen, ebenso wie Laura W. (17) aus Ingolstadt. Aber die beiden kennt sowieso noch niemand.

Von den Top 23 bleibt nach den ersten Folgen vielleicht eine Handvoll im Gedächtnis. Wolfgang Joop, der die vergangene Staffel so belebt hatte, hat auch noch nicht in die Sendung gefunden. Nein, so macht es keinen Spaß, der zehnten Staffel beim Dahinplätschern zuzusehen.

Vielleicht hätte der Sendung eine Kandidatin wie das Transgender-Model Pari gut getan, auch um gegen das Image der Banalität anzugehen. Die aber schied schon in der dritten Folge aus, weil sie zu "ladylike" war. Stattdessen erwartet die Zuschauer jetzt von Woche zu Woche ein neuer hysterischer Zickenterror.

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