Berlin Gewaltopfer: Das Trauma bleibt

Berlin · In "Kein Entkommen" spielt Anja Kling eine Frau, die zum Opfer grundloser Jugendgewalt wird.

Die zweifache Mutter Anna (Anja Kling) steht an der Bushaltestelle unweit ihres Vorstadthäuschens und ahnt nicht, dass die drei Jugendlichen, die plötzlich vor ihr stehen, ihr Leben verändern werden. Aus dem Nichts wird Anna zum Opfer brutalster Gewalt. Marco (Julius Nitschkoff) und seine Kumpels schlagen die junge Mutter intensivstationsreif, erbeuten ihre Handtasche mit etwas Bargeld und verschwinden. Nur durch Zufall werden die Täter später gefasst, mit genauso viel Glück überlebt Anna den brutalen Überfall.

Der ZDF-Film "Kein Entkommen" greift die Schreckensmeldungen grundloser Gewalt in deutschen Großstädten auf. Die Täter, oft Jugendliche, agieren spontan und aus Langeweile. Die Opfer sind oft für den Rest ihres Lebens traumatisiert.

So auch im Film: Erst nach Wochen im Krankenhaus kehrt Anna zu Ehemann Micha (Benno Führmann) und ihren Kindern Jan und Lina zurück. Die Gerichtsverhandlung übersteht Anna im festen Glauben an eine klare Verurteilung der drei Angeklagten. Ihre labile Verfassung wird weiter geschwächt, als Täter Marco mit Sozialstunden davonkommt. Obwohl Anna dem Überfall keinen Raum im Alltag geben möchte, steht ihr Familienleben fortan unter großer Spannung. Anna ist stärker traumatisiert, als sie zugeben kann. Als sie hinter dem Rücken ihres Mannes nach Beweisen gegen den jungen Täter sucht, löst sie eine fatale Kette von Ereignissen aus, die weitere dramatische Folgen für ihre Familie haben.

Spätestens seit der tödlichen Attacke auf den Jugendlichen Jonny K. im Oktober 2012 am Berliner Alexanderplatz ist das Thema grundloser, brutalster Jugendgewalt in aller Munde. Roland Weber, Opferbeauftragter des Landes Berlin, hat es allein in der Hauptstadt jährlich mit über 10 000 Gewaltopfern zu tun: "Posttraumatische Belastungsstörungen wirken sich ganz unterschiedlich auf die Psyche des Opfers aus. Typische Anzeichen sind Rückzugstendenzen, Konzentrationsprobleme, Phantomschmerzen und Angstzustände." Der Film sei ein wichtiger Beitrag zur Erkennung vergleichbarer Folgen im Familien- oder Bekanntenkreis. Denn die Opfer selbst würden häufig vorspiegeln, es gehe ihnen gut.

"Kein Entkommen", ZDF, 20.15 Uhr

(RP)
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