"Germany's Next Topmodel" Aus für Kauz-Fred und Eiermutter

Düsseldorf · Schon in der zweiten Folge der laufenden Staffel von "Germany's Next Topmodel" muss die Modelsuche-Sendung eine schwere dramaturgische Schlappe hinnehmen: Zwei "besondere" Kandidatinnen sind raus.

Man konnte es förmlich knirschen hören im Produktionsgebälk: Fred weg, Magendarm-Mutter weg — und damit zwei der stärksten persönlichen Geschichten und angelegten Erzählbögen dieser Staffel. Fred, das durchaus leicht sonderbare, aber über Gebühr penetrant auf "schräg" inszenierte Mädchen mit der Casting-Glückshose, konnte in Folge zwei bei der ersten Modelreise auf Lanzarote zumindest noch mit einem irgendwo ausgegrabenen Clownskostüm und "Alle meine Entchen"-Darbietung einen kleinen Vorgeschmack geben auf das, was da noch hätte kommen können an der Kauzig-Front.

Obendrein hatte sie fast ausnahmslos dicke Winterklamotten im Gepäck, weil sie nach eigenem Bekunden geglaubt hatte, man fahre "in ein Skigebiet" — obwohl es in der Vergangenheit nicht gerade zu den Grundprinzipien des GNTM-Formats gehörte hatte, die "Meeedchen"-Mädchen möglichst vermummt zu zeigen.

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Foto: dpa, soe

Man muss sich im Produktionsteam die Haare gerauft haben, dieses Schrulligkeitsgold so früh gehen lassen zu müssen. Und auch Saskia, der zweite Rausschmiss, hatte noch nicht einmal genug Sendezeit gehabt, um noch einmal ganz genau zu erzählen, wie das damals war mit ihrer unbemerkten Teenie-Schwangerschaft, von der sie erst unmittelbar vor der Geburt erfuhr.

Dabei hatte sie sich gerade erst weit im Crazy-Ranking nach vorne katapultiert, als Jurymitglied Thomas Hayo bei dessen Begehung der kargen Model-Kemenate (dieses Mal müssen sich die angehenden Models den Luxus "erst verdienen" und sind in jugendherbergsartigen Quartieren untergebracht, nur ein Spiegel für zwöf Mädels, oh Schreck!) eine Sechserpackung Eier entdeckte: Täglich schmiere sie sich Eiweiß auf den Bauch, außerdem noch spanisches Olivenöl, um ihre Dehnungsstreifen loszuwerden, beschied Saskia. Und führte dann noch ein Grusel-Telefonat mit ihrem daheim gebliebenen Kind, das sie vermisste: "Mama ist auf einer Insel. Schlaf gut. Tschüss."

Leider stellten sich Fred und Saskia bei den ersten Fotoshootings und Probe-Laufstegen so ungelenk an, dass auch den ausgebufften GNTM-Menschen beim besten Willen kein halbwegs plausibler Bewertungskniff einfallen mochte, um sie in die nächste Runde weiterzulassen, zu stark war erstens die Konkurrenz — und zweitens könnte keine Heldenreise lang genug sein, um die Schwanwerdung dieser beiden Entchen zu erzählen.

Pizza-Teaching auf dem Sofa

Apropos Konkurrenz — zum ersten Mal konnte man nun sehen, wie die neu eingeführte Einteilung in Team Hayo und Team Michael Michalsky funktionieren soll: Wie ein Splitscreen, nur nacheinander. Die einen sitzen auf Lanzarote, die anderen auf Fuerteventura, die einen machen ein "Posing-Teaching", die anderen ein "Catwalk-Teaching", während man zuhause beim Zuschauen noch zwischen Pizza-Teaching und Chips-Teaching schwankt, bei dem einem allerdings im Gegensatz zu den Models nicht die bereits praktizierende Kollegin Toni Garrn zur Seite steht.

Richtig auffällig ist die Teamtrennung allerdings noch nicht, da beide Gruppen ihr erstes Fotoshooting in Bikinis absolvieren: Die einen müssen von einer Stranddüne springen (beziehungsweise "jumpen", wie man hier sagt), die anderen im Wasser liegen. Aufmerksame Beobachter entdecken den kleinen Unterschied: Das "schwarze" Team Hayo shootet auch in schwarzem Sand, das "weiße" Team Michalsky in der hellen Variante.

Und wie macht sich überhaupt der neue Juror? Noch bleibt sein dramaturgischer Wert unklar, immerhin darf er den emotionalsten Moment der Folge einleiten, indem er ein armes Mädchen zum ersten Mal ins Meer führt, das sogleich ergriffen weint — die Heranzüchtung einer soliden Aschenputtel-Geschichte. Außerdem spricht Michalsky englische Wörter lustig aus und sagt "Meustschu-reiser" statt Feuchtigkeitscreme. Sein schrecklicher Verdacht: "Ich werd hier immer von Fliegen angegriffen, meinst du, ich stinke?"

Der überraschendste Effekt indes entstand durch den neuen Kniff, den Kandidatinnen die bisherigen Luxusvilla-Sperenzchen vorzuenthalten: In der Jugendherbergsathmosphäre, auf den Stockbetten kauernd, wirken sie plötzlich viel mehr wie die Kinder, die viele von ihnen nur knapp nicht mehr sind. Weswegen es einem dann sonderbar vorkommt, wenn ein verrutschtes Bikinioberteil beim so genannten Entscheidungswalk plötzlich die Brustwarzen einer Kandidatin akzentuiert. "Privat interessiert mich das nicht, als Designer finde ich das immer schön", bescheidet Michalsky.

Außer Fred und der Eiermutter flog dann auch noch eine Kandidatin mit Dreadlocks, als sie verkündete, sich auch beim nahenden Umstyling nicht von ihnen verabschieden zu wollen. Das ist die heidiklumsche Effizienz, wie man sie kennt. Aufmüpfig sein darf in Folge zwei nur Fotograf Matt McCabe, der beim Dünenshooting eine gelungene Hüpfaufnahme mit den Worten "Sieht aus wie dein Foto - vor 20 Jahren" kommentierte. Er kam mit einem gezückten Klum-Mittelfinger davon, und der war sogar verpixelt.

Bilder aus der aktuellen Sendung sehen Sie hier.

(arü)
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