"Germany's Next Topmodel" Die Rückkehr des Hass-Honigs

Los Angeles · Heulen, hysterischer Frohsinn und ein Wiedersehen mit geliebten Ungeliebten: Endlich klimperte eine Folge mal wieder quer übers Gefühlsklavier.

 Kims Freund Alex, genannt "Honey", überraschte seine Freundin in Los Angeles.

Kims Freund Alex, genannt "Honey", überraschte seine Freundin in Los Angeles.

Foto: ProSieben

Es ist ein bisschen fies, aber so funktioniert das eben mit der GNTM-Zuschauerbindung: Eine muss die Böse sein. Die Unsympathin, der man es weniger gönnt als ihren Konkurrentinnen. Es ist ein deutlicher dramaturgischer Mangel, dass in dieser Staffel so eine Fies-Trine fehlt — selbst Jasmin qualifiziert sich trotz permanenten Elena-C-Mobbings nicht wirklich für diese Rolle. Also musste man sie extern besetzen, und darum heulte man in der gestrigen Folge halb genervt, halb begeistert auf, als es hieß: Juhu und Bäh, "Honey" ist wieder da!

"Honey", der dauergrinsende, schmierlappig agierende, in Telefonaten stets verlässlich das Unsensibelste raushauende Freund von Kurzhaar-Kim, wurde nämlich für eine tränenreich-glückselige Wiedervereinigung mit seiner Freundin nach L.A. geflogen. Doch zuerst durfte Kim zusammen mit Elena C in aller Ruhe die vergangene Woche eingeheimste Extra-Belohnung genießen und zusammen mit Heidi Klum zu einem Charity-Ball nach New York fliegen. Eingekleidet werden sie dort von Designer Zac Posen (oder, wie es der verlässlich schludrige GNTM-Untertitel-Dienst formuliert, "Zack Posen"), und auch sonst erleben Kim und Elena C ungeahnt aufregende Dinge. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Heidi selbst bügelt", staunt Elena C. Tut sie aber, und schmurgelt sich prompt ein Loch ins teure Gala-Kleid. Mensch Heidi.

Die Daheimgebliebenen, nicht frei von Neid, müssen derweil, ein schöner Einfall, Heulen üben. Mit Zwiebelscheiben auf den Augen und traurigen Filmen, denn die jederzeit abrufbare Plärrfähigkeit ist das wichtigste Talent im dieswöchigen Fotoshooting, bei dem die Mädchen im Vierziger-Jahre-Outfit im Regen stehen und, naja, weinen müssen. Sehr ungewohnt, dass sie dabei ausnahmsweise mal mehr anhaben als einen Bikini. Und tatsächlich auch berührend, wie sehr einige von ihnen ganz echt und wirklich losweinen müssen: Man vergisst beim Zuschauen doch oft, wie jung die meisten eigentlich noch sind und wie schwer der Druck auf ihnen lasten mag.

Damit die Folge nicht komplett in melodramatisches Schluchz abgleitet, gibt es danach noch ein quietschfröhliches Casting für den Haupt-Automobilsponsor des Formats, bei dem die Kandidatinnen möglichst gut gelaunte Playbacks zu bekannten Hits abliefern müssen. Es geht um einen großen Werbespot, symbolisch aber um viel mehr, denn traditionell kam in den vergangenen Staffeln auch ins Finale, wer diesen großen Job absahnen konnte. Kim ist jedenfalls die Gewinnerin, was Fata mal wieder dazu veranlasst, ihre eh schon enervierend oft wiederholte Platte "Es ist so ungerecht, ich bin doch so gut, warum darf ich nicht mit nach New York, warum kriege ich keinen Job" noch ein weiteres Mal aufzulegen. Und nochmal, und nochmal — die längste Jammersingle der Welt.

Dabei ist die Entscheidung alleine deshalb schon logisch, weil die Gewinnerin in dem Spot zusammen mit Youtuberin Nilam (vormals Daaruum) auftritt, und die hat nun einmal schon selbst lange, dunkle Haare, weswegen die ebenfalls brünette Fata von vornherein schlechte Karten hatte.

Auch beim großen Wiedersehen mit Familie und Freunden, in einem alten Theater als das kalkulierte Rührstück inszeniert, das es ist, geht Fata leer aus: Weder Mutter noch Freund noch Cousine dürfen wegen ihres bosnischen Passes in die USA einreisen. Fast erwartet man, dass die Klum wenigstens noch den Inhaber des Büdchens auffährt, wo sich die kleine Fata früher immer so gerne ihre Schokokuss-Brötchen gekauft hat, aber nein: Sie muss alleine bleiben, während alle anderen überrascht werden. Kurz glaubt man, Jasmins Freund könnte "Honey" in der Unsympathen-Hitparade den Spitzenplatz streitig machen, als der den Grund für seine Liebe zu Jasmin so erklärt: "Das Fitnessstudio verbindet uns halt beide sehr."

"Ich kann mit dominanten Frauen gut umgehen"

Doch dann kommt "Honey", posiert behämmert am Pool und erklärt, er würde Kim gerne verkleidet als Paparazzi überraschen und zum Beispiel rufen: "Hey Babe, show me your boobs!" Selbst die Klum scheint ihn nicht übermäßig zu mögen, was kein Wunder ist, weil er sie extrem gönnerhaft behandelt und dann auch vor der Kamera erklärt: "Ich kann mit dominanten Frauen gut umgehen. Man muss dann halt nur dominanter sein."

Brrr! Und offenbar scheint diese Neigung zum Doof-Bonmot auf seine Freundin abzufärben, die bei der Entscheidung (bei der dieses Mal niemand rausfliegt) die Klum prompt dafür lobte, wie offen, ehrlich und zugänglich diese auf dem gemeinsamen Ball-Ausflug in New York gewesen sei: "Menschlich eben!" "Ach", mokierte die sich sofort, "menschlich — und wie bin ich sonst?" Darauf Kim, sachlich richtig, aber nicht besonders schlau: "Schön."

Bilder des Tränen-Shootings sehen Sie hier.

(rütz)
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