"Germany’s next Topmodel" Das nackte Entsetzen

Los Angeles · Bodypainting und ein Fotoshooting ohne Kleidung standen diesmal auf der Agenda. Wie jedes Jahr zierten sich ein paar Teilnehmerinnen, vergossen Krokodilstränen und posierten am Ende doch für die Modelmutter. Wirklich schockierend war nur die 80er-Jahre-Retrofrisur von Frau Klum.

Rhythmus, Choreographie, Beinarbeit — das alles ist Giulianas Sache nicht. Unsicher stakst das Transgender-Model am Donnerstagabend durch die Berge bei Las Vegas, bleibt anschließend bei der Entscheidungsshow mitten auf dem Laufsteg stehen und bittet, nochmal neu starten zu dürfen. "In zwölf Jahren habe ich noch nie so etwas Schlechtes gesehen", wird Heidi Klum danach sagen. Das ist kein gutes Feedback. Und das Model muss zittern.

Zurück auf Anfang: Zwei Herausforderungen gilt es für die verbliebenen Teilnehmerinnen der zwölften Staffel der ProSieben-Show dieses Mal zu meistern. Das Eine ist die bereits angesprochene Walk-Choreographie. Synchron sollen dabei jeweils zwei Models eine zuvor eingeübte Abfolge präsentieren. "Man muss auf sich achten, aber auch auf die andere", erklärt Juror Thomas Hayo.

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Foto: dpa/Rankin

Man müsse im Takt bleiben, dürfe gleichzeitig aber nicht Ausdruck und Mimik vergessen — so wie etwa Giuliana, deren Lippen immer wieder in Bewegung sind, als sie versucht, laut mitzuzählen. "Das geht so nicht", sind sich Hayo und sein Juror-Kollege Michael Michalsky einig. Giuliana ist aber nicht die Einzige mit Problemen: Auch Konkurrentin Julia hat große Schwierigkeiten mit der Choreographie. Wieder andere scheinen kaum Probleme zu haben, darunter Kandidatin Serlina, die später zur Tagesbesten gekürt wird.

Weitaus größere (und erwartbare) Schwierigkeiten birgt dagegen die zweite Herausforderung dieser Folge: das Nacktsein. Wie in jeder der zwölf Staffeln bittet Modelmama Heidi Klum zum Nacktshooting samt Bodypainting. Und wie in jeder der zwölf Staffeln gibt es einige "Mädchen", die damit nicht so zurechtkommen. Auch hier macht Giuliana wieder von sich reden. Unsicher ist sie vor und während des Fotoshootings. "Heutzutage darf man einfach kein Schamgefühl mehr haben. Das muss ich wohl noch lernen", sagt sie. Was für ein trauriger, aber wahrer Satz inmitten des Klum-Kosmos.

Weitaus rebellischer ist da Kandidatin Leticia. Sie will ihren BH anbehalten, und eigentlich sind sich alle Kandidatinnen auch einig, dass das sicher kein Problem ist. Denkste: Heidi findet das nämlich unfair, und wenn Leticia den BH nicht auszieht, kriegt sie kein Foto. "Das ist hier ja immer noch ein Wettbewerb", sagt Klum. Widerwillig (aber auch das kennen wir ja von mindestens einer Kandidatin pro Staffel) lässt sich Leticia schließlich auf das Nacktshooting mit Graffiti-Bodypainting ein — und: Oh Wunder, das Foto ist hübsch und es ist sind keinerlei zu private körperliche Gefilde zu sehen.

Wütend ist Leticia dennoch, auch, weil sie nach dem Fotoshooting auch noch beim Abschluss-Synchronwalk nackt über den Laufsteg tänzeln muss. Später zerknickt sie ihr Foto, nachdem sie eine Runde weitergekommen ist. "Ich bin nicht hier, um nach der Pfeife von irgendjemandem zu tanzen", sagt sie. Entschuldigung? Bei aller Kritik an Heidi Klum: Dass nicht die Models bei Germany's next Topmodel das Sagen haben, weiß man doch eigentlich seit Staffel 1. Und schon damals mussten sich die Models nackig machen. Ein Wunder, dass das doch jedes Jahr wieder für tiefere Verwerfungen sorgt. Wird langsam wirklich langweilig.

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Tränen, Wut und Lästereien — das sind die perfekten Bestandteile einer Topmodel-Folge. Während die Sache mit den Tränen und der Wut unter anderem von Giuliana und Leticia übernommen werden, sind beim Lästern dieses Mal Anh und Greta die Protagonisten. Zusammen mit Lynn und Sabine fliegen sie zu Beginn der Folge nach New York zum Casting für die Modezeitschrift Joy. Die möchte ein Fotoshooting im Instagram-Stil mit einer Kandidatin machen und stellt den vier Models deshalb unter anderem die Aufgabe, zum Hashtag "I woke up like this" ein Selfie zu machen.

Gesagt, getan: Perfekt setzen sich die Models selbst in Szene, posieren, als seien sie gerade erst aus dem Bett aufgestanden. Sabine macht es aber etwas anders: Sie schminkt sich absichtlich stark, um den Hashtag kritisch zu beleuchten. "Denn in Wahrheit ist niemand, der diesen Hashtag nutzt, genauso aus dem Bett aufgestanden." Joy versteht die Ironie. Die Mitkandidatinnen nicht. Vor allem nicht, als dann Sabine tatsächlich den Job bekommt. "Die hat doch auf jedem Foto gleich ausgesehen", beschweren sich Anh und Greta schließlich mehrfach vor der Kamera und beim Entscheidungslauf bei Heidi Klum. Die antwortet gelassen: "Tja, dem Kunden hat es gefallen. Also hat sie es wohl richtig gemacht." Als Sabine dann nach ihrem Shooting zurückkehrt, wird sie zudem von ihren Kolleginnen völlig ignoriert. Irgendwie ziemlich unreif, das Ganze. Am Ende bekommen übrigens alle drei ein Foto.

So selbstverständlich ist das mit dem Weiterkommen bei Giuliana derweil nicht. Zusammen mit Julia, die mit ihr den völlig verkorksten Walk präsentiert hat, muss sie nochmal vor der Jury antreten. "Eigentlich will ich keine von Euch mitnehmen", sagt Heidi Klum. Doch weil ein Kosmetikhersteller Giuliana zum Casting einladen möchte, kommt sie noch einmal weiter. Julia muss gehen.

Alles in allem war die jüngste Folge der Model-Castingshow damit mal wieder zum größten Teil erwartbar, wenig überraschend, die meiste Zeit ziemlich langweilig. Bloß eine Sache schockierte wirklich noch: die Dauerwellen-Frisur, mit der Heidi Klum zur Entscheidung antrat. Hat sie in eine Steckdose gefasst? Kommen die 80er wieder und wir wissen es nicht? Oder hat sie sich den Nachbarshund auf den Kopf gesetzt? Das werden wir wohl nie erfahren.

(lai)
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