"Germany’s Next Topmodel" "Mir ist einfach kotzübel"

Düsseldorf · Mit einem überinszenierten Konkurrenzkampf zwischen den Juroren, unzähligen Mädchen mit unendlich langen Beinen und einem Kreuzfahrtschiff ist die Castingshow "Germany's Next Topmodel" in die zwölfte Staffel gestartet – und hat einen traurigen neuen Höhepunkt der Belanglosigkeit erreicht.

Mit einem überinszenierten Konkurrenzkampf zwischen den Juroren, unzähligen Mädchen mit unendlich langen Beinen und einem Kreuzfahrtschiff ist die Castingshow "Germany's Next Topmodel" in die zwölfte Staffel gestartet — und hat einen traurigen neuen Höhepunkt der Belanglosigkeit erreicht.

Es hüpft, es kreischt, es schluchzt, es stakst mit seinen in den Himmel reichenden Beinen unsicher über den Laufsteg, dieses viel zu junge Ding. Man will es in den Arm nehmen, will sagen, dass es echt nicht schlimm ist, mit 16 kein Supermodel zu sein, dass es ja so etwas wie Abi und Ausbildung gibt und dass es auch echt okay ist, wenn man mit den 20-Zentimeter-High-Heels nicht läuft wie ein graziles Reh.

Das aber ist nicht die Meinung von Heidi Klum. Und nur auf die kommt es an bei der mittlerweile zwölften Staffel ihrer Prosieben-Show "Germany's next Topmodel". Und so urteilt Frau Klum auch am Donnerstag wieder, wie wir es seit 2006 von ihr kennen: "Als Model darfst Du nicht nur schön sein. Du brauchst auch Personality." Ach so. "Du bist total hübsch, ehrlich, aber für Dich ist jetzt hier Schluss."

Doch genauso wie Klums Analysen und ihre Definition vom perfekten Mannequin birgt auch ihre Show, bergen auch ihre Kandidaten meist keine Überraschungen mehr, wirkt doch alles belanglos. Alle Kandidatinnen sind irgendwie schön, wie sie da über den Laufsteg wackeln, um von Klums Jury-Mitgliedern Thomas Hayo und Michael Michalsky in zwei Teams eingeteilt zu werden. Wie bereits im vergangenen Jahr treten die beiden Juroren bei der Suche nach dem Topmodel gegeneinander an, werden "die Mädchen" in Team Schwarz (Hayo) und Team Weiß (Michalsky) eingeteilt.

Neu ist, dass Heidi Klum bei der Erstauswahl gar nicht mehr zugegen ist. Offenbar scheint sie für die Masse keine Zeit oder keine Energie mehr zu haben. Erst als beide Mit-Juroren je 25 Teilnehmerinnen für ihre Teams ausgewählt haben, ist Klum dabei. Und weil die Models meist offenbar zu langweilig sind, um um sie herum spannende Geschichten zu inszenieren, überinszeniert Prosieben den Kampf der Juroren um besonders beliebte Kandidatinnen.

Wie abgelesen wirken dabei die Dialoge zwischen Hayo und Michalsky, die dann wie folgt klingen: "Du willst doch sicher zu dem Gewinner vom letzten Mal? Ich bin ein Modeschöpfer, ich kann Dich zu meiner Muse machen", sagt Michalsky. "Bei mir hast Du Spaß. Ich weiß außerdem, dass es in der Modewelt nicht mehr nur um Shows geht", sagt Hayo. Es folgen Kichern, Kreischen und eine Entscheidung — meist für Thomas Hayo.

"Warum rasierst Du Deine Achseln nicht?"

Freilich haben Frau Klum und ihr Team aber auch dieses Mal zumindest eine Handvoll Kandidatinnen in die engere Auswahl genommen, an denen sich die Gemüter vor dem Fernseher erhitzen werden. Da wäre zum Beispiel Maja mit den langen Achselhaaren. "Warum rasierst Du Deine Achseln nicht?", will Klum wissen. "Finde ich schön", antwortet Maja schulterzuckend. Dann rasiert sie die Achselhaare natürlich pünktlich zur entscheidenden Modenschau doch, um dann von Klum kein Ticket in die nächste Runde zu bekommen.

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Foto: dpa/Claudius Pflug

"Mir ist einfach kotzübel", hatte Maja noch kurz vor der Urteilsverkündung gesagt, und der Zuschauer (zu diesem Zeitpunkt läuft die Show bereits zwei Stunden) ist geneigt, ihr zuzustimmen. Ohne Achselhaare schafft es Maja dann aber doch noch in die nächste Runde: Thomas Hayo hat sein Veto eingelegt.

Polarisieren dürfte auch die 25-jährige Asiatin Anh aus Berlin. Mit rosafarbenem Haar, Mickey-Maus-Ohren und einer Ich-bin-ja-so-verrückt-Attitüde hüpft sie durch die erste Folge — und kommt damit weiter. Muss man mögen so etwas. Erfrischend anders ist dagegen die 16-jährige Victoria aus Friedrichshafen: Sie hört gern Hip-Hop, läuft wie ein Junge, findet, dass Wimperntusche genug Schminke ist, und sagt so Dinge wie "Das war schlimm geil".

Kein Kreischen, kein Quietschen — Victoria ist die Anti-Klum. Mal sehen, wie lange sie sich hält. Die Zwillinge und das Mädchen mit dem Wurstsalat schaffen es nicht in die nächste Runde. Die 16-jährige Elisa, die mit den ewig dürren Kandidatinnen der Show aufgewachsen ist, dagegen schon. Bloß dass man Elisa irgendwie wünscht, dass sie noch zwei, drei Jahre älter wird, bevor sie sich Klum, Hayo und Co. antut. Eine wirklich spannende Geschichte hat Giuliana zu erzählen: Die 20-Jährige ist als Mann geboren, hieß vor ihrer Verwandlung in eine Frau Pascal. Auch sie kommt weiter.

Weiter, das bedeutet in dieser Staffel weiter auf das Kreuzfahrtschiff, das Heidi Klum gechartert hat, um mit "den Mädchen" durchs Mittelmeer zu schippern. Erste Station: Marseille. Ob diese Neuerung die Sendung aus der Belanglosigkeit retten kann, bleibt abzuwarten. Das Hüpfen, Schluchzen, Kreischen, Staksen jedoch ist uns in den kommenden Wochen sicher.

(lai)
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