TV-Kritik Günther Jauch Die Frage nach der Rendite einer Erzieherin

Düsseldorf · Wann ist die Bezahlung im Job eigentlich gerecht? Eine Frage, die Günther Jauch sich und seinen Gästen am Sonntagabend stellte. Die Sendung brachte zwar konkrete Beispiele, doch eine richtige Debatte ließ auf sich warten. Es herrschte vielmehr ziemliche Einigkeit.

 Günther Jauch und seine Gäste zum Thema "Gerechter Lohn".

Günther Jauch und seine Gäste zum Thema "Gerechter Lohn".

Foto: Screenshot ARD

1700 bis 1800 Euro für eine Altenpflegerin aus Niedersachsen, die 30 Stunden pro Woche arbeitet, 2000 Euro für einen Vollzeit-Kfz-Mechatroniker aus Berlin — unter anderem mit diesen zwei Beispielen startet Günther Jauch am Sonntagabend in seinen TV-Talk zum Thema "Deutschlands Löhne — was ist unsere Arbeit wert?". Und natürlich waren sowohl die Altenpflegerin als auch der Mechatroniker der Ansicht, dass sie mehr verdienen könnten. Aber das trifft wohl auf (fast) jeden Arbeitnehmer in Deutschland zu.

Angesichts des XXL-Bahnstreiks oder auch der geplanten Kita-Streiks war Jauch mit seiner Themenwahl durchaus aktuell. Und auch die Auswahl der Gäste schien zunächst spannende Diskussionen zu bieten. Da war zum einen DGB-Chef Reiner Hoffmann, zum anderen Rainer Voss, ein ehemaliger Investmentbanker, und da war Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft. Für die Politik waren Hamburgs FDP-Fraktionschefin Katja Suding und Gregor Gysi, Chef der Linken im Bundestag, gekommen. Doch eine wirkliche Debatte wollte dann doch nicht aufkommen.

Denn die Runde war sich unter anderem darin ziemlich einig, dass etwa Erzieher besser entlohnt werden sollten. Und so wurde es eine Stunde TV-Talk, in der die Unterschiede und Probleme vielmehr nochmals aufgelistet denn diskutiert wurden. Da ging es um den Wohnort, der bei der Bezahlung entscheidend sein kann, da ging es — insbesondere bei Hoffmann — um die sinkende Tarifbindung, da ging es um die Frauenberufe, die nach Gysis Ansicht "grottenschlecht" bezahlt werden, da ging es um das Steuersystem und das Festhalten der Bundesregierung an der schwarzen Null im Haushalt. Und Hüther schaffte es wunderbar, die verschiedenen Mechanismen, die am Arbeitsmarkt wirken, zu erläutern.

Selbst Investmentbanker Voss konnte nicht wirklich polarisieren, da er selbst inzwischen der Ansicht ist, dass er sein Gehalt damals gerecht fand ("war ein ganz kleiner Fisch") — insbesondere in dem System, in dem er arbeitete, es aber heute wohl eher als sozial ungerecht ansehen würde.

Katja Suding wiederum erklärte, dass man gewisse Ungerechtigkeiten in einer freien Gesellschaft ertragen müsse, aber natürlich wollte auch sie mehr Geld für Erzieherinnen. Auf die Neiddebatte, die Jauch ihr aufdrängeln wollte, ging Suding aber kaum ein. Gysi wiederum entsprach seiner Rolle und forderte "endlich gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit", dem niemand wiedersprach.

Einig schien sich die Runde, dass es einer Debatte über sozial gerechte Bezahlung braucht, und um den Wert von Arbeit insgesamt. Auch da war es wieder das Beispiel Bildung, das zum tragen kam. So stellte Ex-Investmentbanker Voss die Frage: "Was ist die Rendite einer Erzieherin?" Und Hüther sprang ihm bei und sagte, auch Humankapital müsse als Investition gesehen werden.

(das)
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