"Günther Jauch" Beim Islam-Prediger fehlen Jauch die Worte

Düsseldorf · Fast drei Monate weilte Günther Jauch im Urlaub. Blickt er zurück auf seine Sendung am Sonntag, hätte er seine Auszeit sicherlich gerne noch verlängert. "Schwieriges Thema, ganz schwierige Diskussion", so lautete sein Resümee. Insbesondere der islamische Prediger Abdul Adhim Kamouss machte Jauch und den anderen Gästen das Leben schwer.

 Abdul Adhim Kamouss predigt in der umstrittenen Berliner Al-Nur-Moschee.

Abdul Adhim Kamouss predigt in der umstrittenen Berliner Al-Nur-Moschee.

Foto: ARD

Nachdem sich Jauchs Kollegen Maischberger, Plasberg und Co dem Thema Islamischer Staat in den vergangenen Wochen bereits gewidmet hatten, nahm sich Günther Jauch am Sonntagabend des Themas ebenfalls an. Titel der Sendung: "Gewalt im Namen Allahs — wie denken unsere Muslime?".

Als Gäste hatte sich der Moderator die beiden Standard-Talkshow-Besucher Wolfgang Bosbach (CDU-Innenexperte) und Heinz Buschkowsky (Bürgermeister von Neukölln, SPD) geladen, dazu die "Spiegel"-Redakteurin Özlem Gezer sowie den NDR-Journalisten Stefan Buchen. Und Abdul Adhim Kamouss, seines Zeichens islamischer Prediger in der Berliner Al-Nur-Moschee, die als Hort von Hasspredigern gilt.

Das sehen auch Buschkowsky und Bosbach so. Der Neuköllner Bürgermeister ist denn auch überzeugt: "Da werden Dinge gepredigt, die mit unserer offenen demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar sind."

Kamouss, einer der bekannteren Islam-Prediger in Deutschland, kann das nicht nachvollziehen und gibt sich als Unschuld in Person. Er predige in mindestens hundert Moscheen hierzulande und habe Zuhörer aus allen Kategorien. Von sogenannten Hasspredigten in der Al-Nur-Moschee habe er zudem noch nie etwas gehört.

 Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister von Neukölln, CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach , Günther Jauch, "Spiegel"-Redakteurin Özlem Gezer, Abdul Adhim Kamouss und der NDR-Journalist Stefan Buche in der Talkshow (v.r.).

Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister von Neukölln, CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach , Günther Jauch, "Spiegel"-Redakteurin Özlem Gezer, Abdul Adhim Kamouss und der NDR-Journalist Stefan Buche in der Talkshow (v.r.).

Foto: ARD

Er selbst versuche auch, seine Zuhörer zu radikalisieren, wolle sie zu "radikalen Friedensstiftern" machen. Dass ihm das zumindest nicht immer gelingt, zeigt das Beispiel Denis Cuspert. Der erlangte als Rapper "Deso Dogg" kleinen Ruhm. Kamouss hatte mehrfach Kontakt zu ihm. Cuspert ist inzwischen Anhänger des Islamischen Staats, hält laut Verfassungsschutz Kontakte bis in die höchsten Ebenen der Terrormiliz. Er gilt als deren wichtigste Stimme in Deutschland.

Cuspert sei einer der ganz wenigen gewesen, die er nicht habe erreichen können. Sie hätten sich auf "einem Weg der Frömmigkeit" befunden, doch dann sei er plötzlich verschwunden. Welchen Predigern Cuspert dann zugehört habe, das wisse er nicht, so Kamouss. Auf einen gemeinsamen Videoauftritt mit dem Berliner Rapper geht er nicht weiter ein.

Wolfgang Bosbach warf in die Runde, dass nicht alle Salafisten Terroristen seien, aber bei allen in Deutschland vereitelten Terroranschlägen hätten Beziehungen zu Salafisten bestanden.

Kamouss, der in seinem Redeschwall selbst durch Jauch kaum mehr zu bremsen war, fühlte sich durch solche Aussagen gereizt, bezeichnete sie als "Nährstoff für Islamophobie". Als er dann einen Dankesbrief des ehemalijgen Berliner Innensenators Ehrhart Körting für seine Integrationsbemühungen aus der Tasche zieht, bleibt es Wolfgang Bosbach nur zu stöhnen: "Darauf hab ich gewartet."

Es sei viel entscheidender, was freitags in den Predigten gesagt werde, als sonntags in den Talkshows, sagte Bosbach und verwies noch einmal auf die "glasklaren Hasspredigten" in der Al-Nur-Moschee. In das gleiche Horn stößt Buschkowsky: "Das ist ein bühnenreifer Auftritt, ein Schauspiel, gut gemacht!" Die Neuköllner Moschee sei "der Hort, wo sämtliche Hassprediger, wenn sie in Berlin sind, auftreten".

Kaum zu Wort in der Runde kamen "Spiegel"-Redakteurin Özlem Gezer und NDR-Journalist Stefan Buchen. Was sie zu sagen hattten, ging weitgehend im rhetorischen Feuerwerk von Kamouss unter.

Auch Günther Jauch hatte seine liebe Not. Immerhin hatte seine Redaktion im Netz ein paar Videoschnipsel gefunden, die Kamouss' reaktionäres Frauenbild zeigen sollten. Er erklärte dort, dass die Frau die Bedürfnisse des Mannes im Ehebett zu erfüllen hätte. Sonst erschienen ihr die ganze Nacht mahnende Engel. Außerdem dürfe die Frau das Haus nicht ohne Erlaubnis des Gatten verlassen. Das führe sonst zu chaotischen Zuständen.

Auch davon ließ sich der in Marokko geborenen Prediger nicht beeindrucken, die Videos seien schließlich viele Jahre alt. Die Vorlage Jauchs, ob er sich denn seitdem weiterentwickelt habe, nahm Kamouss dankend an. Natürlich habe er das.

"Herr Kamouss,...Herr Kamouss,...das wissen wir ja jetzt....Herr Kamouss,...Herr Kamouss...!" - Jauch war über weite Strecken nicht in der Lage, den Prediger zu stoppen. Herr Kamouss wird an diesem Abend wohl als einziger ziemlich zufrieden nach Hause gegangen sein.

(csr)
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