ARD-Talk von "Günther Jauch" "Er ist ja nicht mal fähig, wie Hitler eine Autobahn zu bauen"

Berlin · Eine Woche nach dem viel kritisierten Interview mit Wladimir Putin hatte Günther Jauch am Sonntagabend zum erneuten Talk über den russischen Präsidenten geladen. Der Liedermacher Wolf Biermann diskutierte zunächst verhalten mit, brachte dann jedoch einen fragwürdigen Vergleich.

Wolf Biermann in der Sendung "Günther Jauch"

Wolf Biermann in der Sendung "Günther Jauch"

Foto: dpa, pdz lof

Ins Studio im Gasometer in Berlin hatte Jauch zum Thema "Anworten an Putin: Nachgeben oder Härte zeigen?" folgende Gäste geladen: Matthias Platzeck (SPD, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums, ehemaliger Ministerpräsident von Brandenburg), Gabriele Krone-Schmalz (Journalistin, ehemalige Moskau-Korrespondentin), Wolf Biermann (Sänger und Bürgerrechtler), Alexander Graf Lambsdorff (FDP, Stellvertretender Vorsitzender des Europäischen Parlaments). Vor einer Woche hatte die ARD im Rahmen der Sendung Günther Jauchs ein Interview mit Wladimir Putin ausgestrahlt. Das Interview sorgte für Kritik, weil Putin dort weitestgehend ohne kritische Zwischenfragen seine Ansichten zur Ukraine-Krise darstellen konnte.

Am Sonntag sollte bei Günther Jauch geklärt werden, wie man Putin generell begegnen sollte, welche Schlüsse auch aus dem Interview zu ziehen seien. Während die Argumente für und gegen eine harte Haltung gegenüber Putin auseinander gingen, aber nachvollziehbar waren, sorgte Wolf Biermann für das überraschendste Argument des Abends. Kurz vor Ende der Sendung bezeichnete der Liedermacher zunächst Putin als Diktator, wagte dann einen Vergleich zwischen Putin und Hitler. Mit dem Verweis auf die seiner Meinung nach gescheiterte russische Wirtschaftspolitik sagte Biermann: "Er ist ja nicht mal fähig, wie Adolf Hitler eine Autobahn zwischen Moskau und Sankt Petersburg zu bauen." Während Alexander Graf Lambsdorff bei Biermanns Ausführungen über Putin als Diktator noch interessiert wirkte und teilweise nickte, schien den Gästen bei dem Hitler-Vergleich die Sprache weg zu bleiben. Jauch verwies auf die Zeit und leitete schnell zu den folgenden Tagesthemen über.

Am Ende war sich die Talk-Runde zwar einig, dass Wladimir Putin in jedem Fall kein vollständiger Demokrat sei, so weit wie Biermann ging jedoch sonst keiner. Matthias Platzeck wies darauf hin, dass Putin immerhin der gewählte Präsident Russlands sei. Platzeck hatte bereits in der vergangenen Woche im "heute-journal" für eine gemäßigte Politik gegenüber Russland geworden, weitere Sanktionen seien nicht angebracht. Alexander Graf Lambsdorff verteidigte hingegen die bisherige Politik der EU, die auch Wirtschaftssanktionen beinhaltet hatte. Gabriele Krone-Schmalz setzte viele Akzente in der Diskussion und war darum bemüht, bei den Fakten zu bleiben. Teilweise ergoß sich die Diskussion jedoch in zu vielen Details, für den Zuschauer, waren rechtliche Analysen zum Status der Krim und der Ukraine nicht immer sofort nachvollziehbar.

Auch Wolf Biermanns Argumente waren nicht immer nachvollziehbar. Em Ende bleibt von ihm die zweite mindestens streitbare Aussage binnen weniger Wochen. Bei der Feierstunde zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls im Bundestag hatte Biermann die Partei "Die Linke" als "Reste der Drachenbrut" bezeichnet. Damit bezog sich Biermann darauf, dass die Linke aus der PDS hervorgegangen ist, die ihre Wurzeln in der SED, der Regierungspartei der DDR hatte.

(ac)
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