TV-Kritik Günther Jauch "Die Stunde der Wahrheit kommt immer näher"

Berlin · Ganz Europa schaut am heutigen Montag auf den Sondergipfel zur Griechenland-Krise. Und so kann es auch Günther Jauch in seinem Talk nicht lassen, erneut darüber zu debattieren – genau wie in der Woche zuvor. Viel Neues kommt dabei nicht heraus, und der Moderator zeigt einmal mehr, dass er es nicht immer schafft, die Oberhand über die Gesprächsführung zu bekommen.

 Günther Jauch mit seinen Gästen zum Thema Griechenland.

Günther Jauch mit seinen Gästen zum Thema Griechenland.

Foto: Screenshot ARD

Ganz Europa schaut am heutigen Montag auf den Sondergipfel zur Griechenland-Krise. Und so kann es auch Günther Jauch in seinem Talk nicht lassen, erneut darüber zu debattieren — genau wie in der Woche zuvor. Viel Neues kommt dabei nicht heraus, und der Moderator zeigt einmal mehr, dass er es nicht immer schafft, die Oberhand über die Gesprächsführung zu bekommen.

Kommt nun der Grexit oder nicht? Gibt es weiter Geld für die Griechen oder nicht? Seit Wochen dreht sich in der griechischen Schuldenkrise alles um diese beiden Fragen. Doch vorangekommen ist man nicht, und auch die politischen Talks zum Thema wirken wie eine endlose Wiederholung alter Argumente. Das war am Sonntagabend auch wieder bei Günther Jauch zu erleben. Schon allein die Gäste-Auswahl ließ das erahnen.

Da war Theodoros Paraskevopoulos, Mitglied der Syriza-Partei Griechenlands und Berater von Regierungschef Alexis Tsipras, welcher der EU Vorwürfe machte bezüglich der Hilfspolitik, an der sein Land zugrunde geht — so wie es vor ihm schon viele Vertreter von Syriza in Talkshows getan haben. Da war Sahra Wagenknecht von der Linken, welche EU, EZB und IWF ebenfalls angriff und vor den Kosten für die deutschen Steuerzahler warnte, falls das Land aus dem Euro ausscheide. Argumente, die man schon mehrfach von ihr oder auch vom Noch-Fraktionschef Gregor Gysi gehört hatte.

Da war der frühere Finanzminister Theo Waigel, der den Kurs der Bundesregierung verteidigte, und schließlich Wirtschaftsjournalist Rainer Hank, dem die Rolle der Einordnung zukam. Entsprechend glichen sich auch die Argumente, die ausgetauscht wurden. Paraskevopoulos sprach von "Rettungsringen aus Blei", wenn es um die Hilfsprogramme ging. Waigel nannte das Ganze "kein Spiel, sondern eine Tragödie" und sagte: "Die Stunde der Wahrheit kommt immer näher." Und Wagenknecht nannte den Beitritt Griechenlands zur Euro-Zone einen Fehler, "das hat der griechischen Wirtschaft geschadet". All das hat man in dieser oder ähnlicher Form schon in jeder zweiten Talkshow gehört, die sich mit der griechischen Krise beschäftigte.

Worterklärungen in Griechenlands Schuldenkrise
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Foto: dapd, Michael Gottschalk

Daher wollte Jauch auch versuchen, sich voll und ganz auf die Gegenwart und den Sondergipfel zu konzentrieren — was ihm nur mühsam gelang. Immer wieder ermahnte er seine Gäste, doch nicht zurückzuschauen. "Wir sollten nicht den Fehler begehen, dass wir die Schlachten schlagen", die man im vergangenen halben Jahr in jeder dritten Talkshow geschlagen habe, sagte er und kam doch nicht von der Stelle. Denn sobald er ein neues Thema auftat, wollten seine Gäste doch lieber noch mal auf die vorherige Frage eingehen. Das zeigt zum Beispiel Paraskevopoulos immer wieder, sodass auch Jauch irgendwann verzweifelt den Kopf hängen ließ.

Natürlich ging es auch bei Jauch um die Frage, ob ein Grexit denn nun gut oder schlecht wäre und ob man nicht doch einen Schuldenschnitt zugestehen solle. Klar, dass dann auch wieder das Argument aufkam, dass es die anderen Schuldenstaaten doch auch geschafft hätten, warum dann also nicht auch Griechenland.

Immerhin einen noch nicht durchgekauten Aspekt griff die Sendung dann doch noch auf: Nämlich den, ob denn der Bundestag überhaupt noch einem neuen Hilfspaket zustimmen würde. Waigel ist sich sicher, dass es für Kanzlerin Angela Merkel sehr schwer werden würde, von der Union die Mehrheit zu bekommen, falls es nur um ein "Weiter-wie-bisher" geht.

(das)
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