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TV-Talk "Hart aber fair" Das Märchen vom bösen Wolf

Düsseldorf/Köln · Zum Thema "Mensch raus, Wolf rein – wie viel Naturschutz verträgt unser Land?" debattierten die Gäste bei "Hart aber fair". In den Hauptrollen: Peter Wohlleben als esoterischer Baumumarmer. Barbara Hendricks als betuliches Großmütterchen. Und ein Waldbesitzer als böser Wolf.

Zum Thema "Mensch raus, Wolf rein — wie viel Naturschutz verträgt unser Land?" debattierten die Gäste bei "Hart aber fair". In den Hauptrollen: Peter Wohlleben als esoterischer Baumumarmer. Barbara Hendricks als betuliches Großmütterchen. Und ein Waldbesitzer als böser Wolf.

Die Besetzung

  • Peter Wohlleben, Förster und Bestseller-Autor
  • Franz Prinz zu Salm-Salm, Waldbesitzverband Sachsen-Anhalt
  • Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbund Deutschland
  • Roland Tichy, Journalist
  • Barbara Hendricks, SPD-Bundesumweltministerin

Einleitung

Es war einmal in der Bundesrepublik Deutschland. Das Weltnaturerbe des Buchenwaldes entstand. Spechte nisteten in Höhlen, die Artenvielfalt der Tiere gedeihte. Und Wolfsrudel zogen durch die deutschen Wälder. Und heute? Erst im Jahr 2000 ist der Wolf zurückgekehrt. 46 Rudel mit rund 130 Tieren gibt es. Noch rund ein Drittel der Gesamtfläche dieses Landes besteht im Jahr 2017 aus Wald. Wie viel aber ist den Deutschen der Naturschutz wert? Kann die Waldfläche wieder vergrößert werden? Und, darf es eine Obergrenze für Wölfe geben? Fragen, mit denen der Talk bei vielen Zuschauern punktete, weil "Germany first" galt, wie Moderator Frank Plasberg selbst in der Anmoderation erklärte.

Hauptteil I — Großmutter und der Urwald

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wirkte wie ein Ruhepol in der Studiomitte. Zwar ging es selten so friedlich in Plasbergs Talkrunde zu, dennoch mahnte Hendricks die anderen Talkgäste immerzu und fast mit großmütterlicher Harmoniebedürftigkeit zur Entspannung. "Fünf Prozent der deutschen Waldfläche soll wieder Urwald werden", sagte die Bundesumweltministerin. Und sie beschwichtigte Prinz zu Salm-Salm, noch bevor der auch nur an verbale Giftpfeile denken konnte: Nicht von Privatbesitzern, sondern öffentlicher Wald solle zum Urwald umgewandelt werden. Hendricks betonte die wichtigen Funktionen des Waldes: Klimaschutz, Artenvielfalt und der Wald als Wirtschaftsfaktor. Wirtschaftsjournalist Roland Tichy sagte, er könne sich mit fünf Prozent Urwald anfreunden, "die größte Zerstörung der Wälder geschieht durch die Industrialisierung."

Hauptteil II — Der esoterische Baumumarmer

"Ist der Wald ein Wirtschaftsraum oder ein Naturraum?", stellte Plasberg zur Debatte. Autor Peter Wohlleben philosophierte zunächst über seine Lieblingsbäume und das Seelenleben der Tiere. Fichten, Buchen, Eschen — Wohlleben mimte die Rolle des Esoterikers, des Baumumarmers. Spät erst begründete er mit Argumenten, warum der Waldboden durch Vollerntemaschinen extrem geschädigt werde. Je länger die Sendung dauerte, desto stärker legte Waldbesitzer Franz Prinz zu Salm-Salm seinen Schafspelz ab. Ja, bröckelte förmlich das Mehl von der "Wolfspfote" des Waldbesitzers — er wurde zum Gegenspieler aller Beteiligten. Salm-Salm verteidigte die Holzernte. "Forstwirtschaft ist ein Generationenvertrag." Er gehe regelmäßig mit dem Vollernter in den Wald. "Weil die Holzpreise im Keller sind, haben Waldbesitzer keine andere Wahl, als das Holz so preisgünstig wie möglich zu ernten." Dass der Waldboden darunter leide, bestritt er nicht.

Hauptteil III — Die Mär vom bösen Wolf?

Frank Plasberg zeigte ein imposantes Beispiel für ein teures Naturschutzprojekt: Um den Lebensraum von rund 5000 Kammmolchen zu schützen, wurden Mehrkosten von 50 Millionen Euro beim Bau des neuen Tunnels an der A44 in Kauf genommen. Nabu-Präsident Tschimpke verteidigte Investitionen dieser Art: "Der Erhalt der Populationen ist wichtig. Wir drängen immer weiter in den Lebensraum der Tiere."

Hendricks widersprach bereits eingangs der Sendung: Der Naturschutz dürfe nicht instrumentalisiert werden gegen neue Autobahnen oder Bahnhöfe. Dass der Wolf im Jahr 2000 nach Deutschland zurückgekehrt ist allerdings, verärgert die Bauernverbände. Rund 300 Schafe und Kälber wurden allein in Niedersachsen zuletzt gerissen. Die SPD fordert daher eine Obergrenze für Wölfe. Journalist Roland Tichy widersprach: "Der Wald ist doch kein Kuschelzoo. Wir haben gelernt, dass Biene Maja auch stechen kann!" Auch Hendricks sei gegen eine Abschussfreigabe. Zwar sei der Wolf ein Raubtier, doch nähere er sich dem Menschen von seiner Natur her nicht. Nur Prinz zu Salm-Salm sagte: "Der Wolf muss territorial begrenzt werden."

Wer wohnt im Wald?

"Und wenn Sie gestorben sind, …

...als welches Tier wollen Sie dann wiedergeboren werden?" fragte Frank Plasberg in der Schlussrunde. Tschimpke: "Als Giraffe!" Wohlleben: "Als Wolf, der reist weit und ist familiär." Hendricks: "Das habe ich mir noch nicht vorgestellt. Und ich will es mir nicht vorstellen." Prinz zu Salm-Salm: "Als Lachs: Immer gegen den Strom schwimmen und niemals zurück."

(ball)
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