"Hart aber fair", "Günther Jauch" und Co. Acht Sendungen, die dringend aus der Mediathek gelöscht werden müssten
Der WDR hat eine umstrittene Sendung der Talkshow "Hart aber fair" aus der Mediathek gelöscht. Was wäre, wenn dieses Vorgehen Schule machen würde? Wir haben acht Sendungen gesammelt, die dann konsequenterweise auch aus den Archiven verschwinden müssten.
Am 28. September 2014 schoss sich Günther Jauch mit der Einladung des Islam-Predigers Abdul Adhim Kamouss ein Eigentor. Der Titel der Sendung: "Gewalt im Namen Allahs – wie denken unsere Muslime?" Im Grunde völlig richtig, dass Jauch zu diesem Thema auch einen Vertreter des Islam einlud. Doch dieser redete ohne Punkt und Komma und predigte islamistische Werte - ohne, dass Jauch ihn in seinem Redeschwall hätte stoppen können. Er schaffte es lediglich, zu stammeln: "Herr Kamouss,... Herr Kamouss,... das wissen wir ja jetzt... Herr Kamouss,... Herr Kamouss...!"
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Ein Medien-Experte nannte die Sendung später einen "Super-Gau" für Jauch. Unfreiwillig bot er dem Islam-Prediger Kamouss eine Plattform für seine Ansichten und war weitgehend nicht in der Lage, seine Rolle als Gesprächsleitung auszufüllen.
Nach der "Hart aber fair"-Sendung vom 27. April 2015 musste sich Moderator Frank Plasberg den Vorwurf gefallen lassen, er habe in seiner Show Fremdenhass geschürt. Wie kam es dazu? Das Thema der Sendung lautete "Deutschland - ein Paradies für Einbrecher?" Plasberg stellte die Frage, warum die Medien, wenn eine Roma-Familie vor Gericht stehe, nur von einer "Großfamilie" schreiben würden - ohne Nennung des Namens oder der Identität? Dabei ist es Medien durch den Pressekodex ausdrücklich vorgeschrieben, keine Minderheiten zu diskriminieren.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Was bei der nun gelöschten "Ampelmännchen"-Sendung die Frauen waren, waren in der Sendung von Ende April die Roma. Vermutlich könnte der WDR also auch hier zu dem Schluss kommen, dass die "Sendung offenbar viele - Menschen mit Migrationshintergrund - anders empfunden haben, als sie gemeint war."
In ihrer Sendung vom 21. Mai 2015 talkte Maybritt Illner zu dem Thema "Wutbürger, Parteien, Populisten – wer spricht für das Volk?". Eingeladen waren unter anderem Ex-"Pegida"-Frau Kathrin Oertel und der damalige AfD-Chef Bernd Lucke. Doch eigentlich hätte Illner ihrem Talk gar kein Thema geben müssen, denn statt einer fundierten Diskussion gab es ein Feuerwerk an Absurditäten. Bei Oertel-Sätzen wie "Sicherlich ist Goebbels tot, aber wer glaubt, dass die Propaganda mit ihm gestorben ist, dem muss ich leider diese Illusion nehmen" half dem Zuschauer nur noch eins: Umschalten.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Die teils wirren Äußerungen von "Pegida"-Frau Oertel sorgten nicht nur bei den anderen Talkgästen, sondern auch bei vielen Zuschauern für Entsetzen.
In eine ähnliche Situation war Günther Jauch schon am 15. Oktober 2012 geraten. Damals hatte er Jörg Kachelmann und dessen Ehefrau Miriam zu Gast. In der Talkrunde sollte es um Kachelmanns Umgang mit dem Vorwurf der Vergewaltigung gehen, von dem er im Mai 2011 freigesprochen wurde. Doch nach etwa 30 Minuten gab Jauch die Moderation seiner Sendung einfach auf und ließ vor allem Miriam Kachelmann freien Lauf dabei, teilweise wüst gegen die deutsche Justiz zu wettern.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Um erneut die Begründung zu bemühen, die der WDR zu Plasberg abgegeben hat: "Die Gesprächsleitung war für die Ernsthaftigkeit des Themas nicht ausreichend". Oder anders gesagt: Die Gesprächsleitung war während des überwiegenden Teils des Gespräches gar nicht aktiv.
Was war das für ein Knacken in der Leitung? Das fragten sich viele Zuschauer der "Hart aber fair"-Sendung vom 1. Juni 2015. Das Thema des Talks: "Der verkaufte Fußball – macht die Fifa unseren Sport kaputt?". Just in dem Moment, in dem sich Hans Leyendecker, Reporter der Süddeutschen Zeitung, darüber auslässt, welche Rolle ARD und ZDF im Geflecht der Fifa spielen, streikt plötzlich die Technik. Leyendeckers Worte sind nicht zu verstehen. Moderator Frank Plasberg lächelt über die Situation hinweg.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Nach der Ausstrahlung gab es Kritik an der ARD, weil Leyendecker just in dem für den Sender heiklen Moment nicht zu verstehen war. Doch die Pressestelle des WDR sah das nicht so: "Eigentlich eine Lappalie", hieß es zu dem Vorfall lediglich.
Bei Sandra Maischberger ging es am 18. August 2015 um Hilfe für Flüchtlinge. Zu Gast war unter anderem auch der Schauspieler Til Schweiger, der zuvor angekündigt hatte, ein Flüchtlingsheim bauen zu wollen. Dass er mit dem Thema emotional verbunden ist, zeigten gleich mehrere verbale Entgleisungen von seiner Seite. Unter anderem fuhr er CSU-General Andreas Scheuer an: "Sie gehen mir auf den Sack". Maischberger konnte Schweiger zwar nicht zu gutem Benehmen bringen, schaffte es aber dennoch, eine interessante Diskussion aufrecht zu erhalten.
Warum sollte diese Sendung gelöscht werden? Til Schweigers ungehobelte Beleidigungen hätten beinahe dafür gesorgt, dass der Talk seine Ernsthaftigkeit verloren hätte. Zwar diskutierte am Folgetag deswegen ganz Deutschland über die Sendung, doch ehrlicherweise mehr über Schweiger als den Umgang mit Flüchtlingen. Dass Pöbeleien Schlagzeilen einbringen, kann doch nicht ernsthaft Anliegen der ARD sein, oder? Darum lautet auch in diesem Fall unsere Empfehlung: Am besten löschen!
In der Sendung vom 16. März 2015 schaltete Günther Jauch Yanis Varoufakis zu, der damals noch Finanzminister in Griechenland war. Der Moderator konfrontierte den Politiker mit einem Video, in dem zu sehen war, dass Varoufakis den Deutschen den Stinkefinger zeigte. Nach der Sendung entbrannte eine Diskussion über die Echtheit des Videos, die darin gipfelte, dass Satiriker Jan Böhmermann behauptete, das Video gefälscht zu haben. Die ARD musste zugeben, selbst nicht sicher zu sein, ob es sich um ein echtes Video oder um eine Fälschung handelte.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Jauch reagierte auf die Frage nach der Echtheit des Videos mit Ratlosigkeit - eine peinliche Situation für die Macher der Talkshow. Einmal mehr wurde öffentlich angezweifelt, ob der Moderator dem Genre Polittalk gewachsen sei. Womöglich passt im Falle der Löschung der Sendung auch die WDR-Begründung, dass sich im Nachhinein wesentliche Sachverhalte geändert hätten. Schließlich war das Varoufakis-Video ja ein Fake - oder doch nicht?
In der Sendung am 8. Juni 2015 ging es bei "Hart aber fair" um das Thema "Auf dem Gipfel – Was macht Merkel mit ihrer Macht?". Jedenfalls theoretisch. Tatsächlich diskutierte die Runde lieber über die Beziehungen zwischen den USA und dem Rest der Welt. Der amerikanische Journalist Eric T. Hansen legte sich schnell mit den anderen Gesprächsteilnehmern an. Auf die NSA-Affäre angesprochen, sagte er den Satz "Sogar unsere echten Freunde – also nicht Deutschland, sondern Israel, England oder Frankreich – spionieren uns aus". Streit brach aus, schließlich hatte Hansen die "Freundschaft" zwischen Deutschland und den USA angezweifelt.
Warum sollte die Sendung gelöscht werden? Auch hier funktioniert die Begründung des WDR: "Die Auswahl der Gäste und die Gesprächsleitung waren für die Ernsthaftigkeit des Themas nicht ausreichend." Denn in der Gesprächsrunde ging es anstatt um eine sachliche Diskussion tatsächlich um den verletzten Nationalstolz eines Beteiligten.