"Hart aber fair" mit Frank Plasberg Wem gehört das Geld der Reichen?

Düsseldorf · Sperriges wie spannendes Thema bei "Hart aber fair". Bei Plasberg diskutieren Millionäre und Sozialisten über das Geld. Als ein Adeliger die Demokratie für sich in Anspruch nimmt, erklingt schallendes Gelächter. Der TV-Check.

Darum ging's

Der plakative Titel bei Plasberg lautet "Erbenrepublik Deutschland — wer hat, dem wird gegeben?" Es geht um ganz schön viel, also Steuern, Gerechtigkeit, die soziale Schere, Aufstiegschancen und eine Wirtschaft mit gesunden Wachstumschancen.

Darum ging's wirklich

Bei Plasberg kollidieren zwei Märchenwelten. Auf der einen Seite der Typ verantwortungsvoller Unternehmer und Familienerbe, der für seine Angestellten sorgt wie für seine Kinder und eine Gesellschaft durch seine Leistungen am Leben erhält. Auf der anderen die Mär vom Staat als Garant für Gerechtigkeit, der durch Besteuerung gleiche Aufstiegschancen herstellen kann. Beide Welten sind Extreme, entsprechen aber nicht der grauen Wirklichkeit.

Die Runde

  • Christian Freiherr von Stetten, CDU, Adeliger und Erbe in 30. Generation
  • Johanna Uekermann, SPD, Juso-Chefin und Gabriel-Kritikerin
  • Wolfgang Grupp, Trigema-Patron
  • Rainer Voss, Ex-Investmentbanker
  • Thomas Druyen, Vermögensforscher

Frontverlauf

Juso-Chefin Uekermann ist die Speerspitze der Umverteiler. Für sie ist klar: Die Reichen werden in Deutschland immer reicher, gleichzeitig hat der Staat zu wenig Geld, um damit Ausgaben für alle zu finanzieren, insbesondere Bildung. Dass bei reichen Familienunternehmen Erben oftmals keinen Cent an Erbschaftsteuer zahlen, empfindet sie als "eklatante Gerechtigkeitslücke". "Das verhöhnt alle die, die jeden Tag arbeiten und schauen müssen, wie sie über die Runden kommen", schimpft sie.

Die Unternehmer Grupp und Von Stetten halten dagegen. "Der Staat lebt nicht von der Erbschaftssteuer, sondern von einer funktionierenden Wirtschaft", sagt der Trigema-Chef. Von Stetten verweist auf die derzeit in der Bundespolitik diskutierte Neuregelung der Erbschaftsteuer und Auflagen für Erben. Der Staat verschont nur die, die mindestens zehn Jahre lang die Arbeitsplätze erhalten.

Familienunternehmen beschreibt er als Rückgrat der deutschen Wirtschaft, die sich nicht bereichern, sondern gesellschaftliche Verantwortung tragen. Uekermann widerspricht: Sie will nicht, dass sich der Staat von der Barmherzigkeit der Reichen abhängig macht.

Bemerkenswertester Gast

Zweifelsfrei der ehemalige Investmentbanker Rainer Voss. Inzwischen ist er Privatier und lebt von seinem Vermögen. Er forderte anfangs plakativ 100 Prozent Erbschaftsteuer. Und stellte den Anspruch von Erben auf das Vermögen seiner Eltern radikal in Frage: "Welche Leistung hat ein Erbe erbracht?" Das Weitergeben eines Familienvermögens von Generation zu Generation schmäht er als "Stammeskult". Stattdessen solle das Geld der Erben in einen Zukunftsfonds fließen, ausgegliedert aus dem normalen Staatshaushalt. "Ist das gut für unsere Gesellschaft, wenn keiner mehr Vorsorge trifft?", zweifelt Grupp.

Konfrontation des Abends

Die Runde bleibt durchweg distanziert und höflich. Mit der Gelassenheit der Reichen philosophiert Grupp darüber, dass Geld doch nicht das Wichtigste im Leben sei, sondern das Gefühl gebraucht zu werden. Nur einmal wird es persönlich, als Uekermann Grupp in aller Freundlichkeit vorhält, dass doch eben "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer" sein Vermögen erwirtschaften — und nicht er. Grupp reagiert gelassen. Er hafte mit seinem gesamten Vermögen für sein unternehmerisches Risiko und biete für manche Familien in drei Generationen Arbeitsplätze.

Verzweiflung des Abends

Vermögensforscher Druyen fällt ein bisschen aus dem Rahmen. Mehrfach lamentiert er mit unglücklichem Blick darüber, dass die Positionen zu Erbschaft und Vermögensteuer einfach nicht miteinander zu vereinbaren seien. Er sucht Zuflucht in der Zukunft und ihren technologischen Möglichkeiten. Dann sei es möglich, eine Steuerschuld individuell nach dem zu ermitteln, was ein Einzelner der Gesellschaft mit seinen Leistungen zurückgegeben habe.

Lacher des Abends

Für den Lacher des Abends sorgt Von Stetten, das aber unfreiwillig. Der Freiherr hat von seinem Vater nicht nur Vermögen, sondern gewissermaßen auch den Platz im Bundestag geerbt. Auf Nachfragen Plasbergs sagt er: "Ich glaube, das ist Demokratie." Großes Gelächter im Publikum und auch Investmentbanker Voss muss lachen und blickt an die Decke. Von Stettens Ergänzung "Jeder muss sich einer Wahl stellen" verhallt im Nichts. Nur Plasberg versteht das Gelächter nicht und merkt an: "Mir ist nicht bekannt, dass man einen Bundestagsabgeordnetensitz kaufen kann."

Satz des Abends:

"Ich habe mit Null angefangen und höre mit Null auf."

Rainer Voss über seinen Lebensplanung im Hinblick auf Geld. Seinen Kindern will er aber eine möglichst gute Ausbildung finanzieren.

Beeindruckender Fakt

Nach den Zahlen von Vermögensforscher Druyen werden in Deutschland in den nächsten Jahren 3,1 Billionen Euro vererbt.

Erkenntnis

Streit um soziale Gerechtigkeit wird es immer geben. Interessant auch zu hören, wie ein Erbe zur Bürde werden kann, als Grupp aufzählt, dass er seine Kinder darauf vorbereite, Verantwortung für 1200 Arbeitsplätze zu übernehmen. Die radikalen Gedanken von Voss hätten mehr Sendezeit verdient.

(pst)
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