"Hart aber fair" zum Thema Terror Was der BKA-Chef über die Sicherheitslage in Deutschland sagt

Düsseldorf · Was müssen die deutschen Behörden tun, um die Bevölkerung vor Terroranschlägen zu schützen? Darüber diskutierte Frank Plasberg mit seinen Gästen, verzettelte sich aber mitunter. Interessante Einblicke lieferten andere. Der Talk im Schnellcheck.

 BKA-Chef Holger Münch in der Sendung von Frank Plasberg.

BKA-Chef Holger Münch in der Sendung von Frank Plasberg.

Foto: Screenshot ARD

Darum ging's:
"Deutschland und der Terror — ist Sicherheit jetzt wichtiger als Freiheit?", lautete der Titel der Sendung. Und Plasberg, der mit dem Video eines Kindes in Paris startete, wie es über die Anschläge denkt, fragte zu Beginn: Bringen Polizei und Absperrungen tatsächlich etwas gegen den Terror, oder ist die Freiheit das erste Opfer des Kampfes dagegen?

Darum ging's wirklich:
Leider wurde der Sicherheitsaspekt nur ein Teilthema dieser Sendung. Plasberg machte auch ganz andere Themengebiete auf — etwa, wie man Jugendliche davon abhalten kann, sich Islamisten zuzuwenden. Alles spannende Ansätze, für die es aber mehr als eine Sendung gebraucht hätte, um ihnen auf den Grund zu gehen.

Die Runde:
Eingeladen hatte Plasbergs Redaktion BKA-Chef Holger Münch, der interessante Einblicke in Bezug auf die sogenannten Gefährder gab. Stephan Mayer (CSU), innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, blieb recht blass, während Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die ehemalige Bundesjustizministerin, ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Totalüberwachung und anlasslose Vorratsdatenspeicherung hielt. Daneben saßen Polizeihauptkommissar Jörg Radek, der sich — wie Münch übrigens — für die Vorratsdatenspeicherung aussprach, sowie Journalist und IS-Experte Bruno Schirra, der Einblicke in die Welt der Islamisten gab. Zekeriya Altug von der Türkisch-Islamischen Union DITIB sprach darüber, was muslimische Gemeinden gegen die Radikalisierung junger Menschen tun. Und im Einzelgespräch hatte Plasberg noch Claudia Dantschke zu Gast, Islamismus-Expertin der Beratungsstelle Hayat Deutschland.

Spannende Einblicke
Die lieferte BKA-Chef Holger Münch, der sachlich erklärte, wie denn die Sicherheitsbehörden eigentlich arbeiten, wenn Anschläge wie die in Paris geschehen. Er sprach von einem Maßnahmenkatalog, der nach solchen Ereignissen stufenweise ausgelöst werde — etwa indem zunächst Quellen rund um die Gefährder befragt würden oder eben dann die Gefährder selbst, um ihnen zu zeigen, dass man sie im Blick habe. Das alles werde gemacht, um Risiken festzustellen und die Gefährlichkeit der Lage einzuschätzen. Auch beschrieb Münch, wie bestimmte Personen überhaupt als Gefährder eingestuft werden: Das definierten die Länder, auch gebe es die Kategorie "relevante Person", die Unterstützer von Gefährdern seien. Münch sagte, es seien, seit die Terrormiliz IS das Kalifat ausgerufen habe, auch mehr Menschen als Gefährder eingestuft worden, und es gebe mehr Syrien-Rückkehrer.

Erschreckende Einblicke
Die kamen von IS-Experte Bruno Schirra, der im Lauf seiner Recherchen immer wieder Kontakt zu den Islamisten hatte. Er berichtete, dass die Stimmung bei den IS-Anhängern "voller Euphorie" gewesen sei nach den Anschlägen in Paris. Er habe erst am Montag mit einem deutschen IS-Kämpfer in Rakka gesprochen. Dieser habe etwa zum Ausrufen der höchsten Terrorwarnstufe gesagt, dass der IS eine ganze Stadt in Geiselhaft genommen habe. "Wir sind in der Lage, euer öffentliches Leben zu lähmen", zitierte er das IS-Mitglied. Und daran müsse sich Europa gewöhnen. "Ich nehme Leute dieser Art ernst", sagte Schirra. Er selbst werde von dem IS-Mitglied als "nützlicher Idiot" betrachtet, weil er — in dem er über den IS berichtet — dessen Botschaft weitertrage.

Häufigster Satz
"Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit."

Erkenntnis
Ja, es gibt keine hunderprozentige Sicherheit. Und ja, auch Deutschland steht im Visier der Terroristen, da waren sich alle Gäste einig. Aber dass die Sicherheitsapparate alles Menschenmögliche tun, um Anschläge zu verhindern, das konnte Münch überzeugend rüberbringen — ohne zu verunsichern, wie es der Bundesinnenminister nach der Spielabsage in Hannover getan hatte. Gern hätte man noch mehr von ihm erfahren, wofür aber in der doch recht großen Gesprächsrunde und den damit breit aufgefächerten Themengebieten einfach nicht möglich war. Schade.

(das)
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