"Hart aber fair" zu Griechenland "Wer so vorgeht, ist verantwortungslos"

Berlin · Die Griechenland-Krise hat auch Frank Plasberg bei "Hart aber fair" beschäftigt. Ein "Bürgercheck" war versprochen, doch es wurde am Ende wieder eine Diskussion über die Griechen und ihren Verhandlungsstil. ARD-Journalist Rolf-Dieter Krause fand dabei die deutlichsten Worte.

 ARD-Korrespondent Rolf-Dieter Krause bei "Hart aber fair".

ARD-Korrespondent Rolf-Dieter Krause bei "Hart aber fair".

Foto: Screenshot ARD

"Griechen-Poker im Bürgercheck - ist das unser Europa?" lautete der Titel des ARD-Talks "Hart aber fair" am Montagabend. Es war der erste Tag der Bankenschließungen in Griechenland, der erste Wochentag nach den abgebrochenen Verhandlungen und dem von Regierungschef Alexis Tsipras angekündigten Referendum. Am Tag hatte schon EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker seinen Unmut deutlich zu erkennen gegeben. Und auch bei Plasberg sollte dies weitergehen.

Eingeladen hatte der Moderator Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), die Europaabgeordnete Ska Keller, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vize-Präsident des EU-Parlaments, Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip und schließlich Rolf-Dieter Krause, Leiter des ARD-Studios in Brüssel. Sie alle sollten sich den Fragen der Bürger stellen, die sie zu Griechenland und einer drohenden Pleite hatten.

Ein paar wenige wurden denn auch im Laufe der Sendung eingestreut — etwa, ob es bei einer Pleite der Griechen zu Mehrwertsteuererhöhungen hierzulande kommen würde. Oder die Frage nach einem Flächenbrand in der Eurozone, wenn es zum Grexit kommt. Doch letztlich blieb dies auch nur ein Randaspekt der Sendung.

Denn erneut wurde vor allem debattiert — und diesmal weniger über die Folgen eines Grexits, sondern über den Verhandlungsstil insgesamt. Lambsdorff und auch Keller übten dabei auch Kritik an der Bundesregierung und den EU-Verhandlungspartnern, während Altmaier — ganz dem Stil der Bundesregierung folgend — den Enttäuschten, aber Verhandlungsbereiten gab. "Wut ist ein schlechter Ratgeber", antwortete er auf eine entsprechende Frage Plasbergs. "Wir sind eher ein bisschen traurig." Er habe sich nicht vorstellen können, dass die griechische Regierung einfach aus den Verhandlungen aussteige und ein Referendum mit der Empfehlung zum Nein des Gläubiger-Angebots abgeben würde.

Griechenland: Der erste Tag der Bankenschließung
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Der erste Tag der Bankenschließung in Griechenland

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Viel deutlicher als die anderen Gäste wurde da schon Rolf-Dieter Krause, eigentlich neutraler Beobachter und Berichterstatter in Brüssel. Doch an diesem Abend bei Plasberg machte er mehr als deutlich, was er denn von der Verhandlungstaktik der Athener hält. "Ich habe kein Verständnis für die", so der ARD-Mann. Politik müsse Menschen dienen, und was diese Regierung in den vergangenen Monaten getrieben habe, diene den armen Menschen in dem Land in keiner Weise. "Und das empört mich in einer Art und Weise, dass ich mich manchmal in der Tat nur schwer beherrschen kann."

"Die tun für ihre Leute nichts", führte Krause fort. Oder auch: "Ich habe nicht gedacht, dass die so blöd sind, das sie das Angebot nicht annehmen." Und schließlich fügte er noch hinzu: "Wer so vorgeht, während in seinem Land unbestreitbar viele Menschen leiden, der ist in meinen Augen verantwortungslos und gehört zum Teufel gejagt — aber das müssen die Griechen machen, nicht ich."

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Als am Ende der Sendung dann noch eine in Paris studierende Deutsche eine Lobeshymne auf Europa hielt, sagte denn auch Krause, dass er ein großer Freund von Europa sei, nur manchmal nicht verstehe, wie die Regierungschefs damit umgingen, denn auch diese seien mitunter "ganz große Feiglinge".

(das)
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