Barbara Auer "Ich schaue nur fern, wenn ich einsam bin"

Die Schauspielerin Barbara Auer ist eines der Gesichter im deutschen Fernsehfilm. Den Fernseher schaltet sie selten ein

Im ZDF-Film "Pass gut auf ihn auf" (heute, 20.15 Uhr) spielen Sie eine Pfarrerin und Mutter, die von ihrem 50-jährigen Mann für eine jüngere Frau verlassen wird. Was macht diesen Konflikt aus?

Barbara Auer Lene, die Pfarrerin, hadert noch sehr damit, verlassen worden zu sein, sie hat das noch überhaupt nicht verarbeitet, geschweige denn mit dieser Situation ihren Frieden gemacht. Als ihre jüngere Konkurrentin Miriam eine Krebsdiagnose bekommt, vertraut die sich nun aber ausgerechnet Lene an und nicht ihrem Mann, und bittet sie um Hilfe.

Wir sehen Miriam weinend auf der Kirchenbank liegen. Für eine Dreiecksgeschichte ist das ein sehr schwerer Stoff.

Auer Natürlich ist das bedrückend, der Film kann keine Lösung anbieten, denn natürlich wird Miriam zum Schluss sterben. Trotzdem geht es auch darum, seinen Frieden zu machen, miteinander, mit der Familiensituation und mit dem Tod.

Sie gelten als Schauspielerin, die vornehmlich starke Frauen verkörpert. Ist Lene nicht eine gebrochene Frau?

Auer Die Figur ist sehr ambivalent. Sie ist sehr verletzt und kann nicht verzeihen, andererseits hat sie dieses starke Glaubensgerüst. Der schwächste Charakter ist wahrscheinlich der Mann, der zwischen diesen beiden starken Frauen fast zerrieben wird.

Sie sind derzeit sehr oft im Fernsehen zu sehen, allein drei Mal in der kommenden Woche. Haben Sie sich schon mal zufällig beim Durchschalten entdeckt?

Auer Die Filme gucke ich meist vor der Ausstrahlung und Auftritte in Shows mag ich nicht sehen. Das klingt vielleicht ignorant, aber ich sehe kaum fern.

Gar nicht?

Auer Wenn, dann gezielt. Ich zappe nicht. Außer im Hotel, wenn ich mal einen Einsamkeitsschub habe und plötzlich den Fernseher anschalte. Meistens bleibe ich dann bei Filmen oder den Nachrichten hängen. Krimis schaue ich weniger, ich bin inzwischen dünnhäutig.

Erlauben Sie denn Ihren Kindern, Fernsehen zu schauen?

Auer Beim Jüngsten muss man ein Auge darauf haben, dass er es nicht übertreibt. Wenn er könnte, würde er sicher mehr gucken.

Sie saßen in diesem Jahr auch in der Jury für den Deutschen Fernsehpreis. Fiel es Ihnen schwer, über die Kollegen zu richten?

Auer Die Schwierigkeit ist, dass es so viel zu beurteilen gibt. Es geht ja nicht nur um Filme, sondern auch um Sendungen, mit denen ich normalerweise nichts zu tun habe, von denen ich nicht mal wusste, dass es so etwas gibt. Es war sehr zeitintensiv, aber auch interessant. Endlich konnte ich mal wieder viele Filme sehen. Auch viele gute.

Wirklich? Zuweilen wirkt das deutsche Programm doch ein wenig mutlos. Verfolgen Sie, was da aus anderen Ländern kommt, an Serien zum Beispiel?

Auer Meine älteren Kinder sehen natürlich diese amerikanischen Serien, sie erzählen die ganze Zeit davon. Mit "Lost" fing es an. Auch am Set sprechen viele Kollegen davon. Ich will mir einige in der Winterpause anschauen, habe ich mir fest vorgenommen.

Könnten Sie sich denn vorstellen, selbst mal in einer großen Serie mitzuspielen?

Auer Bisher hat es mich nicht interessiert, eine Rolle über längere Zeit zu spielen. Aber das käme ganz darauf an — wenn es tolle Leute machen.

Dürfen wir Sie denn auch mal wieder am Theater sehen?

Auer Ich habe jetzt noch eine Wiederaufnahme, ein Gastspiel von "Der Gott des Gemetzels" im Dezember, das spielen wir schon seit Jahren, weil es so gut läuft und großen Spaß macht. Und dann gucke ich mal. Ich habe noch ziemlich viele Lesungen dieses Jahr.

Aber zu Weihnachten ist dann Schluss?

Auer Aber bitte! Mitte Dezember ist Schluss. Weihnachten wird mit der Familie gefeiert.

KLAS LIBUDA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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