Interview: Ursula Karven "Ich wäre gerne ein Pferdemädchen gewesen"

Düsseldorf · Die Schauspielerin ist gerade 50 geworden und hat sich verlobt. Am Sonntag ist Ursula Karven im ZDF-Herzkino zu sehen.

Im ZDF-Film "Der Weg nach San Jose" (So., 20.15 Uhr) spielt Ursula Karven eine Frau, die erfährt, dass ihr Mann seit längerem eine Affäre mit ihrem besten Freund hat. Überstürzt bricht sie nach Spanien auf und begibt sich mit einem schwarzen Hengst auf einen 200 Kilometer langen Ritt durch die Wildnis. Auf der ungewöhnlichen Reise findet sie zu sich selbst.

Frau Karven, waren Sie früher ein Pferdemädchen?

Karven Ich wäre gerne eines gewesen, doch wegen meiner starken Rückenskoliose haben die Ärzte abgeraten. Aber später hatten mein Ex-Mann und ich auf unserem Grundstück in Los Angeles zwei Western-Pferde. Dort habe ich mich einfach in den Sattel gesetzt, mir die Zügel geschnappt und bin losgeritten.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Karven Ich habe drei Monate Reitunterricht genommen, weil ich mich sicherer fühlen wollte. Das Pferd war eine Hannoveraner Stute mit einem Stockmaß von 1,80 Meter. Die Reitlehrerin war überzeugt davon, dass ich jedes Pferd reiten kann, wenn ich dieses im versammelten Trab beherrsche.

Das heißt, Sie sind mit dem Hengst El Loco gut klargekommen?

Karven Es war eine echte Herausforderung, aber ich habe die Liebe zum Reiten absolut entdeckt. Ich konnte mich von meinem Filmpferd schlecht trennen. Am liebsten hätte ich es mitgenommen. Der Hengst ist bereits 19 Jahre alt und hat schon viele Stunts absolviert. Es wäre ein Traum für mich, ihn zu kaufen und zu pflegen. Doch da muss man ehrlich sein: Ich hätte nicht genug Zeit, um mich ihn zu kümmern.

Was hat Sie an diesem Film gereizt?

Karven Der Stoff basiert auf einer wahren Geschichte, und er macht Mut. Zudem gefällt mir, dass er sehr klischeelos verfilmt wurde.

Sie spielen eine Frau, die sich nach einer Enttäuschung neu orientieren muss. Und Sie tun etwas, was man nie machen sollte: Sie folgen einem Mann, der Sie in sein Haus einlädt.

Karven Wenn das ein freundlicher, vertrauenswürdiger, älterer Herr wie im Film ist, würde ich das sofort tun - vor allem in einer Situation im Leben, in der man nicht weiter weiß und aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen ist. Aber auch im Alltag kenne ich solche Momente, zum Beispiel, wenn man sich am Flughafen mit Wildfremden für ein Taxi zusammenschließt. Da lernt man Menschen kennen, mit denen man sonst vielleicht nie ins Gespräch gekommen wäre.

Ihre Filmfigur Hanna kehrt auf ihrer Reise in ein Kloster ein. Könnten Sie sich das auch vorstellen?

Karven Ich versuche, mein Kloster zu Hause zu finden. Aber ein Schweigemonat wäre für mich durchaus vorstellbar - einmal aufzuhören, sich mitzuteilen! Vielleicht reicht aber auch eine Woche. (lacht)

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Karven Tatsächlich ist Hanna ein Vorbild für mich geworden. In Krisensituationen frage ich mich ganz oft, wie würde Hanna jetzt reagieren? Ihr Lebensmodell zerbricht völlig, doch statt brachial zu reagieren, zieht sie sich zurück und betrachtet das große Ganze. Wenn man zu nah vor einem Spiegel steht, kann man sich nicht wirklich mehr erkennen. Je weiter man aber zurückgeht, desto mehr erkennt man sich, den Raum und Proportionen. Man muss sich erst mal spüren und herausfinden, wo man steht und wer man ist. Ich finde es grandios, wenn man das schafft.

Ihr Sohn Christopher tritt in Ihre Fußstapfen: Er hat an der Seite von Barbara Auer und Heino Ferch seinen ersten TV-Zweiteiler als Schauspieler abgedreht.

Karven Ich bin glücklich, dass es so ist. Es ist meine Aufgabe als Mutter, ihn zu unterstützen - das hätte ich auch getan, wenn er sich für einen anderen Beruf entschieden hätte.

Sie wohnen beide in Berlin. Das muss als Mutter toll sein.

Karven Ja, aber er führt ein ganz anderes Leben. Er probiert sich künstlerisch aus. Er ist 20, jung und wild. Ich muss Termine mit ihm absprechen, sagen, dass ich ihn um 17 Uhr zum Essen abhole, nur dann klappt es, dass wir uns sehen. Ich muss den Anfang machen und auf unserem Treffen beharren.

Vor wenigen Tagen sind Sie 50 geworden. Wie hat sich das angefühlt?

Karven Die Zahl an sich bedeutet mir nichts; ich fühle mich keinen Deut anders als vor zwei, drei oder vier Jahren. Im Gegenteil. Ich bin wahrscheinlich fitter und stärker geworden. Aber ich empfinde doch die 50 als eine emotional gespielte Halbzeit, bei der alles dabei war: Enttäuschung, Glück, Niederlagen, Siege, Stürze, Verletzungen. Jetzt ist es an mir, das Spiel fair und mit großer Rücksicht auf mich weiterzuspielen und zu einem guten Ende zu bringen.

Im Juli haben Sie sich mit Mats Wahlström verlobt. Heiraten Sie 2015?

Karven Ich weiß es im Moment selbst nicht. Ich habe gerade erst eine Mega-Party hinter mir. So eilig haben wir es nicht.

Reizt Sie wieder eine große Feier?

Karven Im Moment würde ich sagen, etwas ganz kleines Privates. Aber das kann sich schnell ändern.

Wollen Sie denn zu Ihrem Partner ins Ausland ziehen?

Karven Nein. Ich bleibe erst mal in Deutschland. Mein Sohn geht noch acht Jahre zur Schule, und solange werde ich bleiben.

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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