Anna Loos "Ich wollte einfach weg damals"

Köln · Anna Loos spielt die spröde LKA-Beamtin "Helen Dorn". Privat ist die Sängerin und Schauspielerin auch gerne häuslich.

Mit den Helen-Dorn-Krimis erreicht das ZDF konstant gute Quoten. Im vergangenen November sahen 5,65 Millionen Zuschauer die Folge "Der Pakt". Heute Abend ist Anna Loos (45) wieder als LKA-Ermittlerin zu sehen (20.15 Uhr). Der aktuelle Fall spielt in Duisburg. Während der Ermittlungen gerät die Polizistin bei einer Bombenexplosion in Gefahr.

Sie sind sehr beschäftigt: Sie gehen mit Ihrer Band auf Tournee, drehen Filme und haben Familie - was machen Sie eigentlich, um sich mal zu entspannen?

Loos Ich bin nicht so gut im Entspannen, aber ich mache gerne Gartenarbeit, und ich putze auch gerne.

Klingt sehr häuslich, im Gegensatz zum Film: Im aktuellen Helen-Dorn-Krimi "Gefahr in Verzug" schlüpfen Sie wieder in die Rolle der unnahbaren LKA-Beamtin ...

Loos Der Charakter ist schon ziemlich fern von mir, das stimmt. Ich bin ein sehr offener Mensch. Ich lache gerne, ich habe Spaß, ich bin lebensfroh und ich bin auch eher ein positiver Mensch. Bei mir ist das Glas immer eher halb voll als halb leer - bei Helen Dorn ist das nicht so.

Was macht die Figur so hart?

Loos Helen Dorn hat extreme Probleme in ihrem Privatleben, aber auch beruflich. Sie ist keine Kommissarin, sondern LKA-Beamtin, und die sind auch teilweise Einzelkämpfer.

Fehlt da nicht die Unterhaltungskomponente im Krimi?

Loos Nein. Wir erzählen in Moll, das wollten wir von Beginn an, und ich finde es grandios, dass uns das ZDF das machen lässt. Wir wollen die ganze Härte, die das Leben um Opfer und Täter mitbringt, zeigen. Aber wir versuchen, dass der Zuschauer die doch sehr spröde Figur der Helen Dorn versteht, sich auf sie einlässt und mit ihr diese Reise geht.

Also die skandinavische Spielart...

Loos Die Skandinavier machen tolle Krimis, aber wir machen es auf unsere Art, alles andere wäre Quatsch. Wir werden bei unseren Fällen in ferner Zukunft auch globaler werden.

Als Landespolizei?

Loos Die Welt selbst ist so global geworden. Zwar ist Helen Dorn eine LKA-Beamtin, aber es gibt länderübergreifende Verbrechen, da muss das LKA auch tätig werden.

In der aktuellen Flüchtlingspolitik zeigt sich ja, dass länderübergreifende Problemlösung gar nicht so einfach ist ...

Loos Ja, leider! Wenn jeder Mensch und jedes Land nur um seine Problemlösung bemüht ist, dann wird es für niemanden auf der Welt eine Verbesserung bringen.

Wie stehen Sie dazu?

Loos Wenn ein Boot untergeht, weil es zu viele aufnimmt, ist das natürlich auch bescheuert. Aber ich finde schon, dass wir eine Verantwortung der Welt gegenüber haben. Ich lache mich immer tot, wenn die Leute sagen, unseren westlichen Reichtum haben wir mit unseren eigenen Händen geschaffen.

Sie sind dabei also anderer Meinung?

Loos All diese Armut auf der Welt hat auch mit dem Reichtum in den anderen Teilen der Erde zu tun. Und dann kann man nun mal nicht sagen: Wir haben damit nichts zu tun. Und wenn man so eine Diskussion führen will, dann muss man auch kulturelle und wirtschaftliche Zusammenhänge betrachten.

Mit 17 haben Sie Ihre Heimat die DDR verlassen. Warum sind Sie geflohen?

Loos Ich wollte einfach weg damals. Ich hatte diese Mischung aus Wut und Naivität, und die hat mich dazu gebracht, den Entschluss zu fassen abzuhauen, ohne groß darüber nachzudenken.

Also doch ein wenig kühne "Helen Dorn" in Ihnen...

Loos Mich hat das Überwindung gekostet, denn ich bin in einer wohlbehüteten Familie aufgewachsen. Ich wusste ja gar nicht, ob ich meine Familie jemals wiedersehen würde.

Mutig! Hatten Sie keine Angst?

Loos Nein. Ich kannte natürlich Leute, die festgenommen wurden. Die hatten drei Zähne weniger, bisschen dünnere Haare und wurden dann frei gekauft. Wenn was schief geht, dann geht's halt schief, das ist doch die eigentliche Herausforderung.

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