London In jeder Folge eine Entbindung

London · Endlich wird die komplette BBC-Serie "Call the Midwife" auch im deutschen Fernsehen gezeigt.

Eine Gruppe junger Hebammen im Londoner East End in den 50er Jahren - das klingt nicht unbedingt nach heiterer, abendfüllender Unterhaltung. Doch wer die ersten Folgen von "Call a Midwife" (Ruf die Hebamme) anschaut, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Geschichten um die Hebamme Jenny Lee (Jessica Raine), die ihre erste Anstellung in einem Nonnenkloster annimmt, sind berührend und lustig zugleich. Und das liegt vor allem an den starken weiblichen Charakteren: Die jungen, unerfahrenen Hebammen treffen auf hartgesottene Nonnen, denen nicht mal eine Drillingsgeburt, bei der die Kinder mit den Füßen zuerst zur Welt kommen, etwas ausmacht. Auf der einen Seite stehen die modebewusste Trixie und die warmherzige Cynthia, auf der anderen die exzentrische Schwester Monica Joan, die sanftmütige Julienne, die zielstrebige Schwester Evangelina und die hilfsbereite Bernadette.

Basierend auf den Memoiren von Jennifer Worth - das Buch ist in England ein Bestseller -, die selbst im London der Nachkriegszeit als Geburtshelferin arbeitete, werden die Eindrücke der jungen Frau erzählt, die im festen Glauben, es handele sich um ein beschauliches Krankenhaus, mit der Armut und den schlimmen hygienischen Zuständen im ärmsten Viertel Londons konfrontiert wird. Doch schon bald arrangiert sich Jenny Lee mit den Verhältnissen, denn sie erlebt große Dankbarkeit. Gleich in der ersten Folge "Heldinnen" geht es um einen kuriosen Fall: Conchita Warren ist schwanger, sie erwartet ihr 25. Kind. Die Schwangerschaft verläuft zunächst reibungslos, bis Conchita eines Tages stürzt. Der Sturz führt zu einer Frühgeburt, die Jennys ganze Kraft fordert. Denn sowohl das Leben der Mutter als auch das des Babys stehen auf dem Spiel.

ZDFneo zeigt ab heute zunächst die ersten beiden Staffeln der BBC-Serie, die bereits bei Servus TV zu sehen waren, dann folgt die dritte Staffel als Deutschland-Premiere. Wer sich wundert, dass eine Serie über Hebammen Stoff für (mindestens) drei Staffeln liefert, lernt, wie viel bei Geburten schiefgehen kann. Und spätestens dann ist man froh, dass man nicht selbst in den 50er Jahren Mutter geworden ist, sondern sich das Ganze aus der Ferne anschauen darf.

"Call the Midwife - Ruf des Lebens", ZDFneo, 21.35 Uhr, Doppelfolge

(leb)
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