"Der Wagner-Clan - Eine Familiengeschichte" Elegant und böse: der Wagner-Clan

Bayreuth · 3sat zeigt am Samstagabend einen Film über den Wagner-Clan. Das Werk porträtiert die Familie nach Art einer halbdokumentarischen Familiensaga. Iris Berben spielt die Cosima, Gattin des Komponisten.

 Die von Iris Berben verkörperte Cosima Wagner versucht, die zerstrittene Familie nach dem Tod ihres Mannes Richard mit allen Mitteln zusammenzuhalten.

Die von Iris Berben verkörperte Cosima Wagner versucht, die zerstrittene Familie nach dem Tod ihres Mannes Richard mit allen Mitteln zusammenzuhalten.

Foto: ZDF

Sie sind so etwas wie die Royal Family im post-aristokratischen Deutschland. Die Familie Wagner hat alles zu bieten: eine lange, aufsehenerregende Geschichte, Liebe, Intrigen - und mächtige Frauen. Heute zeigt 3sat das Historiendrama "Der Wagner-Clan - Eine Familiengeschichte".

Oliver Berben, der auch schon für den TV-Erfolg "Das Adlon" zuständig war, hat den Wagner-Film produziert. Und er hat so einiges versammelt, was in der deutschen Fernseh-Landschaft Rang und Namen hat: Heino Ferch, Justus von Dohnányi, Lars Eidinger, Petra Schmidt-Schaller - und seine Mutter Iris Berben. Sie spielt die wichtigste Frau auf dem Grünen Hügel von Bayreuth: Richard Wagners treu ergebene Ehefrau Cosima. Ihr geht es in dem Film einzig und allein um das Erbe und die Überhöhung der Figur Richard Wagner. Sie geht dafür sogar so weit, ihre eigenen Kinder zu verraten und zu verlieren.

Die Fernsehzuschauer tauchen ein in teils aberwitzige, teils urkomische Konflikte, die der von Cosima tyrannisch verhinderte Erbfolgekrieg mit sich bringt. Eigentlich wollen alle Wagners - vor allem die Kinder Isolde, Siegfried und Eva - ihre Ruhe, wollen glücklich sein und ihre Neigungen ausleben, aber das Matriarchat Cosimas ist wie ein Schatten, der noch nachts auf ihnen lastet. Um sie herum ein Nest und Gezücht aus Individualisten, Abtrünnigen und Speichelleckern.

Der Film setzt mit dem Tod des großen Komponisten in Venedig ein und erzählt die Geschichte seines Erbes - eine Geschichte über Intrigen, Verrat, Liebe und aufgegebene Träume. Etwas schräg, unerwartet und erfrischend respektlos inszeniert zeigt er, wie aus den Wagners die unerbittliche und zerstrittene Familie wurde, die sie zuweilen auch heute noch zu sein scheint.

Produzent Oliver Berben sprach bei der Premiere des Films vor einem Jahr von einem "etwas anderen Weg der schrecklich netten Familie" und forderte mehr Mut im deutschen Fernsehen. Der historische Stoff wird modern und mit großer Lässigkeit erzählt. Die Machart des Films erinnert an die erfolgreichen Serien wie die BBC-Produktion "Die Tudors" über die englische Königsfamilie.

"Der Wagner-Clan - Eine Familiengeschichte", 3sat, Sa., 22.05 Uhr

(RP)
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