TV-Analyse: ein misslungener Talkauftritt Jauch war Miriam Kachelmann nicht gewachsen

Nach gut 30 Minuten gab Günther Jauch am Sonntagabend die Moderation seiner Talk-Show einfach auf. Jauch fragte nicht mehr nach, wenn Jörg und vor allem Miriam Kachelmann als Reklame für ihr Abrechnungs-Buch "Recht und Gerechtigkeit" wüste Beschuldigungen gegen die deutsche Justiz vortrugen.

Jauch empfängt die Kachelmanns
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Er ließ den früheren "Bild"-Chef Hans-Hermann Tiedje ungehindert gegen Kachelmann giften ("Wetterfuzzi", "mieser Charakter") und flüchtete sich zum Schluss in die Abmoderation, es würden wohl alle "relativ unbefriedigt" aus dem Gespräch gehen.

Vor allem Miriam Kachelmann (26), der dritten Ehefrau des 28 Jahre älteren Ex-ARD-Wettermanns, war Jauch offenkundig nicht gewachsen: Was auch immer Jauch fragte, statt Kachelmann antwortete zunächst seine Frau, sprach von "wir" und "unserem Prozess", als hätte nicht ihr Mann, sondern sie wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung auf der Anklagebank gesessen, von dem er im Mai 2011 freigesprochen wurde.

Die damals 24-Jährige war dabei, als Kachelmann im März 2010 am Frankfurter Flughafen verhaftet wurde. Noch während des laufenden Verfahrens hatte Kachelmann seine dritte Frau geheiratet, die er im Internet kennengelernt haben soll. Seit seiner Freilassung weicht Miriam Kachelmann nach Darstellung des Ehepaares kaum von der Seite ihres Mannes.

Jauch brachte keine Frage über den Sender, ohne dass die aus Sachsen stammende Psychologie-Studentin - nach eigenen Angaben auch ausgebildete Schauspielerin - ihn mimisch und gestisch abkanzelte. Der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) hielt ihr vor, mit ihren Behauptungen, es gebe eine Vielzahl von Falschanzeigen, verharmlose sie Vergewaltigungen.

Sie entgegnete: "Ich bin selbst eine Frau. Ich kann das durchaus einschätzen." Über dieses Niveau kam die Sendung nicht hinaus, die ARD-Chefredakteur Thomas Baumann wie bereits gewohnt gegen jede Kritik an der thematischen Kenntnisfreiheit Jauchs und seiner fehlenden Souveränität verteidigte.

Die Quote war das Einzige, was stimmte: Jauch erreichte 5,29 Millionen Zuschauer, sein bester Wert seit der Sommerpause. Die Anwälte von Kachelmanns Ex-Geliebter Claudia D. kündigten an, weiter gegen das Buch vorgehen und weitere Verfügungen erwirken zu wollen.

(tüc)
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