Wenn Politiker auf Fragen nicht antworten Jens Spahn windet sich bei Markus Lanz

Düsseldorf · Als die junge Ostdeutsche Angela Merkel nach der Wiedervereinigung Nachhilfe beim CDU-Polit-Schlachtross Heiner Geißler nahm, beschied dieser der neuen christdemokratischen Hoffnungsträgerin lapidar: "Antworten Sie nie direkt auf Fragen der Reporter oder Moderatoren!" Diesen Satz hat sich offenbar auch der neue Hoffnungsträger der Union, der Gesundheitspolitiker Jens Spahn, eingeprägt.

 CDU-Politiker Jens Spahn hatte bei Markus Lanz mit einer Frage besonders zu kämpfen.

CDU-Politiker Jens Spahn hatte bei Markus Lanz mit einer Frage besonders zu kämpfen.

Foto: ZDF Screenshot

Der Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik beantwortete die ersten Fragen von Markus Lanz in dessen ZDF-Talk am Dienstag noch ganz direkt: Für Soldaten ist es tatsächlich "Krieg", wenn sie gegen den Islamischen Staat zu Felde ziehen. Ja, er vertraut seiner Kanzlerin, arbeitet mit ihr eng zusammen.

Bei der Frage von Lanz, ob diese Kanzlerin in der Flüchtlingskrise die Sache noch im Griff habe, befolgte Spahn dann aber doch lieber die alte Regel Geißlers — mit einer interessanten Variante. "Diese Frage ist falsch gestellt", korrigierte er den verblüfften Moderator.

Der aber insistierte: "Hat Merkel die Lage noch im Griff?". Spahn wand sich, sprach von Ausnahmesituation, die so niemand ahnen konnte, redete über Verschärfung des Asylrechts. Nur die Frage von Lanz beantwortete er nicht.

Lanz versuchte es noch einmal, kramte das jüngste Buch des Jung-Politikers hervor, in dem er zusammen mit anderen Autoren, Merkels Flüchtlingspolitik durchaus kritisch bewertete. Er versuchte sogar, den Moderator selbst ins Schwitzen zu bringen.

"Haben Sie das Buch überhaupt gelesen?" ergriff er die Initiative. Doch Lanz war gut vorbereitet, er hatte wesentliche Teile gelesen (wie viel, ließ er freilich offen) und hakte erneut nach: "Hat die Kanzlerin die Lage im Griff?"

Das Geplänkel zog sich noch eine Weile.

Eine Antwort blieb Spahn letztlich schuldig. Lanz ließ nicht locker, bravo. Das soll freilich kein Verdikt über den CDU-Politiker insgesamt sein. Immerhin konnte Spahn ein paar Grautöne in diese Schwarz-Weiß-Debatte "Für oder gegen Merkel" bringen. Dafür dankte ihm Lanz sogar, zitierte aber zum Abschluss noch eine Beschreibung, die sich einmal die "Süddeutsche Zeitung" für Lanz ausgedacht hatte: "Sie sind frech genug um aufzufallen und clever genug, um damit geschickt durchzukommen."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

(kes)
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