Moderatoren bei "Promi Big Brother" Wo bitte, geht’s zum Gag?

Düsseldorf · Entgegen aller Erwartungen fährt die zweite Staffel von "Promi Big Brother" bei Sat.1 ordentliche Quoten ein. An den Moderatoren kann das allerdings nicht liegen. Jochen Schropp ist viel zu lieb für Ironie und Cindy aus Marzahn wirkt so, als wäre sie gern ganz weit weg.

Es ist interessant, wie viel man heutzutage über eine Fernsehsendung erfährt, wenn man sich ihren Online-Auftritt anguckt. Im Fall von "Promi Big Brother" ist das eine quietschbunte, blinkende Seite, die einem allerlei tolle Videos ankündigt, die dann als Mini-Fetzen zwischen Werbeblocks gezeigt werden. "Ganze Folgen" gibt es de facto nicht, aber das ist auch ganz gut so. Denn zu den ganzen Folgen gehören auch die Auftritte von Moderator Jochen Schropp (35), und die sind schon bei der Erstausstrahlung im Fernsehen schlimm genug.

Nach dem Debakel, das Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn bei der ersten Staffel im vergangenen Jahr abgeliefert haben, als sie mäßige Witzchen lustlos (Pocher) oder ohne jedes Timing (Cindy) herunter leierten, schien die Wahl eines neuen Moderators geradezu zwingend. Allerdings hat sich offenbar niemand Gedanken gemacht, ob Schropp dieser Aufgabe gewachsen ist, sondern ihn einfach genommen, weil er gerade eben alles bei Sat.1 wegmoderiert (Link zu eigenem Text).

Nun steht er also da wie ein aufgekratztes Kind im Spielzeugladen und wirkt so distanziert zu den Geschehnissen im Haus wie Ronald Schill zu üppigen Dekolletés. Er bekommt sein Grinsen nicht aus dem Gesicht, weshalb er spektakulär daran scheitert, so etwas wie Biss oder gar Ironie zu transportieren, die bei einer Sendung wie dieser zwingend notwendig ist. "Michael Wendler, der Wanderpokal der Reality-Shows", flötet er in die Kamera, und wenn er merkt, dass keiner lacht, tut er das Unentschuldbare und schiebt ein pseudo-cooles "Ich weiß, der war gut" hinterher.

Überfordert bis verzweifelt

Wenn die "Dschungelcamp"-Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich dank ihres Timings und vor allem dank guter Autoren also ein Mercedes sind, ist Jochen Schropp ein verbeultes Dreirad. Allerdings ist er vor allem Moderator und Spielleiter, für die Gags hat der Sender schließlich (immer noch) Cindy aus Marzahn, die er vor knapp anderthalb Jahren für viel Geld von RTL weggekauft hat. Wirklich viel wusste Sat.1 seither nicht mit ihr anzufangen, und auch bei der Neuauflage von "Promi Big Brother" wirkt die Frau im immer gleichen pinken Jogginganzug überfordert bis verzweifelt.

Nicht nur, dass sie von der Hauptmoderatorin zum Gelegenheits-Sidekick degradiert wurde und dabei wieder zeigt, dass Witze-von-Karteikarten-ablesen nicht lustig ist. In der Webshow (Link), die sich an die Live-Übertragung im Fernsehen anschließt und die sie mit einem sehr selbstverliebten Bild-Journalisten namens Ingo Wohlfeil moderiert, ist sie so unmotiviert, dass man sekündlich erwartet, dass sie den Kram hinschmeißt.

Ihr einleitender Spruch "von ,Wetten, dass..?' in eine Webshow", den sie in der zweiten Folge brachte und der ausnahmsweise mal nicht auswendig gelernt, sondern bitterernst klang, war noch das Beste an diesem Quatsch, der den TV-Zuschauern keinerlei Mehrwert bietet. Höchstens Psychologie-Studenten könnten an der nicht vorhandenen Chemie zwischen den beiden Gastgebern ihre Freude haben.

Während Wohlfeil immer wieder zu Monologen ansetzt und umständlich beschreibt, was ohnehin alle gerade gesehen haben, blickt Cindy überall hin, nur nicht in sein Gesicht, und unterbricht ihn mehrfach mit den Worten: "Können wir jetzt mal ins Haus schalten?" Der Bild-Mann trägt es mit Fassung. Er empfindet Cindy offenbar als ein weiteres kitschiges Möbelstück in ihrer schrecklichen Wohnzimmer-Kulisse.

Als die beiden eine Werbepause ankündigen, setzt Musik ein, die Kamera aber bleibt zunächst bei Cindy und Wohlfeil. Die drehen sich sekündlich voneinander weg und sprechen kein Wort. Sie spielt mit einem Luftballen in Form einer Schampus-Flasche, er studiert die Fotos der Kandidaten, als habe er sie noch nie vorher gesehen. Sollten die Quoten, die schon leicht zu bröckeln beginnen, auf einem für Sat.1 halbwegs erfreulichen Niveau bleiben, dann liegt es mit Sicherheit nicht an den Moderatoren.

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