Mainz Kai Wiesinger in Alpen-Drama

Mainz · Das ZDF zeigt "Der Tote im Eis" – eine Geschichte, in der nahezu jeder ein dunkles Geheimnis hat.

Ein skrupelloser Bauunternehmer aus Hamburg will endlich reinen Tisch machen. Seine Alzheimer-Erkrankung lässt ihm nur noch wenig Zeit. Und so zitiert er seine Kinder in das Kärntner Familienchalet. Sohn und Schwiegersohn ahnen nichts Gutes. Trotzdem folgen sie seinem Wunsch und begleiten ihn auf einer riskanten Gletschertour. Der alte Mann (Manfred Zapatka) will den Weg zurücklegen, auf dem sein ältester Sohn vor 20 Jahren tödlich verunglückte.

Im Familiendrama "Der Tote im Eis" ist die geplante Tour nicht das einzige Problem des Bauunternehmers. Denn in Hamburg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen illegaler Preisabsprachen und Bestechung. Und so packt der Regisseur und Autor Niki Stein eine Menge Geschichten in den Zweistundenfilm hinein. Die Produktionsfirma Studio Hamburg hatte ihm angeboten, einen Film zu drehen, der sich im weitesten Sinne an Shakespeares "König Lear" orientiert. Stein war fasziniert von dem Gedanken an einen modernen King Lear, an einen alten Mann, der den nahen Tod vor Augen hat und doch noch versucht, sein Reich zu sortieren und ein anständiger Mensch zu werden. Er sagte zu und drehte ein bildgewaltiges Epos in großartiger Natur.

Spannend ist das Hochgebirgsdrama allemal geworden. Aber ein paar Handlungsstränge weniger wären sicher besser gewesen. Zudem beanspruchen die gefährlichen Klettertouren viel Aufmerksamkeit des Zuschauers. Sie wurden nicht im Studio gedreht, sondern in 3000 Meter. Auch plötzliche Wetterumschwünge unterstreichen die Dramatik der Geschichte.

Die Naturaufnahmen der Hohen Tauern überwältigen. Sie sind die eigentlichen Stars dieses an Promi-Schauspielern reichen Films, mit Kai Wiesinger als jüngerem Sohn Mark, Aglaia Szyszkowicz als Tochter Verena und Benjamin Sadler als deren Mann Gregor. Sie alle lieben den Vater, bewundern ihn und leiden zugleich unter ihm. In einer Nebenrolle unerwartet fies und intrigant: Ulrich Tukur. Die Aussage des Films findet Zapatka wichtig. "Über Familie wird viel gespottet. Aber sie bietet nun mal dem Einzelnen den festesten Zusammenhalt, gerade in schwierigen Zeiten."

"Der Tote im Eis", ZDF, Mo., 20.15 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort