Kölner "Tatort" Kein Platz für kölsche Romantik

Köln · Im Kölner "Tatort" geht es um den Mord an einem Reifenhändler und das Seelenleid eines Ermittlers. "Mitgehangen" erzählt aber auch die Geschichte von Max Ballauf und Freddy Schenk, die mal freundschaftlich-ehrlich ist, mal schmerzlich-brutal.

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Tatort Mitgehangen

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Foto: Bild: WDR/Thomas Kost

Max Ballauf leidet wie ein Hund. So unterdrückt und dabei so schlimm, dass der Zuschauer ihn in den Arm nehmen möchte und so schnell nicht wieder loslassen. Mal versucht der Kölner Ermittler, seinem Schmerz im Hallenbad davonzuschwimmen, mal wird er hart wie Kruppstahl, wendet Methoden an, die in der Polizeiarbeit eigentlich verpönt sind.

"Mitgehangen", der neue "Tatort" aus Köln, erzählt mehrere Geschichten: Zunächst ist da die vom Mord an Florin Baciu, der erschossen und mitsamt Auto in einem Kölner Baggersee gefunden wird. Baciu war kürzlich als Teilhaber in den Reifenhandel von Matthes Grevel eingestiegen. Der Neue sorgt dank seiner Kontakte zur Raser-Szene zwar für deutlich höhere Umsätze, ist aber bei keinem der Kollegen beliebt. Offenbar wurde Baciu in der eigenen Montagehalle erschossen - damit gerät Familienvater Grevel ins Visier der Ermittler.

Ballauf bringt Grevels Jungen dazu, gegen den Vater auszusagen. Das ist zu viel für Grevel. Er hält dem Druck nicht stand und erhängt sich in der Zelle, das verrät Regisseur Sebastian Ko früh. Freddy Schenk quält das schlechte Gewissen, sein Kompagnon macht komplett dicht. Und der Fall ist noch immer nicht gelöst.

"Du wirst immer nur gerufen, wenn alles scheiße ist"

"Mitgehangen" erzählt die Geschichte von Max Ballauf, der mit dem Ermittlerberuf hadert und dem Zuschauer erst am Ende sagt, warum: "Du wirst nie gerufen, wenn alles gut ist, wenn alles schön ist. Du wirst immer nur gerufen, wenn alles scheiße ist, wenn alles fürchterlich ist." Das ist einer dieser schlimmen Ballauf-Momente: Zu wissen, dass man auf der richtigen Seite steht und für das Gute kämpft, macht das ganze Schreckliche auf dem Weg halt nicht wett. Nicht immer.

"Mitgehangen" erzählt aber auch die Geschichte von der Beziehung zwischen Ballauf und Schenk, die mal freundschaftlich-ehrlich ist, mal schmerzlich-brutal. Schenk erwähnt gegenüber dem Verdächtigen, dass Ballauf keine Familie hat. Ballaufs Antwort auf diesen schockierend unsensiblen Hinweis: "Muss man jetzt Frau und Kinder haben, um vernehmen zu dürfen?" Dann ist es wieder rührend liebevoll. Gottlob. Es wäre auch zu schlimm, wenn der Zuschauer entlassen worden wäre ohne die Gewissheit, dass Ballauf und Schenk das zusammen wieder hinkriegen.

"Mitgehangen" ist nüchterner als die Kölner sonst. Er spielt in Hinterhöfen und Mittelstandsbetrieben, bei "scheißnormalen Leuten", wie Alvar Goetze, der den Sohn des Verdächtigen spielt, herausschreit. Er spielt nicht an Dom oder Rhein. Für kölsche Romantik mit Currywurst und Bier ist grade kein Platz.

"Tatort - Mitgehangen", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(grof)
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