Tatort aus Kiel: Borowski und das Meer Der neue Borowski konnte nicht überzeugen

Düsseldorf · In seinem neuesten Fall tauchte der Kieler Tatort-Ermittler Klaus Borowski ab - und das nicht nur im Film, sondern auch in Bezug auf das Echo der Zuschauer. Bei Twitter und in den sozialen Medien kam der aktuelle Tatort nicht gut an. Die Gründe: eine langweilige Geschichte und hölzerne Dialoge. Trotzdem: Die Quote kann sich sehen lassen.

Szenen aus der "Tatort"-Folge "Borowski und das Meer"
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Szenen aus der "Tatort"-Folge "Borowski und das Meer"

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Foto: NDR/Christine Schroeder

Das Thema erschien eigentlich vielversprechend: Ein Jurist gerät zwischen die Fronten von Umweltschützern auf der einen und skrupellosen Wirtschaftsbossen auf der anderen Seite. Letztere wollen mit Bodenschätzen in der Tiefe der Ostsee das große Geld machen. Als der Mann auf einer Betriebsfeier auf einem Partyboot über Bord geht, denkt Kommissar Borowski (ungwohnt lässig in Jeans und Outdoor-Jacke) zunächst an eine Beziehungstat. Doch als er herausfindet, dass der Tote für das Unternehmen "Marex" Schürfrechte für seltene Erden überall auf der Welt aushandelte, wird ihm das ganze Ausmaß des Falls langsam klar.

Kiel ist nicht Hamburg

Bis er den Fall lösen kann, fischt Borowski jedoch allzu lange in der trüben Ostssee, ohne dass es für den Zuschauer spannend wird. Der Tatort schafft es nicht, an Fahrt aufzunehmen. Klar, der Kieler Tatort ist nicht der Hamburger Tatort, Klaus Borowski ist nicht Nick Tschiller. Der Ermittler aus Kiel ist traditionell eher melancholisch, ruhig, nachdenklich. Spannende Action überlässt er anderen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Trotzdem hätte ein geschickt aufgebauter Spannungsbogen dem Film nicht geschadet.

Kritik gab es von den Zuschauern unter anderem für die langwierigen und teilweise hölzernen Dialoge zwischen den Schauspielern. Besonders Sibel Kekili, die Borowskis Kollegin Sarah Brandt spielt, kam bei den Zuschauern bei Twitter nicht gut weg:

Der gestrige #Tatort war wie ein kaltes Fischstäbchen, ungeniessbar. Dies gilt besonders auch für #Sibel.

Einige fragen sich, wie die Schauspielerin an ihre Rolle im Tatort gekommen ist:

Toll wäre ein Crossover, in dem Ulrich Tukur aus Wiesbaden nach Kiel kommt, um zu ermitteln, wie Sibel Kekilli an diesen Job kam. #tatort

Und auch der Gastauftritt von Krimiautor Frank Schätzing konnte den mittelmäßigen Film nicht retten.

Heiß diskutiert auf Twitter: Das Käsebrot

Währen der Film so vor sich hin plätscherte, hing sich die Diskussion auf Twitter an Kleinigkeiten auf. Einen Sturm an Reaktionen löste das Käsebrot aus, das die Frau des angeblich Erschossenen aß, während sie vom Tod ihres Mannes hört. Eigentlich nur ein kleines Detail, das aber für viele Zuschauer offenbar so seltsam anmutete, dass sie es nicht unkommentiert lassen wollten:

Merke: Troststullen helfen auch beim Tod des eigenen Ehemannes. Sie bleibt nach dem Käsebrot erstaunlich entspannt...#Tatort

Andere fanden das Butterbrot mit Käsebelag im Kieler Tatort fehl am Platze:

Statt Sprotte gibt es Käsestulle, wie unrealistisch in #Kiel :-) #tatort

Die Quote war gut: Fast 10 Millionen Zuschauer

Ganz egal, wie das Fazit der Zuschauer auf Twitter ausfiel - für die Quote muss sich der Kieler Tatort nicht schämen. Mit 9,99 Millionen Zuschauern verpasste der Film nur ganz knapp die angepeilte 10-Millionen-Marke. Sein Marktanteil betrug damit 28,4 Prozent. Und auch beim jungen Publikum hatte der Tatort viele Zuschauer: In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte der Krimi einen Marktanteil von 23,1 Prozent. In klassischer Tatort-Manier war der Film die meistgesehene Sendung des Sonntagabends. Zwar liegen diese Zahlen knapp unter denen vom Kölner-Tatort aus der letzten Woche, den immerhin 11,29 Millionen Zuschauer sahen. Doch die Quote für Kiel muss sich trotzdem nicht verstecken.

Unser Fazit: Der gestrige Tatort aus Kiel hätte besser sein können. Wirklich beeindruckend waren die tollen Unterwasseraufnahmen, die zu Beginn des Films gezeigt wurden. Schwächen hatte er vor allem beim Spannungsaufbau und bei den Dialogen - also, zusammengefasst, beim Drehbuch. Sibel Kekili ist eigentlich eine gute Schauspielerin, nur der Tatort scheint ihr keinen Spaß zu machen. Und: Auch wenn das Thema des Ökokrimis ein wichtiges war, hätte er sich etwas weniger als Moralapostel aufspielen können. Das findet auch der Verfasser des folgenden Tweets:

Fun Fact: Die erhobenen Zeigefinger in diesem #Tatort aneinandergelegt ergeben eine Strecke von Kiel bis zum Mariannengraben.

(lsa)
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