Kölner "Tatort: Benutzt" Ein Mord ohne Leiche

Köln · Der WDR liefert am zweiten Weihnachtstag mit "Benutzt" einen gut inszenierten Krimi mit tollen Aufnahmen. Doch wer der Handlung folgen möchte, muss sich konzentrieren.

Szenen aus dem Kölner "Tatort: Benutzt"
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Szenen aus dem Kölner "Tatort: Benutzt"

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Steuer-CDs stehen in Verdacht, nicht von so großem Nutzen zu sein, wie es einige Politiker weißmachen möchten: Denn die Ermittlungsverfahren münden nur selten in Strafbefehle.

Im Kölner "Tatort" jedoch verhilft ein Exemplar den Ermittlern zum Durchbruch. So stoßen sie auf ein Nummern-Konto in der Schweiz, das sie letztlich auf die Spur eines totgeglaubten Unternehmers führt, dessen (finanzieller) Einfluss auch in der Gegenwart noch spürbar ist.

"Mord an einer Leiche" oder "Totgesagte leben länger" hätte man den "Tatort" auch betiteln können, doch stattdessen heißt er schlicht "Benutzt". Und das liegt vor allem daran, dass der Fall vorrangig aus der Perspektive der Opfer erzählt wird, und nicht aus der des Mannes, der alle für seine Zwecke benutzt. Klingt nebulös? Ist es auch. Wer den Fall durchdringen will, muss von Anfang bis Ende aufmerksam zuschauen, denn wer Kleinigkeiten verpasst, der droht die Verwicklungen am Schluss nicht mehr zu verstehen.

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Zunächst wird eine Leiche am Rheinufer angespült. Es ist der Export- und Finanzberater Martin Lessnik. Eine Spur führt zu Karsten Holler, dem ehemaligen Geschäftspartner des Mordopfers. Der wurde allerdings vor einem Jahr offiziell für tot erklärt. Bei einer Motorradtour in der Wüste war er spurlos verschwunden.

Lessnik und auch Hollers Frau Sarah galten damals als tatverdächtig. Doch beweisen konnten die Ermittler das nicht — das Verfahren wurde eingestellt. Die alte Akte wird im aktuellen Fall immer wieder gewälzt. Dabei stoßen die Kommissare auf mehrere dubiose ehemalige Geschäftspartner, Ex-Frauen und Geliebte.

Jagd auf ein Phantom

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Der Krimi wäre eine klassische Detektivgeschichte, wenn die Kommissare nicht zeitweise ein Phantom jagen würden. Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) merken erst nach und nach, wie komplex die Geschichte ist, und zwar gemeinsam mit dem Zuschauer, erklärt Regisseurin Dagmar Seume. Hinzu gesellt sich eine interessante zwischenmenschliche Ebene: Schenk lässt den neuen Assistenten Tobias Reisser spüren, dass er von ihm wenig bis nichts hält.

Erstmals seit 2009 führt wieder eine Frau im Köln-"Tatort" Regie. Saume war in der DDR Trainerin für Kunstturnen, zur Regie kam sie erst 2005. "Benutzt" ist ihre erste "Tatort"-Arbeit. Der Krimi ist atmosphärisch gut inszeniert — es gibt tolle Aufnahmen, die mit einer Handkamera entstanden sind, und Panorama-Ansichten aus den Kranhäusern im Rheinauhafen.

Köln-Tatort "Benutzt", ARD, Samstag, 20.15 Uhr

(leb)
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